Der Hinterhalt
ich hatte einfach nicht den Mut dazu.
»Und, freust du dich jetzt für mich?«, wollte Jared wissen.
»Komm schon«, erwiderte ich. »Das weißt du doch.«
»Dir zugeteilt zu werden hat mir eine Menge bedeutet, Joe, und nicht nur, weil wir Freunde sind. Es hat mir eine Menge bedeutet, weil ich glaube, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Ich glaube wirklich, dass wir etwas bewirken können.« Ich weiß, dass er es ernst meinte. »Erinnerst du dich noch an den Mordanschlag, den sie uns gemeinsam verüben ließen?«, fragte mich Jared. Ich erinnerte mich. Wir beide waren in eine sichere Unterkunft eingedrungen, in dem sich vier Leute aufhielten. Zwei von ihnen waren da, um am nächsten Tag einen Job zu erledigen. Sie bekamen nie die Gelegenheit dazu. »Wir waren wie zwei Tänzer, Mann. Das war echt ein Meisterstück.« Das war es tatsächlich gewesen. Ich nickte zustimmend.
»Also, was möchtest du von mir?«, fragte ich.
»Ich möchte nur, dass du auf Allen hörst«, sagte Jared. »Füg dich in dein Schicksal. Du weißt, dass du mich im Rücken hast. Und vermassle es nicht.« Er lachte. Ich lachte ebenfalls. Wir bestellten noch eine Runde. Ich nahm mir fest vor, mich ab morgen wieder voll auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Das war ich Jared vermutlich schuldig.
»Und was kommt nach Mittelsmann?«, fragte ich.
»Danach werde ich für eine ganze Einheit verantwortlich sein. Ich werde zusammen mit dem Geheimdienst Strategien entwickeln.« Jared grinste. Er war in seinem Element. Ich war mir nicht sicher, ob sie recht hatten, was mich anbetraf, aber Jared würde ganz bestimmt Karriere machen.
»Sprechen sie tatsächlich so von mir?«, fragte ich.
»Ja«, erwiderte Jared und nickte. »Und weißt du was? Ich kenne dich schon sehr lange, Joe, und ich kann es ihnen nicht verdenken. Alles, was du brauchst, ist ein bisschen Disziplin. Ich weiß jedenfalls, ich möchte nicht gegen dich kämpfen müssen.«
Am nächsten Morgen erhielt ich die Anweisungen für den letzten Mordanschlag vor meiner Rückkehr nach Montreal. Bei meinem letzten Opfer handelte es sich um eine Schwarze in Boston. Sie war Studentin am Massachusetts Institute of Technology und allein aufgrund ihres Potentials eine Zielperson. »Man muss sie schon an der Wurzel abschneiden«, erklärte Allen. »Man muss sie auslöschen, bevor sie uns echten Schaden zufügen können.«
Das war es. Drei Wochen lang schlief ich fast gar nicht und badete in Tod und Blut. Nach meinem vierten Mord gab mir Allen schließlich grünes Licht für meine Rückkehr nach Montreal. Er räumte mir eine Woche für meinen Job ein und warnte mich, ihn nicht noch einmal zu vermasseln. Außerdem sagte er mir, ich solle ihn nicht anrufen, wenn der Job erledigt war. Er werde es auch so erfahren. Er habe seine Quellen. »Anschließend hast du dir eine Auszeit verdient«, sagte er. »Du kannst zwei Wochen lang tun und lassen, was du willst. Mir ist es egal, was du machst, solange du dabei nicht in Schwierigkeiten gerätst. Ruf mich in drei Wochen wieder an. Stell dich drauf ein, dass du dann wieder arbeiten wirst. Und noch was, mein Freund …«
»Ja?«, erwiderte ich. Ich war ausgelaugt, völlig erschöpft. Nicht einmal Jareds aufmunternde Worte hatten mich länger als einen Tag aufgebaut. Das Einzige, was mich in den vergangenen drei Wochen angetrieben hatte, war der Gedanke, nach Montreal zurückkehren und mit dir zusammen sein zu können.
»Du hast gute Arbeit geleistet. Paul Acker. Herman Taylor. Preston Stokes.« Dann legte Allen auf.
Während der drei Wochen, in denen ich unterwegs war, wollte ich dich anrufen, brachte es aber nicht fertig. Mir wurde einfach alles zu viel. Nach der Sache mit Dan fühlte sich das Töten schlimmer an. Gut und Böse. Daran zu glauben fiel mir mit jeder weiteren Leiche schwerer. Ich versuchte, mich mit Jareds Motto zu motivieren. »Entweder sind die anderen böse oder wir. Und ich bin mir verdammt sicher, dass ich nicht böse bin.« Doch mit jedem Tag, der verging, häuften sich meine Zweifel, ob wir nicht alle böse waren, auf beiden Seiten. Das Einzige, woran ich mich jetzt noch klammern konnte, waren der Umstand, dass du mich liebtest, und die Hoffnung, dass du auf mich warten würdest.
Ich war außer mir vor Freude, als Allen mir mitteilte, dass ich endlich nach Montreal zurückkehren durfte. Schließlich brachte ich den Mut auf, dich wieder anzurufen. Du meldetest dich mit einem kurzen »Hallo«. »Maria?«, sagte ich, als du ans
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