Der Historiker
hielt. Er war so voller Zuversicht, so sicher, dass wir uns bald schon Wiedersehen würden. Ich konnte nicht Auf Wiedersehen sagen, bis es fast dunkel war dort im Wald, und ich fing an, mich vor Vaters Zorn zu fürchten, küsste Bartolomeo endlich zum letzten Mal, versicherte mich, dass die Knoblauchblüten in seinen Taschen waren, und ging davon. Jedes Mal, wenn ich mich umdrehte, sah ich ihn mit dem Hut in der Hand dort im Wald stehen. Er sah sehr einsam aus.
Ich weinte, während ich weiterging, zog den kleinen Ring von meinem Finger, küsste ihn und knotete ihn in mein Tuch. Als ich nach Hause kam, war mein Vater zornig und wollte wissen, wo ich ohne Erlaubnis nach Einbruch der Dunkelheit noch gewesen war. Ich sagte ihm, dass meine Freundin Maria eine Ziege verloren und ich mitgeholfen hätte, sie zu suchen. Mit schwerem Herzen ging ich zu Bett, fühlte mich voller Hoffnung und dann wieder tieftraurig.
Am nächsten Morgen hörte ich, dass Bartolomeo das Dorf verlassen hatte. Er war mit einem Bauern auf dessen Karren Richtung Targoviste aufgebrochen. Es war ein sehr langer und trauriger Tag für mich, und am Abend ging ich zu unserem Treffpunkt, um dort allein zu sein. Unseren Platz dort zu sehen brachte mich wieder zum Weinen. Ich saß auf unseren Steinen und legte mich schließlich auf den Boden, wo wir zusammen gelegen hatten. Ich drückte mein Gesicht in die Erde und schluchzte. Dann fühlte ich, wie meine Hand zwischen den Farnen gegen etwas stieß, und zu meiner Überraschung fand ich ein Bündel Briefe. Die Handschrift darauf, mit der sie an jemanden adressiert waren, konnte ich nicht lesen, aber hinten auf jeden Umschlag war sein schöner Name gedruckt, wie in einem Buch. Ich öffnete einige von ihnen und küsste seine Handschrift, obwohl ich sehen konnte, dass sie nicht an mich gerichtet waren. Einen Moment lang fragte ich mich, ob er sie einer anderen Frau geschrieben haben könnte, aber ich schob den Gedanken gleich wieder zur Seite. Die Briefe mussten aus seinem Rucksack gefallen sein, als er ihn geöffnet hatte, um mir zu zeigen, dass er den Dolch und die Münze mit sich trug, die ich ihm gegeben hatte.
Ich überlegte, ob ich versuchen sollte, sie nach Oxford auf der Insel England zu schicken, aber ich wusste nicht, wie mir das unbemerkt gelingen sollte. Zudem wusste ich nicht, wie ich dafür bezahlen könnte, sie zu schicken. Es würde Geld kosten, das Bündel auf die weit entfernte Insel zu schicken, und ich hatte nie Geld besessen, abgesehen von der kleinen Münze, die ich Bartolomeo gegeben hatte. Ich entschloss mich dazu, die Briefe bis zu seiner Rückkehr aufzubewahren.
Die vier Wochen vergingen sehr, sehr langsam. Ich schnitt Kerben in einen Baum nahe bei unserem geheimen Treffpunkt, um die Tage zu zählen. Ich arbeitete auf dem Feld, half meiner Mutter, spann und webte für die nächsten Winterkleider, ging in die Kirche und hörte, wo immer es ging, ob es Neuigkeiten von Bartolomeo gab. Zuerst sprachen die alten Männer noch ein wenig von ihm und schüttelten die Köpfe, weil er sich so für Vampire interessierte. Nichts Gutes kann daraus entstehen, sagte schließlich einer von ihnen, und die anderen stimmten ihm zu.
Glück und Schmerz mischten sich auf schreckliche Weise in mir, wenn ich das hörte. Ich war froh, jemanden zu hören, der über ihn sprach, da ich mit niemandem ein Wort über ihn wechseln konnte, aber es ließ mich auch frösteln, zu denken, dass er womöglich die Aufmerksamkeit der pricolici auf sich zog.
Ich fragte mich ständig, was passieren würde, wenn er zurückkäme. Würde er zur Tür meines Vaters gehen, anklopfen und ihn um meine Hand bitten? Ich malte mir aus, wie überrascht meine Familie wäre. Alle würden sich an der Tür zusammendrängen und uns anstarren, während Bartolomeo ihnen Geschenke gab und ich sie zum Abschied küsste. Dann würde er mich zu einem wartenden Pferdewagen, vielleicht sogar zu einem Automobil bringen. Wir würden aus dem Dorf hinaus und durch Landschaften fahren, die ich mir kaum vorstellen konnte, bis hinter die Berge und weiter noch als nur bis zu der großen Stadt, in der meine Schwester Éva lebte. Ich hoffte, dass wir dort anhielten, um Éva zu besuchen, weil ich sie immer am liebsten gemocht hatte. Bartolomeo würde sie auch mögen, denn sie war stark und tapfer, eine Reisende wie er.
Vier Wochen ging es so, und gegen Ende der vierten Woche war ich erschöpft und konnte kaum schlafen oder essen. Nach vier Wochen
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