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Der Hirte, Teil 4 (Der Hirte - eine mittelalterliche Weihnachtsgeschichte) (German Edition)

Der Hirte, Teil 4 (Der Hirte - eine mittelalterliche Weihnachtsgeschichte) (German Edition)

Titel: Der Hirte, Teil 4 (Der Hirte - eine mittelalterliche Weihnachtsgeschichte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Kinder ließ ihn stolpern. Weitere Wölfe jaulten auf, weitere Geräusche von einschlagenden Pfeilen ertönten hinter ihm. Das Stadttor war ein Wall aus grauem Holz mit Eisenbändern und Beschlagnägeln. Er hörte das Todesröcheln der Wölfe und dazwischen das Geifern und fast menschliche Stöhnen der Bestie, die ihr Anführer gewesen war. Rainald konnte nicht anders – er sah sich im Laufen um.
    Der Hund hatte die letzten beiden Wölfe überholt. Diese zuckten fast gleichzeitig zusammen und rollten über den Boden, schlagende Läufe, tot, bevor sie den Boden berührt hatten. Der Hund rannte. Rainald sah seine wahnsinnigen Augen, den aufgerissenen Rachen, die Zähne. Pfeile schlugen neben ihm in den Boden. Es sah aus, als würde er nicht einmal ausweichen; es war, als würde etwas die Geschosse von ihm ablenken, ein unsichtbarer Schutzschild aus Bösartigkeit und Wahnsinn. Er kam näher, er wuchs und wuchs und schien in Rainalds Augen so groß zu werden wie ein Pferd. Rainald warf sich herum. Einer der Torflügel stand zwei Mannsbreiten offen. Rainald spürte den Atem seines Verfolgers. Johannes schrie auf. Rainald machte einen verzweifelten Satz. Er würde es nicht schaffen.
    Das Tor knallte hinter Rainald zu. Etwas prallte dumpf von draußen dagegen und erschütterte es. Die Stadtwachen fuhren zurück. Von jenseits des Tores kam ein Heulen, das mehr mit dem Herzen als mit den Ohren zu hören war und vor Hass triefte. Es erbebte noch einmal, als sich ein schwerer Körper dagegenwarf . Die Ketten rasselten. Dann war es still. Die Stadtwachen bekreuzigten sich.
    Rainald drehte sich um und verstand erst jetzt, dass er es geschafft hatte. Seine Knie gaben nach. Er drückte sie durch. Die Stadtwachen um ihn herum starrten ihn mit großen Augen an. Blanka wimmerte. Er presste sie sich an sich. Johannes stöhnte. Er rückte ihn auf seiner Schulter zurecht. Er merkte, wie der Boden zu schwanken anfing, erkannte, dass er es war, der schwankte, und holte Atem. Die Ränder seines Gesichtsfelds begannen sich auflösen. Er drängte die Gräue zurück. Sein Herz stach.
    Jemand schob die Stadtwachen beiseite und drängelte sich durch sie hindurch. Dicht vor Rainald blieb er stehen.
    „Herr von Mandach “, sagte Dielsdorfer .
    „Herr Dielsdorfer .“
    Die beiden Männer nickten sich zu.
    „Warum?“, fragte Rainald.
    Dielsdorfer grinste, so wie er auf der Mauerkrone gegrinst hatte, bevor er den Befehl gegeben hatte, auf die Wölfe zu schießen und nicht auf die Flüchtlinge. Ein Mitglied der Stadtwache trat an ihn heran.
    „Bürgermeister Dielsdorfer ?“
    „Was gibt’s?“
    Der Stadtknecht flüsterte Dielsdorfer etwas ins Ohr. Dielsdorfer zuckte mit den Schultern.
    „Drei oder vier Wölfe sind entwischt“, sagte er zu Rainald. „Ich denke, von ihnen geht keine Gefahr aus.“
    „Warum?“, wiederholte Rainald. Blanka wimmerte erneut. Rainald ließ zuerst sie, dann Johannes zu Boden gleiten. Blanka drängte sich an ihn, Johannes hielt sich an seiner Hand fest und ächzte, als er versuchte, auf dem verletzten Fuß aufzutreten.
    Dielsdorfer bückte sich und sah beiden Kindern in die Gesichter.
    „Ich kenne euren Papa“, sagte er.
    „Woher?“, fragte Johannes, als Blanka keinen Ton von sich gab.
    Dielsdorfer und Rainald wechselten einen Blick.
    „Ich habe ihn und eure Mutter auf eurer Burg willkommen geheißen – vor langer Zeit“, sagte der Bürgermeister schließlich. „Als die Winter wärmer und die Sommer sonniger waren und ich nur ein Ratsherr, der glaubte, dass die Verantwortung des Bürgermeisters doch ganz leicht zu tragen wäre.“ Dielsdorfer zwinkerte Rainald zu.
    „Mama ist bei den Engeln“, sagte Blanka.
    „Ich weiß“, sagte Dielsdorfer . Er lächelte sanft. Dann richtete er sich auf.
    „Warum, Rainald von Mandach ?“, fragte er. Plötzlich lachte er. „Heute ist der Tag der Geburt Jesu Christi. Er ist in die Welt gekommen, hat alle unsere Sünden auf sich genommen, und im Sterben hat er uns allen vergeben.“ Er streckte die Hand aus. Rainald starrte sie an.
    „Wir haben vom Tod Eurer Frau gehört, aber wir haben nichts unternommen, um Euch zu helfen oder wenigstens unser Mitgefühl auszudrücken. Wir haben uns schäbig benommen. Wir waren schlechte Verbündete. Bitte vergebt uns.“
    Rainald starrte die Hand des Bürgermeisters weiterhin an.
    „Ich …“, sagte er schließlich und konnte nicht weitersprechen. Er zog sich den Handschuh von den Fingern und ließ ihn fallen. Dann fasste er

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