Der Historiker
Tepes der Pfähler oder Dracula. Obwohl einige zeitgenössische Historiker Beschreibungen seiner Feldzüge gegen die Osmanen und seiner Bestrebungen liefern, die Herrschaft über die Walachei zu erlangen und zu erhalten, bezieht sich niemand genauer auf seinen Tod und sein Begräbnis. Vlad III. beschenkte das Kloster Snagov großzügig, wie die Erzählung Stefans bestätigt, zum Zwecke des Wiederaufbaus der Klosterkirche. Es ist wahrscheinlich, dass er dort auch begraben werden wollte, und damit der Tradition von Gründern und Gönnern in der orthodoxen Welt folgte.
In der Chronik bestätigt Stefan, dass Vlad das Kloster im Jahr 1476 besuchte, seinem letzten Lebensjahr, vielleicht nur Monate vor seinem Tod. 1476 geriet Vlads Thron unter enormen Druck des osmanischen Sultans Mehmed II. mit dem Vlad sich seit etwa 1460, mit Unterbrechungen, im Krieg befand. Gleichzeitig wurde seine Herrschaft von innen bedroht, von einer Gruppe Bojaren, die bereit waren, sich auf die Seite Mehmeds zu schlagen, sollte er erneut in die Walachei einfallen.
Wenn Zacharias’ Chronik präzise ist, stattete Vlad III. Snagov einen sonst nicht belegten Besuch ab, der für ihn persönlich außerordentlich gefährlich gewesen sein muss. Die Chronik berichtet von einem Schatz, den Vlad dem Kloster überbrachte; dass er das unter großem persönlichem Risiko tat, deutet auf die Wichtigkeit, die er seiner Bindung an Snagov beimaß. Er muss sich der ständigen Bedrohungen seines Lebens sowohl durch die Osmanen als auch durch seinen damals größten walachischen Rivalen, Basarab Laiota, der nach Vlads Tod kurz den Thron bestieg, vollkommen bewusst gewesen sein. Da ein Besuch in Snagov wenig politischen Ertrag brachte, scheinen Überlegungen vernünftig, dass Snagov für Vlad aus spirituellen und persönlichen Gründen wichtig war, vielleicht weil er plante, es zu seinem Begräbnisplatz zu machen. Auf jeden Fall bestätigt Zacharias’ Chronik, dass er Snagov gegen Ende seines Lebens besondere Beachtung zuteil werden ließ.
Die Umstände des Todes von Vlad III. sind äußerst unklar und wurden zusätzlich durch Legenden und schlampige Forschung vernebelt. Ende Dezember 1476 oder Anfang Januar 1477 wurde er in der Walachei überfallen, wahrscheinlich von im Hinterhalt liegenden türkischen Truppen, und im Gefecht getötet. Einigen Überlieferungen zufolge wurde er von seinen eigenen Männern getötet, die ihn für einen türkischen Offizier hielten, als er eine Anhöhe hinaufkletterte, um sich einen besseren Überblick über eine gerade stattfindende Schlacht zu verschaffen. Eine Variante dieser Geschichte unterstreicht, dass einige seiner Männer nur auf eine Möglichkeit gewartet hätten, ihn umzubringen, um ihn für seine niederträchtige Grausamkeit zu strafen. Die meisten Quellen, die sich mit seinem Tod befassen, stimmen darin überein, dass Vlads Leichnam der Kopf abgeschnitten und dieser Sultan Mehmed nach Konstantinopel überbracht wurde, als Beweis, dass sein großer Feind gefallen war.
Wie es sich auch verhielt, folgt man Stefans Erzählung, müssen Vlad einige von seinen Männern auch über seinen Tod hinaus treu gewesen sein, denn sie nahmen das Risiko auf sich, seinen Leichnam nach Snagov zu bringen. Lange glaubte man, dass der kopflose Leichnam in der Kirche des Klosters, direkt vor dem Altar, begraben worden sei.
So man der Geschichte Stefans des Wanderers trauen kann, wurde der Leichnam Vlads III. heimlich von Snagov nach Konstantinopel gebracht und von dort ins Kloster Sveti Georgi in Bulgarien. Der Grund dieser Deportation und was unter dem »Schatz« zu verstehen ist, den die Mönche erst in Konstantinopel und dann in Bulgarien suchten, ist unklar. Stefans Erzählung behauptet, dass der Schatz »die Rettung der Seele dieses Fürsten beschleunigen« würde, was darauf hinweist, dass der Abt die Unternehmung für theologisch notwendig hielt. Vielleicht suchten sie eine heilige Reliquie aus Konstantinopel, die sowohl während der lateinischen wie auch der osmanischen Eroberung geschont worden war. Vielleicht wollte er auch nicht die Verantwortung für die Zerstörung des Leichnams in Snagov übernehmen oder ihn gemäß der Lehren zur Abwehr von Vampiren verstümmeln; oder auch nur das Risiko eingehen, dass die Bauern der Umgebung Derartiges tun würden. Das hätte eine natürliche Abwehr sein können, angesichts von Vlads Status und der Tatsache, dass Mitglieder des orthodoxen Klerus an derlei Leichenverstümmelungen nicht
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