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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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habe die Hintergrundinfos gelesen«, sagte ich zu Jared. Ich starrte durchs Fenster die Gesichter in den Autos an, die wir überholten, musterte jedes einzelne und versuchte zu erraten, ob es sich um jemanden handelte, der zu uns gehörte, zu den anderen oder zu den vielen glücklichen Unbeteiligten. Es war unmöglich zu sagen. Wir überholten einen silberfarbenen VW Jetta mit einer hübschen Studentin am Steuer und einer Freundin auf dem Beifahrersitz, überholten einen großen schwarzen Cadillac Escalade, den ein korpulenter Mann mit Schnurrbart und einer Tätowierung am linken Arm fuhr, überholten ein schwarzes Pärchen in einem kleinen roten Sportwagen, fuhren dahin, überholten immer mehr Leute, alles potentielle Freunde, alles potentielle Feinde. Das Einzige, was ich mit Sicherheit wusste, war, dass es einen weiteren professionellen Killer gab, der jede Menge Gründe hatte, mich tot sehen zu wollen.
    »Was steht bei dir als Nächstes auf dem Plan?«, fragte mich Jared.
    »Ich muss einen Vortrag halten. Und bei euch?«
    »Ich kann mich ein bisschen ausruhen und entspannen.« Michael lächelte. Ich sah zu Jared hinüber und fragte mich, was er wohl als Nächstes vorhatte.
    »Ich habe noch einen Job zu erledigen. Der dürfte allerdings nicht allzu schwierig werden. Vielleicht sollten wir versuchen, uns anschließend zu treffen.« Jared nickte in Richtung Beifahrersitz. »Wohin geht’s bei dir im Urlaub, Michael?«
    »Du weißt doch, dass ich das euch zwei Losern nicht erzählen soll. Was ist, wenn ihr geschnappt und gefoltert werdet? Dann verpfeift ihr mich womöglich.« So lauteten die Vorschriften. Selbst ein kurzes Treffen nach einem Job war unorthodox. Uns wurde stets eingetrichtert, dass so wenige Leute wie möglich wissen sollten, wo wir uns aufhielten. Das war sicherer. Bleibe in Bewegung, verhalte dich unauffällig, und du bist sicher. Das war langweilig und verdammt einsam. »Außerdem wärt ihr beiden mir wahrscheinlich nur im Weg.« Er machte eine Pause. »Aber vielleicht fliege ich nach Saint Martin – auf die französische Seite. Jede Menge Sonne, tolles Essen. Meine Unterkunft ist groß genug für uns fünf. Für mich, euch zwei und die beiden Mädels, die ich jeden Abend abschleppe.«
    »Was meinst du, Joe? Saint Martin? In der Sonne sitzen, Cocktails trinken und die hübschen Frauen anglotzen, die am Strand flanieren?« Mein Blick traf sich abermals mit dem von Jared im Rückspiegel. Er war mein ältester Freund. Wir kannten uns schon lange, bevor wir wussten, für welche Art von Leben wir bestimmt waren. Als wir in die erste Klasse gingen, spielten wir Räuber und Gendarm. Wir gaben vor, Feuerwehrmänner zu sein oder Astronauten. Das hier hatten wir uns allerdings nie vorgestellt. Wir hatten nie Gut gegen Böse gespielt. Jared wirkte ein wenig müde, ein wenig ausgelaugt.
    »Ich bin dabei«, sagte ich.
    Am Flughafen gingen wir wieder getrennte Wege. Michael setzte zuerst mich ab. Er würde Jared an einer anderen Stelle rauslassen und anschließend den Mietwagen zurückgeben. Als sie davonfuhren, lehnte sich Michael aus dem Fenster auf der Beifahrerseite, legte die hohlen Hände an den Mund und rief: »Vergiss nicht, junger Jedi, die Macht wird immer mit dir sein!« Ich konnte Michael noch lachen hören, als ich durch die Glastür das Flughafengebäude betrat. Wenn wir uns in Zukunft wieder begegneten, wären wir drei Fremde.
    Als ich in meinem Terminal angelangt war, ging ich zum Flugschalter und ließ mir einen Sitzplatz für eine Person zuweisen, deren Name nicht der meine war. Ich zeigte einen Ausweis mit einem Foto von mir vor, der auf den Namen eines Fremden ausgestellt war. Dann ging ich an Bord einer Maschine nach Chicago. Schade, dass es sich nicht um einen längeren Flug handelte, denn ich fiel sofort in einen tiefen, traumlosen Schlaf, als ich mich in meinem Sitz zurücklehnte. Ich wachte nicht auf, als wir abhoben. Ich bekam kaum mit, als wir landeten. Inzwischen waren Flugzeuge der einzige Ort, an dem ich noch tief schlafen konnte.

DRITTES KAPITEL
    In Chicago sollte ich bei einem Vortrag für einige ortsansässige Jugendliche assistieren. Genau genommen handelte es sich eher um eine Initiation als um einen Vortrag. Die Jugendlichen waren alle um die sechzehn Jahre alt. Noch waren sie arglos. Ihnen blieben noch zwei Jahre, ehe ihre Welt um sie herum einstürzen würde. Ihnen blieben noch zwei Jahre, um sich an die Vorstellung zu gewöhnen, dass es Leute gab, die ihnen nach dem Leben

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