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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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sehen. Matt drückte eine Taste auf seinem Laptop. Das nächste Bild zeigte eine dunkelhaarige Frau mit tief liegenden Augen und leicht schiefem Lächeln. Ein weiteres Bild, diesmal von einem Inder mit Turban, dann das eines pausbäckigen Weißen mit Bürstenhaarschnitt, dann das einer jungen Schwarzen mit zurückgebundenem Haar, einer Frau spanischer Abstammung, eines Koreaners, eines weiteren Weißen, einer weiteren Weißen, einer Frau mit muslimischem Kopftuch, eines Mannes mit langem Bart, einer Chinesin und so weiter und so fort. Die kleine Diashow dauerte fast zwanzig Minuten. Videomaterial hatten wir ebenfalls. Jede Menge Videomaterial, doch man hatte Tests gemacht, und die Fotos zeigten immer mehr Wirkung. Die Fotos gaben den Jugendlichen Zeit, um die Gesichter zu studieren. Ich hatte fast alle diese Bilder schon einmal gesehen. Es waren nur wenige Neuzugänge dabei. Jede dieser Personen war einer unserer Feinde. Das wussten wir. Ungefähr die Hälfte von ihnen war bereits eliminiert worden. Die übrigen befanden sich noch auf der Liste.
    Als die Diashow zu Ende war, stand Matt schweigend da. Er würde nichts sagen. Er würde so lange einfach nur dastehen, bis sich einer der Jugendlichen zu Wort meldete, auch wenn es eine Stunde dauerte. Doch so lange dauerte es nie. Rob, der Eishockeyspieler, hob die Hand. »Ja, Rob?«, fragte Matt.
    »Und welcher von ihnen hat es getan?«
    »Welcher von ihnen hat was getan?«, fragte Matt zurück. Ihm war klar, was Rob mit seiner Frage meinte, doch er wollte, dass Rob die Worte selbst aussprach. Er wollte, dass jeder Jugendliche im Raum Rob die Worte sagen hörte.
    »Welcher von ihnen hat meine Mom umgebracht?«, fragte Rob. Dann holte er so tief Luft, dass ich es ganz hinten im Zimmer hören konnte.
    »Sie alle haben es getan.« Matt schaltete das Licht wieder ein. Er ging langsam ans vordere Ende des Raums. Wir wussten, wer Robs Mom getötet hatte. Er war noch am Leben und wohnte in St. Louis. Man zog es allerdings vor, keine Fotos von den Leuten zu zeigen, die tatsächlich Angehörige der Jugendlichen getötet hatten. Ihnen sollte nicht nur ein Killer präsentiert werden. Man wollte dafür sorgen, dass die Jugendlichen sie alle hassten. »Sie sind alle Komplizen. Wisst ihr, was man unter einem Komplizen versteht?« Alle Jugendlichen nickten. Eine aufgeweckte Gruppe. Matt genoss ihre volle Aufmerksamkeit. »Sie alle haben sie getötet. Sie haben zusammengearbeitet. Das Erschreckende an der Sache ist, dass das nur ein kleiner Teil von ihnen ist. Und sie sind noch nicht fertig. Sie werden nie fertig sein. Sie werden nur aufhören, wenn wir sie stoppen. Sie sind blutrünstige Killer. Sie sind böse. Sie sind unser Feind. Das ist ein Krieg, und er dauert schon seit Generationen. Mit etwas Glück werdet ihr die Generation sein, die ihn beendet.« Ich hatte diesen Teil des Vortrags schon so oft gehört, dass es mir dabei inzwischen jedes Mal den Magen umdrehte. Propaganda war nicht mein Stil. Ich hatte sie schon immer für unnötig gehalten. Ich sah Rob an. Er starrte Matt an. Sein linkes Auge zuckte leicht, und er ballte die rechte Hand immer wieder zur Faust. Ich kam nicht umhin, mir zu denken: Sag dem armen Jungen doch einfach, wer seine Mom ermordet hat, und schick ihn los. Du brauchst ihm nicht zu erklären, welche Seite die gute ist und welche die schlechte. Was ihn anbelangt, weiß er das bereits. Matt fuhr fort. »In zwei Jahren, wenn jeder von euch achtzehn ist, werdet auch ihr ein Teil dieses Krieges sein. Da gibt es keinen Ausweg, kein Entrinnen. Diese Leute« – Matt sprach das Wort Leute mit Abscheu aus, als sollte er es eigentlich nicht in den Mund nehmen, und redete dann mit mehr Selbstvertrauen weiter, wobei seine Stimme mit jedem Wort lauter wurde – »werden hinter euch her sein. Sie wollen euch tot sehen. Gebt euch keiner Täuschung hin – jeder von euch ist mit einer besonderen Bestimmung auf die Welt gekommen. Jeder von euch kann dazu beitragen, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Sobald ihr achtzehn seid, gehört ihr zur Zielgruppe. Ihr könnt getötet werden, genauso, wie eure Eltern oder eure Tanten oder Onkel getötet wurden. Ihr könnt vom Feind kaltblütig ermordet werden. Nun, wie Joseph hier …« Matt deutete auf mich und würdigte zum ersten Mal meine Anwesenheit. Alle Jugendlichen drehten sich auf ihren Plätzen, um mich anzusehen. »Wie Joseph euch später erklären wird, könnt ihr dagegen etwas unternehmen. Sobald ihr achtzehn seid,

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