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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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mithilfe zweier untadelig gekleideter »Späher«, die wie männliche Models bei einem Fototermin auf dem Podium auf und ab gingen. Das Geschehen dort oben hätte Lovegrove imponieren können, wenn er nicht gewusst hätte, dass alles sorgfältig einstudiert war. Bei einer Million fünf kam das Bieten ins Stocken, wurde aber durch ein telefonisches Gebot auf eine Million sechs neu belebt. Nun folgten rasch aufeinander fünf weitere Gebote, worauf das Bieten erneut zum Stillstand kam. »Geboten sind zwokommaeins Millionen bei Cordelia am Telefon«, gab Hunt bekannt, während sein Blick den Saal absuchte. »Das Höchstgebot ist nicht von Ihnen, Madam. Auch nicht von Ihnen, Sir. Zwokommaeins, am Telefon, für den Twombly. Sie sind gewarnt. Letzte Chance.« Dann fiel der Hammer des Versteigerers mit scharfem Knall. »Ich danke Ihnen«, murmelte Hunt, als er die Transaktion in seinem schwarzen Buch vermerkte.
    Nach dem Twombly wurde der Lichtenstein aufgerufen, dem der Basquiat, der Diebenkorn, der De Kooning, der Johns, der Pollock und eine Reihe von Warhols folgten. Jedes Werk brachte mehr als den Schätzpreis und mehr als das vorherige Los. Das war kein Zufall. Hunt hatte die Lose sorgfältig angeordnet, um das Bieterfieber zu schüren. Als er Los Nummer 12 aufrief, hatte er das Publikum und die Bieter genau dort, wo er sie haben wollte.
    »Rechts neben mir haben wir den Rothko«, verkündete Hunt. »Wollen wir mit einem Aufrufpreis von zwölf Millionen beginnen?«
    Das waren zwei Millionen mehr als der Schätzpreis – ein deutliches Anzeichen dafür, dass Hunt einen hohen Preis für dieses Gemälde erwartete. Lovegrove zog ein Smartphone aus der Brusttasche seines Anzugs von Brioni und wählte eine Nummer in Paris. Hamdali meldete sich. Seine Stimme klang wie mit Honig gesüßter warmer Tee.
    »Mein Klient möchte sich ein Bild von der Atmosphäre im Saal verschaffen, bevor er ein erstes Gebot abgibt.«
    »Kluge Entscheidung.«
    Lovegrove legte das Telefon in seinen Schoß und faltete die Hände. Wie sich rasch zeigte, stand ein heftiges Bietergefecht bevor. Hunt wurde mit Geboten aus allen Ecken des Saals und von seinen Mitarbeiterinnen an den Telefonen überschüttet. Hector Candiotti, der Kunstberater eines belgischen Großindustriellen, ließ sein Paddel wie ein Schulweghelfer in der Luft – eine als »Dampfwalze« bekannte Methode. Tony Berringer, der einen russischen Oligarchen vertrat, bot mit, als ginge es um sein Leben, was vielleicht nicht einmal auszuschließen war. Lovegrove wartete, bis dreißig Millionen aufgerufen waren, bevor er wieder nach seinem Mobiltelefon griff.
    »Nun?«, fragte er ruhig.
    »Noch nicht, Mr.   Lovegrove.«
    Diesmal ließ Lovegrove das Handy ans Ohr gedrückt. In Paris sprach Hamdali mit jemandem auf Arabisch. Leider war dies keine der Sprachen, die Lovegrove fließend beherrschte. Während er wartete, beobachtete er die Himmels-Logen, um vielleicht weitere Bieter zu entdecken. In einer fiel ihm eine schöne junge Frau mit einem Mobiltelefon auf. Nach einigen Sekunden fiel Lovegrove noch etwas anderes auf: Wenn Hamdali sprach, saß die junge Frau stumm da. Und wenn sie sprach, sagte Hamdali nichts. Das konnte ein Zufall sein. Aber vielleicht auch nicht.
    »Vielleicht ist’s Zeit für einen Versuchsballon«, schlug Lovegrove vor, ohne die Frau in der Himmels-Loge aus den Augen zu lassen.
    »Vielleicht haben Sie recht«, antwortete Hamdali. »Augenblick, bitte.«
    Hamdali murmelte etwas auf Arabisch. Wenige Sekunden später sprach die Frau in der Himmels-Loge in ihr Mobiltelefon. Dann meldete Hamdali sich wieder. »Mein Klient ist einverstanden, Mr.   Lovegrove. Bitte geben Sie Ihr erstes Gebot ab.«
    Im Augenblick waren vierunddreißig Millionen geboten. Indem Lovegrove eine Augenbraue hob, erhöhte er das Gebot um eine weitere Million.
    »Wir haben fünfunddreißig«, sagte Hunt in einem Tonfall, der verriet, dass ein weiterer ernsthafter Mitbewerber auf den Plan getreten war. Hector Candiotti konterte sofort, was auch Tony Berringer tat. Zwei konkurrierende Telefonbieter trieben den Preis auf vierzig Millionen hoch. Dann bot Jack Chambers, der Immobilienkönig, lässig einundvierzig. Aber Jack machte Lovegrove keine großen Sorgen. Seine Affäre mit dieser kleinen Nutte in New Jersey war ihn bei der Scheidung teuer zu stehen gekommen. Jack war nicht flüssig genug, um bis zuletzt mithalten zu können.
    »Geboten sind einundvierzig gegen Sie«, murmelte Lovegrove ins

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