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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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packte sein Handgelenk, drehte ihm den Arm auf den Rücken und schob ihn ins Treppenhaus.
    »Was ist los mit dir? Drehst du jetzt völlig durch?« Er drückte ihn gegen die Wand. »Was soll der Scheiß?«
    Reagan, eine Wange gegen den rauen Putz gepresst, atmete schwer. Seine Pupillen waren winzig. Mit einem wütenden Knurren versuchte er, sich zu befreien. Die Kraft, die er aufbrachte, war erstaunlich. Beinahe hätte er Hardy damit überrascht, aber eben nur beinahe.
    »Wie viel von dem Zeug nimmst du mittlerweile?«, fragte er.
    »Das geht dich einen Scheiß an.«
    »Wessen Wohnung ist das?« Reagan antwortete nicht. Hardy dachte daran, seinen Arm ein bisschen weiter zu drehen, aber unter Meth konnte ein Mensch eine solche Menge Schmerzen aushalten, dass in dem Arm was kaputtgehen würde, bevor Reagan es merkte. Hardy fluchte innerlich. Dann zog er Reagan von der Wand weg, öffnete die Tür zum Flur und versicherte sich, dass sie allein waren, bevor er ihn zurück zur Wohnung bugsierte. Erstaunlicherweise war Radek noch da. Weniger erstaunlich war, dass der Typ auf dem Sofa immer noch schnarchte. Hardy schubste Reagan in den Sessel, der an dem Tisch mit den Laborgeräten stand.
    »Wessen Wohnung ist das?«, fragte er Radek.
    »Seine.« Radek deutete auf den Schnarcher.
    »Wer ist das?«
    »Wolfgang. Unser Koch.«
    »Seit wann schläft er?«
    »Seit vorhin.«
    »Und vorher?«
    »Was weiß ich? Vier Tage, fünf Tage wird er wohl wach gewesen sein.«
    »Wo ist der andere? David?«
    Radek zuckte die Schultern.
    »Ich will ’ne Antwort.«
    »Er vertickt ’n bisschen. Am Pfarrer-Steiner-Platz.«
    »Halt doch dei Goschn!«, brüllte Reagan. Wütend starrte er Hardy an, wagte aber nicht aufzustehen.
    »Gibt es irgendeine nachweisbare Verbindung zwischen dieser Wohnung und dir?«, fragte Hardy.
    »Weiß nicht, was du meinst.«
    »Wer weiß, dass ihr hier seid?«
    »Na, der Wolfgang halt.«
    »Ein paar von denen auf der Straße wissen es auch«, sagte Radek.
    Hardy musterte ihn aufmerksam. Vielleicht war er nicht ganz nüchtern, aber auf jeden Fall ansprechbarer als Reagan.
    »Wissen die, wer ihr seid?«
    »Nein«, sagte Radek entschieden.
    »Wie seid ihr eigentlich hier drauf gekommen?«
    »Radek, halt die Schnauze«, zischte Reagan, aber Radek hatte erkannt, wer ab nun das Sagen hatte.
    »Wir brauchten einen neuen Koch, und David kannte den Wolfgang.«
    »Wieso einen neuen Koch?«
    »Claude ist ja weg.«
    »Claude war euer Koch? Und wo war das Labor?«
    Radek wies mit dem Kinn auf Reagan. »Das musst du ihn fragen. War ein großes Geheimnis.«
    »Du bist ein verdammter Verräter«, keuchte Reagan und sah ihn hasserfüllt an.
    »Wo ist Claude hin?«, fragte Hardy.
    »Keine Ahnung. Angeblich surfen.«
    Für Hardys Gefühl sagte er die Wahrheit. »Hast du die Schlüssel von dem BMW ?«
    »Ja.«
    »Wenn David wiederkommt, setzt ihr beide euch in den Wagen und kommt nach Garmisch. Wenn ihr nicht auftaucht, habt ihr mich an den Hacken, klar?«
    Radek nickte, Wolfgang schnarchte.
    »Schön. Wir beide gehen jetzt.« Er reichte Reagan die Hand. »Und versuch keine Tricks.«
    Reagan ignorierte die Hand und stand auf. Ohne weiteren Widerstand ging er zur Tür.
    Hardy drehte sich noch einmal zu Radek um. »Spätestens heute Abend meldet ihr euch bei mir, du und David. Und den da lasst ihr einfach da liegen, klar?«
    »Klar«, sagte Radek.
    Hardy schob Reagan auf den Flur und zum Aufzug. Schweigend warteten sie, bis sich die Tür mit einem »Ping« öffnete.
    »Das lass ich nicht mit mir machen«, sagte Reagan, als sie sich hinter ihnen geschlossen hatte.
    »Du weißt nicht, wovon du redest«, sagte Hardy. »Du hast keine Ahnung.«
    ***
    Burgl Schwemmer zögerte lange, bevor sie auf den Klingelknopf drückte. Es geschah so lange nichts, dass sie fast hoffte, es sei niemand daheim. Aber dann hörte sie drinnen Schritte die Treppe herabkommen.
    Karin Zettel öffnete die Tür und sah sie fragend an. Sie schien sie nicht zu erkennen. Ihr Gesicht wirkte schwammig, die Augen waren müde und gerötet.
    »Grüß Gott, Frau Zettel. Burgl Schwemmer ist mein Name.«
    Jetzt dämmerte es ihr. Ihre Brauen hoben sich. Aber sie sagte nichts.
    »Wir haben uns mal flüchtig kennengelernt«, sagte Burgl. »Aber mein Mann hat immer viel von Ihnen gesprochen.«
    »Und jetzt schickt er Sie zu mir? Wozu?« Zettel stand in der Tür und rührte sich nicht. Ihr Körper war in gespannter Bereitschaft, im Verteidigungsmodus.
    »Mein Mann weiß nicht, dass ich

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