Der Hinterhalt
du deshalb hier?«, fragte ich verwirrt. »Haben sie dich hierhergeschickt?«
Jareds Augen funkelten im gedämpften Licht der Bar. Er lächelte. »Sei doch nicht paranoid, Joe«, entgegnete er. »Ich bin hier, weil ich herkommen wollte. Ich bin hier, weil ich mir Sorgen um dich mache. Ich wollte dich sehen.« Ich war froh, das zu hören. Ich war froh, wenigstens ein paar Minuten mit jemandem zu verbringen, dem ich vertrauen konnte. Die Kellnerin kam mit unseren Drinks.
»Entschuldige«, sagte ich. »Ich wollte dir nichts unterstellen, Jared. Es ist toll, dich zu sehen.« Ich zog in Erwägung, mein Glas zu heben und einen Toast auszubringen, doch dann erinnerte ich mich an den Abend, als ich mit Dan etwas trinken gegangen war, und überlegte es mir anders. »Die letzten Wochen waren einfach ziemlich hart.«
»Ich weiß«, entgegnete Jared. »Ich habe dich seit Long Beach Island ständig im Auge behalten. Ich weiß über Montreal Bescheid, und ich weiß über Naples Bescheid. Das war ein hartes Stück Arbeit.«
»Woher weißt du das alles?«, fragte ich. »Ich dachte immer, wir dürfen nichts voneinander wissen. Ich musste sämtliche Hebel in Bewegung setzen, nur um nach Long Beach Island kurz mit Michael am Telefon sprechen zu können.«
Jared lächelte abermals. Sein Lächeln war so breit, dass ich trotz der Dunkelheit seine Zähne funkeln sehen konnte. »Ich bin befördert worden, Joe. Ich führe nicht mehr nur Befehle aus.«
»Wow«, entgegnete ich. »Davon hatte ich keine Ahnung.« Ich drehte mich zur Theke um und hob die Hand, um die Kellnerin herbeizuwinken. »Kann ich bitte zwei Tequilas haben?«, rief ich ihr zu, als sie auf halbem Weg zu unserer Sitznische war. »Befördert? Das ist ja irre.« Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen neidisch war. Irgendwie erschien es mir nicht richtig, dass Jared vor mir befördert wurde. Wir waren zusammen aufgewachsen. Wir waren zusammen ausgebildet geworden. Ich hielt mich genau an das, was mir beigebracht worden war. Die Kellnerin brachte unsere Tequilas. »Gratuliere«, sagte ich.
»Danke, Mann«, erwiderte Jared, als wir anstießen. Dann tranken wir unsere Gläser beide in einem Zug aus.
»Und, was lassen sie dich machen?«, erkundigte ich mich.
»Ich bin jetzt ein Mittelsmann«, erklärte Jared. Ich hatte von dieser Position gehört, aber noch nie einen Mittelsmann kennengelernt. Die Position glich der eines Soldaten, und man stand weiterhin an vorderster Front, musste aber niemanden mehr töten. Abgesehen davon wusste ich jedoch nicht genau, was ein Mittelsmann tat.
»Okay«, entgegnete ich und lehnte mich in der Sitznische zurück, »du bist also jetzt ein Mittelsmann.« Mein Neid verflog langsam, und ich fing an, mich für meinen Freund zu freuen.
»Du hast keine Ahnung, was ein Mittelsmann tut, oder?« Jared lachte.
»Keinen blassen Schimmer«, antwortete ich, schüttelte den Kopf und nippte an meinem Whiskey.
»Eigentlich ist es ganz simpel. Mir werden Soldaten zugewiesen, denen ich dabei helfen soll, wieder aus den Schwierigkeiten herauszukommen, in die sie geraten sind.«
»Dann musst du also niemanden mehr töten?«, fragte ich.
Jared lachte erneut. »Glaubst du wirklich, es wäre möglich, anderen Soldaten aus der Patsche zu helfen, ohne dabei jemanden zu töten?« Ich war mir nicht sicher. Vielleicht war es möglich. Jared hätte allerdings nicht aufhören wollen zu töten, auch wenn es nicht mehr nötig war.
»Tja, noch mal herzlichen Glückwunsch. Das ist echt verrückt.« Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Eigentlich hätte ich es mir denken können. Jared war der Beste. Er war der Disziplinierteste. Er war der Zuverlässigste. »Das hast du dir wirklich verdient«, sagte ich. »Aber trotzdem, woher weiß du all dieses Zeug über mich?«
Jared sah mich an und nippte an seinem Drink. Er wusste, dass es schwierig für mich werden würde zu akzeptieren, was er als Nächstes sagte. »Ich bin dir zugeteilt worden.«
Ich lachte, da ich nicht wusste, wie ich sonst hätte reagieren sollen. Als mein Lachen verebbte, sah ich Jared an. »Was zum Teufel soll das heißen?« Die Frank-Sinatra-Songs aus der Jukebox waren zu Ende. Ein Otis-Redding-Song ertönte.
»Das heißt, dass ich dir helfen soll, wenn du in Schwierigkeiten gerätst.«
»Also was jetzt, bist du offiziell hier, oder bist du hier, weil du mich sehen wolltest?«
»Beides«, erwiderte Jared, ohne zu zögern.
»Und in welcher Art von Schwierigkeiten bin ich angeblich?«, erkundigte
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