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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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Sie hätte gedacht, ich würde sie besser kennen.«
    Schwemmer rieb sich die geschlossenen Augen. Eigentlich durfte sie das nicht überraschen. Immer schon und immer wieder waren da Bemerkungen gewesen. »Fußball kann er vielleicht, aber Augen hat er wie ein Orang-Utan.« Sie hatten darüber hinweggehört, um des lieben Friedens willen. »Was hab ich denn damit zu tun, dass die da Krieg haben? Die soll’n bleiben, wo der Pfeffer wächst.« Oft genug hatten sie sich drüber lustig gemacht, hinterher, wenn sie allein waren.
    Na schön, Tante Kati war Rassistin. Und? Sonst war sie doch ein prachtvoller Mensch. Voller Humor und Warmherzigkeit. Eine echte bayerische Seele. Das ist es doch, was zählt, oder?
    Er sah zu Burgl und wusste, dass sie das Gleiche dachte wie er.
    »Scheiße«, sagte sie.
    ***
    Reagan betrat den Fitnessraum zögernd, seine Schultern hingen, die Hände hatte er in den Hosentaschen vergraben.
    »Ich hab meine Sportsachen nicht hier«, sagte er.
    »Brauchst du nicht.« Hardy streifte Jackett, Hemd und Armbanduhr ab und legte sie auf die Hantelbank. Das weiße Unterhemd ließ er an. In der Ecke mit der Boxbirne lagen zwei Paar Everlast-Handschuhe in Blau und Rot auf dem Boden. Das rote warf er Reagan zu.
    »Ach so«, sagte Reagan. »Findest du das fair? Ich kämpfe mindestens zwei Gewichtsklassen unter dir.«
    »Das Wort ›fair‹ solltest du im Moment besser nicht benutzen, wenn du mit deiner Familie oder mir redest.«
    Hardy nahm die Birne von ihrem Haken, legte sie ebenfalls auf die Hantelbank und zog sich das blaue Paar Handschuhe über.
    »Komm her, stell dich da hin.«
    Reagan kam in die Ecke geschlurft. »Wollen wir uns nicht warm machen?«
    »Keine Sorge, wir fangen ganz langsam an.«
    Reagan ließ sein Sweatshirt an und streifte sich nur die Handschuhe über. Hardy begann, leicht mit dem Oberkörper zu pendeln. Reagan war ein paar Zentimeter größer als er, aber von erheblich dünnerer Statur; er hob seine Hände zur Deckung.
    »Was hat dich überhaupt auf die Idee gebracht, hier ein Labor aufzumachen?«, fragte Hardy. Er deutete einen Jab an, und Reagan zuckte zurück.
    »Mir war langweilig«, sagte er trotzig.
    »So. Und da ist dir nichts Besseres eingefallen?« Hardy knallte einen Jab auf Reagans Deckung. Reagan machte einen Schritt nach hinten, kam aber schnell wieder vor, die Deckung oben, der Blick unstet.
    »Seit Wochen hängen wir rum. Gunther macht zu Hause sein eigenes Geld, und du wirfst mir vor, dass ich meinen Wein nicht selber kaufe!« Er machte einen weiteren Schritt vor und schlug eine planlose Rechte auf Hardys Deckung. Hardy ignorierte die Einladung zum Konter. Er hatte Zeit.
    »Und da gehst du aus Langeweile auf Nazitreffen.«
    »Offiziell sind das keine Nazis …«
    Hardy zielte mit der Linken auf sein Gesicht, und als Reagan die Deckung hochnahm, knallte er ihm die Rechte in den Leib. Reagan stöhnte auf und beeilte sich, aus seiner Reichweite zu kommen.
    »Das wär ja auch noch schöner«, sagte Hardy. »Offizielle Nazis.«
    »Ich meine, die sind keine Partei oder so was. Die glauben nur, dass Hitler unter der Antarktis überlebt hat. Und dass da immer noch ein Staat existiert. Und die können das ganz genau begründen.« Er deutete einen Angriff an, zog sich aber sofort wieder zurück.
    »Wo hast du die überhaupt kennengelernt?«
    »Drüben in Österreich. In Reutte. Da waren wir in ’ner Tabledance-Bar. Da bin ich mit einem ins Gespräch gekommen, der hat uns zu sich eingeladen. Das war’s auch schon. Der war eigentlich ganz nett. Dann haben wir uns noch ein paarmal getroffen, und dann hat er uns zu so ’nem Treffen mitgeschleift, Claude und mich. Und da war dann diese Frau.«
    »Name?«
    »Morgenbraun, Hanna Morgenbraun.«
    Hardy startete einen Angriff, bei dem er zwei Jabs über die Innenbahn in Reagans Gesicht unterbrachte, bevor es dem Jungen gelang, ihn zurückzuschieben. »Weiter«, sagte er.
    »Die hat uns den Stadel und Geld für die Erstausstattung angeboten. Und sie wollte alles abnehmen, was wir kochen.« Er versuchte, eine linke Gerade durchzubringen, scheiterte aber an Hardys Deckung. Diesmal nutzte Hardy die entstandene Lücke und traf ihn mit der Rechten auf die Wange. Reagans Kopf schleuderte herum, aber mit zwei schnellen Schritten hatte er sich wieder in eine sichere Position manövriert.
    »Hat sie bezahlt?«
    »Ja. Sie war korrekt.«
    »Was hast du mit dem Geld gemacht?«
    »Wein gekauft.«
    Hardy zog mit einem angetäuschten linken

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