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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Vertreter.«
    »Ich bin ein Spion«, sagte Navot. »Der Unterschied ist nicht allzu groß.«
    »Was hast du anzubieten?«
    »Eine Gelegenheit, deinen Fehler auszubügeln.«
    »Welchen Fehler meinst du?«
    »Du hättest Farid Khan in den Hinterkopf schießen sollen, bevor er seinen Zündknopf drücken konnte.« Navot senkte die Stimme und fügte vertraulich hinzu: »Das hätte ich getan, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre.«
    »Und wie kann ich dieses Fehlverhalten ausbügeln?«
    »Indem du eine Einladung annimmst.«
    »Von wem?«
    Navot sah schweigend nach Westen.
    »Von den Amerikanern?«, fragte Gabriel.
    Navot lächelte. »Noch etwas Tee?«
    Der Regen hörte so plötzlich auf, wie er begonnen hatte. Gabriel zahlte und ging dann mit Navot den steilen Fußweg zur Polpeor Cove hinunter. Der Bodyguard lehnte jetzt an der verfallenen Rettungsbootsrampe. Er beobachtete mit gespielter Gleichgültigkeit, wie Gabriel und Navot langsam über den felsigen Strand bis ans Wasser gingen. Navot sah flüchtig auf seine Edelstahluhr, dann schlug er wegen des böigen Seewinds den Mantelkragen hoch. Gabriel staunte erneut über seine unheimliche Ähnlichkeit mit Schamron – eine Ähnlichkeit, die über bloße Äußerlichkeiten hinausging. Man hätte glauben können, Schamron sei es allein durch unbeugsame Willenskraft gelungen, in Navots Körper und Geist hineinzuschlüpfen. Aber dies war nicht der Schamron, der von Krankheit und Gebrechlichkeit geschwächt war, sondern Schamron in der Blüte seiner Jahre. Es fehlten nur die scheußlichen türkischen Zigaretten, die Schamrons Gesundheit angegriffen hatten. Aber Bella hatte nie erlaubt, dass Navot rauchte, nicht mal bei Einsätzen, bei denen das zu seiner Legende gepasst hätte.
    »Wer steckt hinter den Anschlägen, Uzi?«
    »Bisher ist noch keine definitive Zuschreibung möglich. Aber die Amerikaner scheinen zu glauben, dass wir’s mit der Zukunft des globalen dschihadistischen Terrors zu tun haben – dem neuen Bin Laden.«
    »Hat dieser neue Bin Laden einen Namen?«
    »Die Amerikaner bestehen darauf, dir das nur persönlich zu sagen. Sie möchten, dass du nach Washington kommst, natürlich auf ihre Kosten.«
    »Wie ist diese Einladung ausgesprochen worden?«
    »Adrian Carter hat mich persönlich angerufen.«
    Adrian Carter war der Direktor des National Clandestine Service der CIA.
    »Wer darf davon erfahren?«
    »Niemand«, sagte Navot. »Dein Amerikabesuch findet offiziell nicht statt.«
    Gabriel betrachtete ihn einige Sekunden lang schweigend. »Du willst offenbar, dass ich die Einladung annehme, Uzi. Sonst wärst du nicht hier.«
    »Schaden könnte es nicht«, sagte Navot. »Zumindest würden wir so erfahren, was die Amerikaner zu den Anschlägen zu sagen haben. Und es gibt noch weitere positive Nebenwirkungen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Unsere Beziehungen könnten etwas Auffrischung vertragen.«
    »Welche Art Auffrischung?«
    »Hast du noch nicht gehört? In Washington weht ein neuer Wind. Der Wind des Wandels«, fügte Navot sarkastisch hinzu. »Der neue amerikanische Präsident ist ein Idealist. Er glaubt, die Beziehungen zwischen dem Westen und dem Islam verbessern zu können, und redet sich ein, wir seien ein Teil des Problems.«
    »Also ist die Lösung die, mich zu entsenden – einen ehemaligen Auftragskiller, an dessen Händen das Blut palästinensischer und islamischer Terroristen klebt?«
    »Spielen Spione nett miteinander, beeinflusst das meist auch den politischen Bereich, deshalb möchte auch der Ministerpräsident, dass du nach Washington fliegst.«
    »Der Ministerpräsident? Als Nächstes erzählst du mir, dass auch Schamron damit zu tun hat.«
    »Das hat er.« Navot hob einen Stein auf und warf ihn ins Meer. »Nach dem Unternehmen gegen den Iran habe ich mir eingebildet, Schamron würde sich endlich still zur Ruhe setzen. Aber ich habe mich geirrt. Er hat nicht die Absicht, mich den Dienst führen zu lassen, ohne sich ständig einzumischen. Aber das ist keine große Überraschung, nicht wahr, Gabriel? Wir wissen beide, dass Schamron für diesen Posten einen anderen vorgesehen hatte. In die Geschichte unseres illustren Diensts werde ich als die Verlegenheitslösung eingehen. Und du wirst immer der Auserwählte bleiben.«
    »Nimm einen anderen, Uzi. Ich lebe im Ruhestand. Hast du das vergessen? Schick einen anderen nach Washington.«
    »Davon will Adrian nichts hören«, sagte Navot und rieb sich die Schulter. »Schamron natürlich auch nicht. Und was deinen

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