Der Hintermann
dort getan?«
»Ich habe ein Unternehmen überwacht.«
»Ein Unternehmen welcher Art?«
»Ein Mann sollte liquidiert werden.«
»Und wer war die Zielperson?«
»Abdul Aziz al-Bakari.«
»Wer hatte dieses Attentat befohlen?«
»Das weiß ich nicht.«
Raschid glaubte ihm offenbar nicht, wollte aber anscheinend keine kostbare Sendezeit mit alten Geschichten vergeuden. »Waren Sie an dem eigentlichen Mord aktiv beteiligt?«
»Ja.«
»Haben Sie Nadia al-Bakari an jenem Abend gesehen?«
»Ja, ich habe sie gesehen.«
»Wann sind Sie ihr wieder begegnet?«
»Letzten Dezember.«
»Wo?«
»In einem Château nördlich von Paris.«
»Was hat sich dort ereignet?«
Was sich dort ereignet habe, sagte Gabriel, sei ein komplexes Unternehmen mit dem Ziel gewesen, eine der reichsten Frauen der Welt dazu zu erpressen, für den israelischen und amerikanischen Geheimdienst zu arbeiten. Wie die CIA aus sicherer Quelle wusste, brauchte das Netzwerk, das Raschid aufbaute, dringend finanzielle Unterstützung. Die Agency wollte ihm Geld zur Verfügung stellen und dann verfolgen, wie es über Strohmänner und Tarnorganisationen zu den einzelnen Terrorzellen gelangte. Dabei gab es nur ein Problem: Das Geld musste von jemandem kommen, dem die Terroristen vertrauten. Die CIA fragte den Dienst, ob er eine Idee habe. Die Israelis schlugen Nadia al-Bakari vor. Ein Abgesandter des Diensts suchte Frau al-Bakari unter einem Vorwand in Paris auf und machte ihr klar, dass die AAB Holding vernichtet werde, wenn sie nicht mitmache.
»Wie sollte das Unternehmen vernichtet werden?«, fragte Raschid.
»Durch eine Kampagne mit sorgfältig platzierten Insiderinformationen für unsere Freunde in den Medien.«
»Natürlich Ihre jüdischen Freunde.«
»Ja, natürlich.«
»Wovon hätten diese Insiderinformationen gehandelt?«
»Dass AAB ein dschihadistisches Unternehmen sei … genau wie unter ihrem Vater.«
»Weiter!«
Gabriel gehorchte. Für die Kamera spielte er den Widerstrebenden. Das war eine Lüge – genau wie all die anderen Lügen, die über seine geschwollenen Lippen kamen. Er sponn sie langsam und sehr detailliert aus. Raschid hörte ihm wie gebannt zu.
»Ihre Ausführungen sind interessant«, sagte Raschid zuletzt, »aber ich fürchte, dass sie dem widersprechen, was Frau al-Bakari uns erzählt hat. Sie sagt, dass sie Ihnen freiwillig geholfen hat.«
»Sie hatte Anweisung, das zu sagen.«
»Sie haben sie bedroht?«
»Ständig.«
»Wo ist das Geld für Ihr Unternehmen hergekommen?«
»Von Nadia al-Bakari.«
»Sie haben sie dazu gezwungen, ihr eigenes Geld zu verwenden?«
»Richtig.«
»Wieso haben Sie keine staatlichen Mittel eingesetzt?«
»Die Haushaltslage ist überall angespannt.«
»Sie konnten keinen reichen jüdischen Sponsor für das Unternehmen finden?«
»Es war zu heikel.«
Raschid musterte ihn verächtlich, dann winkte er ungläubig ab. »Frau al-Bakari war gestern in Dubai«, sagte er nach kurzer Pause. »Welchen Zweck hatte dieser Besuch?«
»Soviel ich weiß, war sie zu Verhandlungen wegen eines großen Immobilienprojekts dort.«
»Und der wahre Zweck, Allon?«
»Wir haben sie hingeschickt, um einen Ihrer wichtigsten Helfer identifizieren zu lassen.«
»Er sollte verhaftet werden?«
»Nein«, sagte Gabriel, »er sollte liquidiert werden.«
Der Prediger lächelte. Sein Gast hatte soeben etwas Wichtiges gestanden, das Raschid dazu benutzen konnte, weltweit Schlagzeilen zu machen.
»Mir kommt es so vor, als sei diese Episode typisch für den ganzen sogenannten Krieg gegen den Terror. Sie können uns nicht besiegen, Allon. Und mit jedem vergeblichen Versuch machen Sie uns stärker.«
»Nein, Sie werden nicht stärker«, widersprach Gabriel. »Ganz im Gegenteil. Die arabische Welt verändert sich. Ihre Zeit ist abgelaufen.«
Raschids Lächeln verschwand schlagartig. Er sprach jetzt wie ein strenger Lehrer, den ein begriffsstutziger Schüler frustriert. »Hören Sie, Allon, ein Mann wie Sie ist doch sicher nicht so naiv, dass er glaubt, dieser sogenannte Arabische Frühling werde im gesamten Nahen Osten westlich orientierte Demokratien entstehen lassen. Die Revolutionen mögen von Studenten und säkularen Kräften ausgegangen sein, aber unsere Brüder werden das letzte Wort haben. Die Zukunft gehört uns. Nur werden Sie diese Zukunft leider nicht miterleben. Aber bevor Sie diese Welt verlassen, bin ich verpflichtet, Ihnen eine letzte Frage zu stellen: Wollen Sie sich zum Islam bekehren und Muslim
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