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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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ich mich.
    »Die Leute machen sich einfach Sorgen um dich«, entgegnete Jared. Ich fragte mich, wer diese Leute sein mochten, die sich Sorgen machten. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich irgendjemand Sorgen machte.
    »Und warum machen sie sich Sorgen um mich?«, fragte ich.
    »Weil du eine Pechsträhne hattest«, erwiderte Jared. Der Begriff »Pechsträhne« erschien mir nicht wirklich treffend. Ich antwortete nicht, sondern saß einfach nur da. »Hör mal, Joe, sei nicht sauer auf mich. Ich möchte dir wirklich helfen. Ich möchte wirklich, dass du dich für mich freust.«
    »Entschuldige«, sagte ich schon zum zweiten Mal an diesem Abend. »Aber wie möchtest du mir aus einer Pechsträhne helfen?«
    Jared stellte sein leeres Glas auf den Tisch. Er gab der Kellnerin zu verstehen, dass sie uns noch zwei Drinks bringen solle. »Sie haben mir den Job in Montreal angeboten.« Er hatte den Blick jetzt auf seine Hände gesenkt. »Sie glauben, dass es nicht gut ist, wenn du ihn erledigst, nach allem, was beim ersten Mal passiert ist. Sie wollten, dass ich mich darum kümmere.« Ich traute meinen Ohren kaum. »Ich habe mich aber geweigert, weil ich weiß, dass dir dieser Job wichtig ist. Ich habe ihnen gesagt, dass ich mit dir reden würde. Ich habe ihnen gesagt, dass du nur ein bisschen moralische Unterstützung brauchst.« Die Kellnerin stellte uns die neuen Drinks auf den Tisch. Ich trank die Hälfte von meinem in einem Zug. »Sieh mal, Joe« – Jared beugte sich über den Tisch zu mir herüber – »du hast hier eine Zukunft. Versteh es bitte nicht falsch, dass ich gekommen bin. Die verschwenden unsere Energie nicht für hoffnungslose Fälle. Alle glauben, dass du eine wirklich große Zukunft hast. Mag sein, dass ich im Schnellverfahren befördert wurde, aber viele Leute denken, dass du derjenige bist, der wirklich Potential hat. Das bekomme ich ständig zu hören. Es heißt, du hättest ein Feuer, das den meisten anderen einfach fehlt.«
    Meine Anspannung löste sich. »Wenn sie so viel von mir halten, warum haben sie Brian dann versetzt?« Ich benutzte Jared gegenüber Brians echten Namen. Ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte.
    »Das war keine Strafe, Joe«, erwiderte Jared. »Ich weiß, dass dir dein neuer Ansprechpartner beim Geheimdienst das vermutlich gesagt hat, aber nur deshalb, weil er ein sturer Hund ist. Brian wurde versetzt, weil die hohen Tiere befürchten, dass sie ihm nicht vertrauen können.«
    »Warum? Halten sie ihn etwa für einen Spion?«
    Jared schüttelte den Kopf. »Niemand ist genau im Bilde«, entgegnete er. »Deshalb ist es umso besser, je weniger darüber gesprochen wird. Du sollst nur wissen, dass es keine Strafe war. Genau genommen ist der Typ, der jetzt für dich zuständig ist, das einzig Wahre, auch wenn er ein sturer Hund ist. Sie haben ihn dir ganz bewusst zugeteilt. Er hat den Ruf, dass er Leute schnell nach oben bringt. Mit ihm umzugehen ist die Hölle, aber er hat eine Menge auf dem Kasten.«
    »Was willst du mir damit sagen, Jared?«
    Jareds Tonfall wurde mit einem Mal sehr ernst. »Ich will dir damit sagen, dass dir keiner Vorwürfe dafür macht, was in Montreal passiert ist. Genau genommen waren viele Leute sogar ziemlich beeindruckt, dass du diesen Typen gerettet hast. Ich will dir damit sagen, dass niemand damit rechnet, dass du noch lange ein normaler Soldat bleiben wirst. Ich will dir damit sagen, dass du die Ohren steifhalten und deine Arbeit erledigen sollst, dann wird sich für dich alles ziemlich schnell zum Guten wenden.«
    »Sind das deine aufmunternden Worte?« Ich war endlich wieder in der Lage, Jared anzulächeln.
    »Mehr habe ich nicht zu bieten«, entgegnete er.
    »Wie kommt es dann, dass du befördert wirst, während Michael und ich uns immer noch den Arsch aufreißen müssen?«
    Jared lachte. »Ich wurde vor Michael befördert, weil Michael, so gern ich ihn mag, ein Loser ist. Er ist gut im Töten, aber das ist auch schon seine einzige Begabung. Er ist bereits dort, wo er hingehört. Er ist bereits dort, wo er am meisten zu bieten hat. Und ich wurde vor dir befördert, weil du erst wieder zur Vernunft kommen musst. Wenn es so weit ist, wirst du mich im Rückspiegel sehen.« Jared nippte an seinem Drink. Jetzt war er an der Reihe, neidisch zu sein. »Du solltest mal hören, wie über dich gesprochen wird, Joe. Die glauben mehr an dich, als du selbst an dich glaubst.« Ich wollte Jared fragen, warum. Ich wollte ihn fragen, was genau er gehört hatte. Aber

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