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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Baumeister. Daran entlang führte eine mit Steinen gepflasterte Straße, breit genug, dass viele Männer nebeneinander gehn konnten. Schnell liefen sie darauf um eine weit ausschwingende Kurve – und kamen plötzlich ins volle Tageslicht hinaus. Vor ihnen erhob sich ein mächtiger Torbogen, an dessen Innenwänden, so verwittert, zerbröselt und geschwärzt sie auch waren, noch Reste von alten Steinmetzarbeiten zu erkennen waren. Blass schien die Sonne zwischen dem Berggrat herab, und einige goldene Strahlen fielen auf das Pflaster am Tor.
    Ein Knäuel von Fledermäusen, durch ihre rauchenden Fackeln aus dem Schlaf geschreckt, flatterte über sie hinweg. Als sie weiterliefen, glitten ihre Füße auf den glatten Steinen aus, die vom Körper des Drachen abgewetzt und schleimig waren. Vor ihnen stürzte das Wasser nach draußen und floss schäumend ins Tal hinab. Sie warfen die blassen Fackeln zu Boden, blieben stehen und blickten mit zusammengekniffenen Augen umher. Sie standen am Vordertor und sahen auf Thal hinab.
    »Na ja!«, sagte Bilbo. »Ich hätte nie gedacht, dass ich aus dieser Tür einmal hinaus schauen würde. Und ich hätte auch nie gedacht, dass ich mich einmal so freuen könnte, die Sonne wiederzusehen und den Wind im Gesicht zu spüren. Aber, brrr! das ist ja ein kalter Wind!«
    So war es. Von Osten wehte eine scharfe Brise, Vorbotin des Winters. Sie fegte über die Berggrate und wirbelte ins Tal hinab, pfiff durch die Felsen. Nach dem langen Aufenthalt in der stickigen Tiefe der Drachenhöhlen bibberten sie nun sogar in der Sonne.
    Bilbo merkte auf einmal, dass er nicht nur müde, sondern auch sehr hungrig war. »Es scheint spät am Vormittag zu sein«, sagte er, »und folglich wäre eigentlich Zeit für ein Frühstück – wenn es etwas zu frühstücken gibt. Aber ich glaube nicht, dass Smaugs Vordertürschwelle der sicherste Platz dafür ist. Gehen wir irgendwohin, wo wir eine Weile still sitzen können!«
    »Ganz richtig!«, sagte Balin. »Und ich denke, ich weiß auch, wohin. Wir sollten zu dem alten Ausguckposten auf dem südwestlichen Zipfel des Bergs gehen.«
    »Wie weit ist das?«, fragte der Hobbit.
    »Fünf Stunden zu Fuß, würde ich meinen. Es wird ein unbequemer Marsch. Die Straße, die vom Tor am linken Flussufer entlangführte, scheint überall aufgebrochen zu sein. Aber sieh mal da unten: Der Fluss biegt vor der zerstörten Stadt scharf nach Osten ab, und an der Stelle war früher eine Brücke, über die man zu einer steilen Treppe kam, das rechte Ufer hinauf und dann auf eine Straße zum Rabenberg. Dort gibt es oder gab es einen Weg, der von der Straße abzweigt und zum Ausguck hinaufführt. Eine anstrengende Kletterpartie, selbst wenn die alten Stufen noch da sind.«
    »Liebe Güte!«, stöhnte der Hobbit. »Noch mehr laufen und noch mehr Treppen steigen, und alles ohne Frühstück! Ich möchte wissen, wie viele Frühstücke und andere Mahlzeiten wir in diesem Dreckloch, wo es nicht mal eine Uhr gibt, versäumt haben.«
    Tatsächlich waren zwei Nächte und der Tag zwischen ihnen vergangen (doch nicht ganz ohne Essen), seit der Drache die magische Tür zertrümmert hatte, aber Bilbo hatte das Zeitgefühl verloren und hätte nicht sagen können, ob es nun eine Nacht oder eine ganze Woche lang Nacht gewesen war.
    »Lass gut sein!«, sagte Thorin munter – seine Lebensgeister waren wieder im Erwachen, und er rasselte mit den Edelsteinen in seinen Taschen. »Nenne meinen Palast nicht ein Dreckloch! Warte nur ab, bis er gesäubert und neu hergerichtet ist!«
    »Dazu müsste Smaug erst mal tot sein«, sagte Bilbo verdrossen. »Aber wo der jetzt nur steckt? Ich gäbe ein gutes Frühstück dafür, wenn ich es wüsste. Hoffentlich sitzt er nicht oben auf dem Berg und blickt auf uns herab.«
    Die Vorstellung war den Zwergen sehr unbehaglich, und sie sahen rasch ein, dass Bilbo und Balin recht hatten.
    »Wir müssen machen, dass wir von hier verschwinden«, sagte Dori. »Mir ist, als ob er mir über die Schulter blickt.«
    »Kalt und öde ist es hier«, sagte Bombur. »Wasser gibt es zwar, aber etwas Essbares ist nicht in Sicht. Ein Drache müsste doch verhungern in solch einer Gegend.«
    »Los, komm, komm schon!«, riefen die andern. »Nehmen wir Balins Weg!«
     
    Unter der Felswand zur Rechten gab es keinen Weg, also stapften sie zwischen den Steinen auf der linken Seite des Flusses entlang, und die wüste Einöde wirkte selbst auf Thorin schnell wieder ernüchternd. Die Brücke, von der

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