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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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kann er etwas tun, um zu verhindern, dass sie beide umgebracht werden.«
    »Vielleicht«, sagte Schamron. »Vielleicht steckt Nabil aber auch hinter dieser Sache.«
    »Glauben Sie, dass Nabil sie an Raschid und Malik ausgeliefert hat?«
    »Aus Nabils Sicht ist sie eine Ketzerin und Dissidentin. Wie könnte er sie besser loswerden, als sie den Bärtigen zu überlassen, um sie hinzurichten?«
    Carter fluchte leise vor sich hin. Schamron betrachtete weiter das Bild aus der Wüste.
    »Die Predator ist voll bewaffnet, stimmt’s?«
    »Mit Hellfire-Lenkwaffen«, bestätigte Carter.
    »Haben Sie schon mal eine innerhalb Saudi-Arabiens eingesetzt?«
    »Natürlich nicht!«
    »Vermutlich müssten Sie dazu die Erlaubnis des Präsidenten einholen.«
    »Sie vermuten richtig.«
    »Dann rufen Sie ihn jetzt bitte an, Adrian.«

65
    I M L EEREN V IERTEL , S AUDI -A RABIEN
    Raschid begann mit einem Vortrag. Er war teils Poet, teils Prediger, teils Professor für den Dschihad. Er warnte, Israel werde bald das gleiche Schicksal wie das Regime des Pharaos erleiden. Er sagte, die Scharia werde sich in Europa ausbreiten, ob Europa das recht sei oder nicht. Er behauptete, das amerikanische Jahrhundert sei endgültig vorbei, Alhamdulillah. Das war einer der wenigen arabischen Ausdrücke, die er einstreute. Ansonsten sprach er flüssiges Umgangsenglisch. Gabriel kam sich vor, als müsste er sich von einem Kid des Elektrogroßmarkts Best Buy in salafistischen Prinzipien unterweisen lassen.
    Der Prediger sprach nicht zu Gabriel, sondern zu einem auf einem Stativ aufgebauten Panasonic-Camcorder. Manchmal hob er den Zeigefinger, um die Wichtigkeit seiner Worte zu unterstreichen oder um auf seinen berühmten Gefangenen zu deuten, der in seiner Nähe sitzend ins Licht zweier Halogenscheinwerfer blinzelte. Gabriel malte sich aus, wie diese zwei heiß gelaufenen Lichtquellen von der über ihnen kreisenden Predator-Drohne erfasst werden. Er fühlte sich, als ob er in einem primitiven Fernsehstudio der Gotteskrieger säße, in dem Raschid den provozierenden Talkmaster gab. Malik, der Terrorplaner, ging langsam hinter der Kamera auf und ab. Das spiegelte ihr Verhältnis zueinander wider, dachte Gabriel. Raschid war das telegene Talent. Malik war der gewissenhafte Produzent, der sich um die lästigen Details kümmerte. Raschid inspirierte. Malik verstümmelte und mordete, alles im Namen Gottes.
    Als Raschid endlich mit seinem einleitenden Monolog fertig war, wandte er sich dem Hauptprogrammpunkt dieses Morgens zu: dem Interview. Er begann damit, dass er Gabriel aufforderte, Namen und Wohnort zu nennen. Als Gabriel mit »Roland Devereaux, Quebec City, Kanada« antwortete, war Raschid sichtlich verärgert. Sein Ärger offenbarte eine gewisse Bockigkeit, die Gabriel vielleicht amüsant gefunden hätte, wäre er nicht von Männern mit Jambia -Krummdolchen umgeben gewesen. Raschids Ideen waren monströs, aber er als Person wirkte merkwürdig harmlos. Für den bedrohlichen Aspekt war Malik zuständig.
    »Ihren richtigen Namen«, knurrte Raschid. »Sagen Sie mir, welchen Namen Sie bei der Geburt erhalten haben.«
    »Meinen richtigen Namen wissen Sie.«
    »Warum wollen Sie ihn uns nicht sagen?«, fragte Raschid. »Schämen Sie sich etwa Ihres Namens?«
    »Nein«, sagte Gabriel. »Ich benutze ihn nur nicht allzu oft.«
    »Sagen Sie ihn jetzt!«
    Das tat Gabriel.
    »Wo sind Sie geboren?«
    »Im Jezreel-Tal in Israel.«
    »Und wo sind Ihre Eltern geboren?«
    »Deutschland.«
    Raschid schien darin einen Beweis für ein großes historisches Verbrechen zu sehen. »Ihre Eltern waren Überlebende des sogenannten Holocausts?«, fragte er.
    »Nein, sie waren Überlebende des wirklichen Holocausts.«
    »Sind Sie Mitarbeiter des Geheimdiensts des Staates Israel?«
    »Manchmal.«
    »Sind Sie ein Auftragskiller?«
    »Ich habe auf Befehl gemordet, ja.«
    »Sie betrachten sich als einen Soldaten?«
    »Ja.«
    »Sie haben viele Palästinenser ermordet?«
    »Ja, viele.«
    »Sind Sie stolz auf ihre Arbeit?«
    »Nein«, sagte Gabriel.
    »Weshalb tun Sie sie dann?«
    »Wegen Leuten wie Ihnen.«
    »Unsere Sache ist gerecht.«
    »Ihre Sache ist grotesk.«
    Raschid wirkte plötzlich aus der Fassung gebracht. Sein Exklusivinterview verlief nicht nach Plan. Er lenkte es auf festeren Boden zurück.
    »Wo waren Sie am Abend des 24.   August 2006?«
    »Ich war in Cannes«, antwortete Gabriel, ohne im Geringsten zu zögern.
    »In Frankreich?«
    »Ja, in Frankreich.«
    »Und was haben Sie

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