Der himmlische Weihnachtshund
es scheint, konnte ich dich ja aus deinem Stimmungstief herausholen.«
»Ja, sieht so aus.« Sie lächelte. »Dafür müsste ich den Gentleman vermutlich noch hereinbitten, vielleicht auf eine Tasse Kaffee und eine Schale Wasser für Keks?« Sie zögerte. »Obwohl das eigentlich nicht meine Art ist.«
»Was, Hunden Wasser zu geben?«
Höre ich da Wasser? Für mich? Ja bitte, ganz viel! Ich
verdurste nach dieser salzigen Bratwurst!
»Nein, fremde Männer abends in meine Wohnung einzuladen.«
Michael legte den Kopf schräg. »Als fremden Mann würde ich mich jetzt aber nicht gerade bezeichnen.«
Fionas Wangen verfärbten sich leicht rosig. »Du weißt schon, was ich meine.« Da er nicht darauf antwortete, seufzte sie ergeben. »Also gut, kommt rein.«
Er folgte ihr in den Hausflur und dann in den ersten Stock. Ihre Wohnung war klein, aber geschmackvoll eingerichtet. Dunkle Möbel zu hellen Wänden und Böden. Hier und da standen Nippsachen in den Regalen, auf den Fensterbänken drängten sich Blumen und Grünpflanzen. Fiona führte ihn in das Wohnzimmer und deutete auf die Couch. »Bitte setz dich doch. Soll ich uns Kaffee machen oder lieber einen Tee oder Grog?«
»Tee ist in Ordnung«, antwortete er. »Ich will ja heute Nacht noch schlafen.«
»Okay. Keks, komm mit mir! In der Küche kriegst du was zu trinken.«
Au ja, ich komme sofort!
Michael sah den beiden neuen Frauen in seinem Leben nach, dann lehnte er sich auf der Couch zurück und versuchte sich zu entspannen. Das Bedürfnis, Fiona in die Küche zu folgen, unterdrückte er standhaft. Stattdessen lauschte er den leisen Geräuschen, die sie bei der Zubereitung des Tees verursachte. Fast drei Stunden hatten sie gemeinsam auf dem Weihnachtsmarkt verbracht. Einigen weiteren alten Bekannten waren sie begegnet, doch die meiste Zeit konnte er sich ganz auf Fiona konzentrieren. Es erschien ihm verrückt, doch in ihrer Nähe hatte er tatsächlich das Gefühl, all die Jahre nur auf ihre Rückkehr gewartet zu haben. War das real, oder wurde er allmählich wunderlich? Obgleich sie bemüht schien, einen gewissen Abstand zu ihm zu halten, hatten sie allmählich zu ihrem alten freundschaftlichen Ton zurückgefunden. Anders natürlich als in der Kinderzeit, aber dennoch irgendwie vertraut. Die Chemie zwischen ihnen stimmte einfach, so war es früher gewesen und hatte sich seither nicht geändert.
Er lächelte versonnen. Doch, natürlich hatte sich etwas ganz Grundlegendes verändert. Sie waren erwachsen, und Fiona war eine sehr attraktive Frau geworden, die ihn voll in seinen Bann zog, ohne sich dessen bewusst zu sein. Vom ersten Moment an hatte sie in ihm das Verlangen nach mehr als der bloßen alten Freundschaft geweckt. Sie schien das fehlende Puzzleteil in seinem Leben zu sein.
Seine Miene wurde wieder ernst. Wohin solche Gedanken führen würden, war ihm nur allzu klar, aber auch, dass sie fruchtlos waren, solange Fiona ihn für einen Weiberheldenhielt. Was er bisher ja auch gewesen war. Für einen Moment versuchte er sich an die Vorteile dieses lockeren, ungebundenen Lebensstils zu erinnern – nur für den Fall, dass er vielleicht nur an einer Art vorübergehender Verwirrtheit litt. Doch seine Gedanken wanderten umgehend wieder zu der Frau in der Küche zurück, zu ihrem Gesicht, ihren schönen braunen Augen, dem ungekünstelten Lächeln auf ihren fein geschwungenen Lippen.
Michael schluckte und zwang sich ins Hier und Jetzt zurück. Tagträume waren ja gut und schön, aber obgleich er ein Mann schneller Entschlüsse war, hielt er es doch für angebracht, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen.
»Möchtest du Zucker oder Milch?«, fragte Fiona in diesem Moment und trug ein Tablett mit zwei Tassen und der Teekanne herein. Keks folgte ihr, an der Schnauze noch Wassertropfen. Schnaufend legte sich die kleine Hündin unter den Couchtisch und schloss die Augen.
Es macht euch doch nichts aus, wenn ich ein Nickerchen
mache? Hier ist es gemütlich und riecht so angenehm.
Und ich bin sooo müde!
»Sie scheint ziemlich erschöpft zu sein«, stellte Fiona lächelnd fest.
Michael nickte. »Ja, der Tag war wohl doch sehr lang und anstrengend. Zucker bitte.« Er nahm eine der Tassen und rückte ein Stück zur Seite, damit Fiona sich setzen konnte.
Sie zögerte sichtlich und hätte sich fast auf den Sessel gegenüber gesetzt. Doch dann überlegte sie es sich doch wieder anders und ließ sich neben ihm nieder. »Wenn sie zu müde ist, musst du sie vielleicht nach
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