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Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Der Himmel über Garmisch (German Edition)

Titel: Der Himmel über Garmisch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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Körperhaken seine Deckung nach unten und jagte ihm dann eine rechte Gerade mitten ins Gesicht. Reagan taumelte nach hinten gegen die Wand.
    »Falsche Antwort«, sagte Hardy.
    Reagan lachte auf und wischte sich mit dem Ärmel des Sweatshirts unter der Nase lang. Sie blutete nicht.
    »Ich hab’s verliehen«, sagte er. »Gegen Zinsen.«
    »An wen?«
    »Levan.«
    Die Antwort überraschte Hardy, sodass er kurz den Kopf über die Deckung hob, was sofort eine rechte Gerade auf seine Augenbraue zur Folge hatte. Er federte zurück und hob die Deckung wieder.
    »Wofür braucht Levan Geld?«
    »Ich hab ihn nicht gefragt. Er zahlt zwölf Prozent für drei Monate.«
    »Wo hast du ihn getroffen?«
    »In München. Vor zwei Wochen.«
    Hardy versuchte es erneut mit einem Jab über die Deckung, aber dieses Mal war Reagan auf der Hut.
    »Und was war das für ein Typ, bei dem ich dich aufgescheucht habe?«
    »Das war ein Tipp von David. Schließlich brauch ich ’nen neuen Koch. Aber der Typ ist ’ne Pfeife.«
    »Du wolltest weitermachen?«
    »Was heißt wollte? Will ich noch immer.«
    Offenbar war ihm klar, was jetzt kam. Hardy machte Ernst. Reagan hielt die Fäuste zur Doppeldeckung vors Gesicht, aber schon der dritte Schlag durchbrach sie und landete auf seinem Kinn, der vierte auf der rechten Augenbraue; der nächste war ein Körperhaken und fegte ihn von den Füßen. Reagan wand sich stöhnend auf der Matte.
    Aber er lachte.
    »Wie weit willst du gehen, alter Mann?« Er machte keine Anstalten, aufzustehen.
    »So weit, dass du den Respekt zeigst, den ein Vater haben will.«
    »Und du meinst, auf die Tour kriegt er den?«
    »Ich werde es versuchen. Weißt du eigentlich, mit wem du dich da draußen anlegst?«
    »Meinst du die Russen?«
    »Boris. Ja.«
    »Ich hätt mich ja nicht angelegt. Ich hatte nicht vor, hier zu verkaufen.«
    »Wie blöd bist du eigentlich? Meinst du, die machen da einen Unterschied? Das ist ihr Revier hier. Komm hoch, wir sind noch nicht fertig.«
    »Und wenn ich einfach liegen bleibe?« Er grinste.
    »Kannst du machen«, sagte Hardy und trat ihm in die Rippen.
    Reagan schrie auf. »Schon gut, schon gut, alter Mann, reg dich ab.« Keuchend kam er hoch und presste den rechten Handschuh auf die Stelle, an der ihn Hardys Schuhspitze getroffen hatte.
    »Seit wann weißt du, dass Claude tot ist?«
    »Seit er abends nicht runterkam. Seit sechs Tagen.«
    »Hast du irgendeinen Verdacht?«
    Reagan ließ die Deckung hängen und schüttelte den Kopf. »Nein. Ehrlich nicht.«
    Wenn es gelogen war, war es gut gelogen. Hardy ging mit gehobener Deckung auf ihn zu. »Was ist mit dieser Frau? Was plant die?«
    Reagan nahm die Fäuste hoch und begann, ihn zu umkreisen. »Die sucht nach einem neuen Platz für ein Labor.«
    »Und wenn sie einen hat?«
    »Dann steig ich wieder ein.«
    »Okay … Dann stell dir einfach mal vor, Boris wäre an meiner Stelle.« Hardy drosch einen linken Haken unter der Deckung hinweg, den Versuch einer Rechten von Reagan wischte er zur Seite und zog einen zweiten linken Haken nach. Reagans Oberkörper kippte nach vorn, und er erwischte ihn mit einer vollen Rechten auf dem Kinn und einer zweiten auf den Augenbrauen. Reagans Beine gaben nach, und er ging wieder zu Boden. Er kniete auf die Handschuhe gestützt auf der Matte; keuchend; blutige Speichelfäden rannen aus seinem Mund zu Boden.
    »Du musst deine Phantasie benutzen«, sagte Hardy. »Denn verglichen mit dem, was Boris mit dir macht, ist dies hier Kindergeburtstag. Es ist gar nichts.«
    Reagan verharrte in seiner Stellung. Hardy ging zur Hantelbank und begann, seine Handschuhe abzustreifen. »Du kannst nicht hierbleiben«, sagte er. »Du musst weg, ins Ausland am besten. Je weiter, desto besser. Wir werden versuchen, uns mit Boris zu einigen.«
    Reagan kam ächzend auf die Beine. »Wie wollt ihr das machen? Warum machen wir sie nicht fertig?«
    »Du weißt doch nicht, wovon du redest. Frag mal deinen Freund Levan, mit wem du dich da anlegen willst.«
    Hardy warf die beiden Handschuhe in die Ecke und drehte sich um. Reagan stand direkt vor ihm. Bevor er reagieren konnte, landete ein voller rechter Schwinger auf seiner Leber.
    Er erstarrte für eine endlose Sekunde. Sein Körper fühlte sich an wie eine Glocke, die ein sehr schwerer Klöppel getroffen hatte und die nun zu vibrieren begann. Schließlich gaben seine Knie nach, und er stürzte haltlos zu Boden. Erst jetzt setzte der Schmerz ein, von dem er wusste, dass er entsetzlich werden

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