Der Himmel über Garmisch (German Edition)
Großvater! Und du machst Geschäfte mit denen?«
»Das waren ja nicht die . Außerdem war er Kommunist.«
»Was soll das denn heißen? Dass er es verdient hat?«
Carlo verlor die Beherrschung. Er ging auf Reagan los. Hardy machte einen schnellen Schritt nach vorn und umfing ihn mit beiden Armen.
»Lass mich los! Diese kleine Ratte! Was glaubt der eigentlich?« Carlo versuchte sich zu befreien. Sie gerieten ins Wanken, bis Hardy ihn anhob und Richtung Tür trug. Das brachte ihn zur Besinnung.
»Lass mich das machen«, sagte Hardy leise und ließ ihn los.
Carlo atmete konzentriert ein und aus, den Blick auf seine Schuhspitzen gerichtet. Dann nickte er. Hardy bemerkte eine Bewegung an der Tür. Dort stand Ula, mit fragendem Blick, die Arme um den Körper geschlungen. Sie trat zu Carlo und legte einen Arm um seine Schultern. Mit einer brüsken Bewegung machte er sich von ihr frei. »Was soll das?«, fauchte er.
Erschrocken wich sie zurück.
Carlo sah zu Reagan, dann zu Hardy. »Red du mit ihm«, sagte er. »Aber bring ihn nicht um.«
Ula sah ihn entgeistert an. »Aber Paps, was redest du da?«
»Halt dich da raus!« Carlo verließ das Zimmer.
Ula sah Hardy an, aber er schüttelte den Kopf und bedeutete ihr mit einer Geste, ihrem Vater zu folgen. Sie gehorchte widerstrebend.
»Steh auf«, sagte er zu Reagan.
Er erhob sich. »Was hast du vor?«, fragte er vorsichtig.
»Wir sparren ein bisschen«, sagte Hardy.
***
»Ein Verhörzimmer?«, fragte Burgl.
»Ja. Das kleinste, das sie haben.« Schwemmer nahm einen entschlossenen Schluck von seinem Tegernseer.
»Und jetzt fühlst du dich abgeschoben«, stellte Burgl fest.
»Ja.«
»Aber eigentlich bist du doch gut bedient mit einem eigenen Zimmer. In Bad Reichenhall letzten Monat hatten sie nicht einmal einen Schreibtisch für dich.«
»Ja ja … Aber das war was anderes.«
Der Duft des Hühnchens im Backofen erfüllte die Küche, aber es gelang ihm nicht recht, die Vorfreude zu genießen. Und das Tegernseer hatte auch schon mal besser geschmeckt.
»Ich muss dir was gestehen«, sagte Burgl. Sie klang tatsächlich schuldbewusst, das war selten. »Ich war bei Karin Zettel.«
»Oh … Warum?«
»Ich hab ihr Hilfe angeboten. Als Therapeutin, aber auch so.«
»Du kennst sie doch kaum …«
»Stimmt. Aber du hast so oft von ihr gesprochen, dass es mir vorkommt, als wär sie eine alte Bekannte.«
»Du warst bei ihr zu Hause?«
»Ja. In der Badgasse.«
»Und?«
Sie wiegte den Kopf. »Das sieht schon recht durcheinand aus bei ihr. Nicht schmutzig oder so, aber chaotisch ist es schon. Und jetzt kommt der Théo zum Wochenende, und sie weiß gar nicht, wie sie ihn in die Wohnung bekommen soll.«
»Ja, sie sprach davon. Wegen der Treppe …«
»Sie haben ein paar Freunde, die ihn hochtragen werden und wieder runter, aber auf die Dauer geht das natürlich nicht. Ich hab mir schon den Kopf zermartert, aber ich weiß niemanden, der eine Erdgeschosswohnung frei hat.«
»Ich auch nicht. Jedenfalls keine erschwingliche. Obwohl … Was ist denn mit Tante Katis Haus in Murnau? Da wird immer mal wieder was frei.«
»Wieso hab ich denn daran nicht gedacht? Auf das Naheliegendste kommt man immer zuletzt. Ich ruf sie an.«
»Aber das Huhn …«
»Dauert noch«, sagte sie. »Ich telefonier drüben.« Sie ging ins Wohnzimmer.
Schwemmer schenkte sich Bier nach, entschlossen, dieses Glas zu genießen. Er saß am Küchentisch, blätterte im Tagblatt und las über die lokalen Katastrophen wie die gebrochenen Haxen eines bruchgelandeten Gleitschirmfliegers und den abgesagten Besuch von Christoph Waltz zur Festwocheneröffnung. Der SC hatte keine Saison, deswegen überflog er den Sportteil nur und sah überrascht hoch, als Burgl die Küche wieder betrat. Nach so kurzer Zeit waren Telefonate mit Tante Kati normalerweise nicht beendet. Sorge bereitete ihm ihr Gesichtsausdruck, der mit »wutentbrannt« nur unzureichend beschrieben war.
Sie setzte sich, griff nach seinem Glas und trank es fast aus. Dann knallte sie es auf den Tisch, dass das Noagerl fast herausschwappte.
»Ja bitte?«, fragte Schwemmer vorsichtig.
Burgl holte tief Luft. »Im Moment ist keine Wohnung frei. Aber selbst wenn: Tante Kati vermietet nicht an Neger.«
»Hat sie echt Neger gesagt?«
»Willst du Tante Kati jetzt auch noch mit political correctness kommen? Nachdem ich versucht habe, ihr einen Neger ins Nest zu setzen? Und dann auch noch einen im Rollstuhl! Weißt du, was sie gesagt hat?
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