Der himmlische Weihnachtshund
Stelle zumindest versuchen.«
»Was versuchen?« Irritiert blickte Fiona sie an.
»Herauszufinden, ob dieses Sprichwort stimmt. Vielleicht erlebst du ja eine Überraschung.«
Unsicher strich sich Fiona ihr braunes Haar hinters Ohr. »Du meinst wirklich, ich soll etwas mit einem notorischen Frauenhelden anfangen?«
Sachte schüttelte Inge den Kopf und warf einen Blick durch die Glastür auf die von Straßenlaternen beleuchtete Straße. »Nein, ich denke, du solltest einfach deinem alten Kinderfreund eine Chance geben und schauen, wo es euch hinführt.« Sie deutete mit dem Kinn Richtung Tür. »Er scheint zumindest ähnlicher Ansicht zu sein.«
»Guten Abend, Herr Sahler«, grüßte die Sprechstundenhilfe ihn, als Michael die Tür zur Praxis öffnete.
Er lächelte ihr zu. »Guten Abend, die Damen.« Sein Blick wanderte weiter zu Fiona, die ein wenig verlegen wirkte. »Keks und ich waren gerade auf unserem abendlichen Rundgang und haben uns gefragt, ob du nicht Lust hast, mit uns den Weihnachtsmarkt unsicher zu machen.«
Inge stieß einen überraschten Laut aus, dann kicherte sie vergnügt. »So kann man sich irren.«
»Wie bitte?« Verständnislos sah er sie an.
»Ach nichts.« Mit einem bedeutsamen Blick in Fionas Richtung setzte sie hinzu: »Ich wünsche euch viel Spaß. Bis Montag, Fiona! Auf Wiedersehen, Herr Sahler.« Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen verließ Inge die Praxis.
Mit fragendem Blick wandte Michael sich wieder Fiona zu. »Was war das denn?«
Sie zuckte die Schultern und bemühte sich sichtlich, ihre Verlegenheit zu überspielen. »Inge hatte mich auch schon zum Weihnachtsmarkt eingeladen, aber ich habe abgesagt.«
»So, warum denn?«
»Mir ist nicht nach Weihachtstimmung.«
»Das ist aber sehr schade. Können wir dich wirklich nicht überreden?« Er setzte sein charmantestes Lächeln auf. »Ich wollte mir mit Keks eine Bratwurst teilen, und wenn du nicht mitkommst, ist niemand da, der mich dafür schimpfen könnte.«
Um Fionas Mundwinkel zuckte es verdächtig. Rasch ging sie in die Hocke und streichelte den Welpen. »Na, du. Lass dich bloß nicht von deinem Herrchen mästen!«
Hey, was denn, das mit der Bratwurst war nicht meine
Idee. Aber einen Versuch wäre es wert. Hab ja noch nie
eine essen dürfen. Aber ich nehme auch einen von deinen
Hundekuchen. Die sind so lecker. Hast du welche in der
Tasche oder unter dem Kittel versteckt?
»Hey, nicht doch!« Lachend wehrte sie den übermütigen Hund ab, der an ihr hochkletterte und seine Nase unter ihren weißen Kittel schieben wollte. »Suchst du nach denen hier?« Sie zog einen ihrer Hundekekse aus der Tasche und hielt ihn der Hündin vor die Nase.
Keks ließ sich auf ihr Hinterteil plumpsen und leckte sich mehrmals über die Schnauze. »Dachte ich’s mir doch. Du bist ja wirklich ein kleines Krümelmonster.« Fiona gabdem Hund das Leckerchen und erhob sich wieder. »Wenn sie so weitermacht, muss ich sie über kurz oder lang wegen Übergewichts behandeln.«
Michael lachte. »Nicht, solange sie täglich mit mir joggen geht. Deine Hundekuchen scheint sie übrigens besonders gerne zu fressen. Die sind selbstgemacht, oder? Was ist dein Geheimnis?«
Sofort schien die Verlegenheit wieder da zu sein. Fiona rieb die Handflächen aneinander, als müsse sie sie von Krümeln befreien. »Ja, die mache ich selbst. Und da gibt es kein Geheimnis. Na ja, ich verwende nur ökologische Zutaten und so … « Sie brach ab und zog ihren Kittel aus, hängte ihn über den Stuhl an der kleinen Rezeption. »Okay, vielleicht ist es doch ein Geheimnis. Oder vielmehr mein selbst erdachtes Rezept, das ich sonst niemandem verrate.«
»Was auch immer du hineintust, Keks scheint es wirklich zu schmecken«, befand Michael. »Vielleicht sollte ich dich überreden, mir das Rezept zu verraten. Damit ließe sich bestimmt viel Geld machen.« Er grinste.
Fiona rang ein wenig nach Atem und starrte ihn erschrocken an. »Das Rezept?«
Michael musterte sie überrascht. Irgendetwas schien ihr unangenehm zu sein, deshalb stieß er sie sanft mit dem Ellenbogen an. »Das war ein Scherz, Fiona!«
»Entschuldige bitte.« Fiona senkte den Blick. »Ich sagte ja, dass ich nicht in bester Stimmung bin.«
»Dann werden wir jetzt dafür sorgen, dass sich das ändert.«
»Ach ja?«
»Jawohl.« Michael lächelte wieder. »Hol deinen Mantel und am besten auch einen warmen Schal – es ist ziemlich kalt heute Abend. Schnee liegt in der Luft. Und dann gehen wir zusammen
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