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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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Telefon gingst. Allein deine Stimme zu hören machte mir Hoffnung. Hoffnung worauf, wusste ich allerdings nicht.
    »Joe?«, entgegnetest du. »Bist du’s? Wo steckst du die ganze Zeit? Warum hast du dich nicht gemeldet?«
    »Entschuldige«, erwiderte ich in der Hoffnung, dass das genügen würde, um vorerst alle deine Fragen zu beantworten. »Ich wollte dich anrufen, aber es ging nicht. Ich werde dir alles erklären, wenn ich wieder in Montreal bin.«
    »Du kommst zurück?«, entgegnetest du.
    »Ja. Ich bin morgen da. Vorausgesetzt, du willst mich noch sehen.«
    Du fingst an zu weinen. Ich hatte dich noch nie weinen hören. Übers Telefon klang es herzzerreißend. Ich hätte dich so gerne getröstet. »Ich habe dir doch gesagt, dass ich auf dich warte. Komm schnell«, erwidertest du.
    »Wir sehen uns morgen«, sagte ich schließlich.
    »Morgen«, wiederholtest du. Wir legten auf, ohne dass einer von uns »Ich liebe dich« sagte. In diesem Moment bedeutete das Wort morgen jedoch dasselbe. Mehr musste nicht gesagt werden.

ELFTES KAPITEL
    Dieses Mal wurde mir keine sichere Unterkunft zugewiesen. Der Job wurde dafür als zu gefährlich erachtet, vor allem deshalb, weil ich ihn beim ersten Anlauf in den Sand gesetzt hatte. Eigentlich hätte ich darüber verärgert sein sollen, doch ich betrachtete es als Segen. Seit Naples waren sichere Häuser zu einer Belastung für mich geworden. Ich ertappte mich dabei, wie ich meine Gastgeber anstarrte und mich fragte, weshalb sie nicht selbst im Krieg kämpften, wenn sie so begeistert von ihm waren. Vielleicht würden sie die Sache dann anders sehen. Es ist nicht einfach, einen Pompon in der einen Hand zu halten und eine Pistole in der anderen. Im Eifer des Gefechts lassen die meisten Leute den Pompon fallen, wenn sie die Wahl haben.
    Anstelle eines sicheren Hauses bekam ich eine neue Identität und die Anweisung, in einem Hotel einzuchecken. Als ich in Montreal ankam, beschloss ich, dass das Hotel warten konnte. Sie dachten, ich sei in Montreal, um einen Job zu erledigen. Ich wusste es besser und machte mich unverzüglich auf den Weg zu deiner Wohnung. Den Mietwagen parkte ich regelwidrig um die Ecke. Warum zum Teufel sollte ich mir darum Gedanken machen? Es war schließlich nicht mein Auto. Es war nicht mein Geld, mit dem die Strafzettel bezahlt werden würden. Ich hatte den Wagen nicht einmal unter meinem echten Namen gemietet. Ich parkte und ging zu deinem Haus. Mein Herz schlug so schnell, dass ich mein Blut in den Adern fließen spürte. Als ich an der Haustür ankam, lehnte ich mich gegen den Klingelknopf. Ich würde ihn nicht loslassen, bis mir irgendjemand öffnete. Das Summen der Klingel war seltsam beruhigend. Dann hörte ich deine Stimme. »Hallo?« Das war Musik in meinen Ohren.
    »Maria, ich bin’s«, sagte, nein, flüsterte ich in die Sprechanlage, da es mir nicht gelang, meine Lunge mit Luft zu füllen. Du sagtest gar nichts. Du drücktest einfach auf den Türöffner, um mich einzulassen. Ich hörte das Türschloss klicken, ging hinein und begann, die Treppe zu erklimmen. Alles, was ich im vergangenen Monat getan hatte, alles, was ich durchgemacht hatte, schoss mir durch den Kopf, während ich zum ersten Treppenabsatz hinaufging. Ich fühlte mich schwindelig und benommen und redete mir ein, dass es nach diesem Moment keine Zukunft geben würde. Und dass es davor keine Vergangenheit gegeben hatte. Dieser Moment war das Leben. Du, wie du hinter der Tür standest und auf mich wartetest. Ich, wie ich die Stufen zu dir erklomm. Es lohnte sich, allein für diesen einen Moment zu leben. Ich versuchte, mein Versprechen zu vergessen, dass ich dir alles erzählen würde. Das spielte jetzt keine Rolle. Ich konzentrierte mich ausschließlich darauf, mir dein Gesicht in Erinnerung zu rufen. Als ich die drei Treppen hinter mich gebracht hatte, hob ich die Hand, um an deine Tür zu klopfen. Du zogst sie auf, bevor meine Knöchel das Türblatt berührten. Du musst hinter der Tür gewartet und meinen Schritten gelauscht haben.
    Du machtest mir die Tür in einem Rock und einem schwarzen Pullover auf. Ich hatte dich noch nie einen Rock tragen sehen. Du sahst so feminin darin aus. Ich versuchte, diesen Anblick aufzusaugen. Mein Blick wanderte an deinem Körper hinunter und verweilte auf deinen Beinen. Ich konnte nicht verhindern, dass er dort hängen blieb, an deiner nackten Haut. Schließlich trat ich durch die Türöffnung, hob den Kopf und sah dir ins Gesicht. Du hattest versucht,

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