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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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ging ein Haus in Flammen auf und brach zusammen; und noch immer konnte kein Pfeil den Drachen behelligen oder ihm mehr Schaden tun als der Stich einer Sumpffliege.
     
    Schon sprangen auf allen Seiten Menschen ins Wasser. Auf dem Marktteich wurden Frauen und Kinder in Frachtkähne gedrängt. Waffen wurden weggeworfen. Alles schrie und jammerte, wo vor nicht so langer Zeit noch die alten Lieder über die Zwerge gesungen worden waren, die frohe Zeiten verhießen. Jetzt verfluchte man die Zwerge. Der Bürgermeister selbst machte, dass er zu seinem großen vergoldetenBoot kam, in der Hoffnung, dass es in dem allgemeinen Durcheinander nicht auffallen würde, wenn er sich in Sicherheit brachte. Nicht mehr lange, und die ganze Stadt wäre verlassen und bis auf den Wasserspiegel des Sees niedergebrannt.
    Dem Drachen war es recht so. Sollten sie nur alle in die Boote steigen! Dann könnte er in aller Ruhe Jagd auf sie machen oder sie auf dem See verhungern lassen. Gingen sie aber an Land, so wäre er auch darauf vorbereitet. Alle Uferwälder würde er in Brand stecken und alle Felder und Weiden versengen. Erst einmal wollte er jetzt sein Spiel mit dieser Stadt treiben. Schon lange hatte er keinen solchen Spaß mehr gehabt.
    Aber noch immer hielt sich ein Trupp Bogenschützen zwischen den brennenden Häusern. Ihr Hauptmann war Bard, der mit der knarrenden Stimme und dem finsteren Gesicht, dem seine Freunde vorgeworfen hatten, er prophezeie immer nur Überschwemmungen und Fischvergiftungen; aber sie kannten seinen Mut und wussten, was der Mann wert war. Er war ein später Nachkomme Girions, des Fürsten von Thal, dessen Weib und Kind einst auf dem Eilend dem Verderben entronnen waren. Mit seinem großen Eibenbogen hatte er jetzt schon alle Pfeile bis auf einen verschossen. Dicht neben ihm loderten die Flammen. Seine Mitstreiter machten sich davon. Er spannte den Bogen zum letzten Mal.
    Plötzlich flatterte aus der Dunkelheit etwas heran und setzte sich auf seine Schulter. Er zuckte zusammen – aber es war nur eine alte Drossel. Furchtlos hockte sie sich neben sein Ohr und erzählte ihm Neuigkeiten. Er war selbst überrascht, dass er ihre Sprache verstand, aber er stammte ja aus dem alten Volk von Thal.
    »Warte! Warte!«, sagte sie zu ihm. »Der Mond geht auf. Such nach der Mulde auf der linken Brustseite, wenn er anfliegt und über dir wendet!« Und während Bard voll Verwunderung wartete, berichtete sie ihm alles, was sie oben am Einsamen Berg gehört hatte.
    Dann zog Bard die Bogensehne bis an sein Ohr durch. Der Drache beschrieb tief über dem Wasser einen Bogen und flog von neuem gegen die Stadt an. Als er näher kam, stieg der Mond über das östliche Ufer und versilberte seine gewaltigen Flügel.
    »Pfeil! Du schwarzer Pfeil!«, sagte der Bogenschütze. »Dich hab ich bis zuletzt aufgespart. Du hast nie gefehlt, und immer hab ich dich wiedergefunden. Ich habe dich von meinem Vater, und er hatte ihn aus alten Zeiten. Zeig jetzt, ob du wirklich aus den Schmieden des wahren Königs unter dem Berge kommst! Flieg und triff!«
    Tiefer denn je stieß der Drache herab, und als er im Sturzflug wendete, glitzerte sein Bauch im Mondlicht weiß vor funkelnden Juwelen – doch nicht an der einen Stelle. Der große Bogen schwirrte. Der schwarze Pfeil flog von der Sehne, genau auf die Mulde an der linken Brustseite unter dem Ansatz des ausgestreckten Vorderbeins. Er schlug ein und verschwand mit Spitze, Schaft und Feder, so viel Wucht hatte der Schuss. Mit einem Schrei, der Ohren betäubte, Bäume entwurzelte und Steine zersplittern ließ, fuhr Smaug hoch in die Luft hinauf, überschlug sich und stürzte alles zertrümmernd herab.
    Mitten auf die Stadt stürzte er. Seine letzten Zuckungen zerhackten die Häuser zu lodernden Scheiten. Der See brach über sie herein. Eine große Dampfwolke stieg auf, weiß in der plötzlichen Finsternis unter dem Mond. Ein Zischen,ein sprudelndes Aufbrausen des Wassers, und dann wurde es still. Und das war Smaugs Ende und Esgaroths Ende. Aber Bards Ende war es nicht.
     
    Der zunehmende Mond stieg höher und höher, und der Wind blies kalt und laut. Er riss den weißen Nebel in krumme Säulen und flatternde Wolken auseinander, trieb ihn nach Westen und verstreute ihn in Fetzen über die Sümpfe vor dem Düsterwald. Nun sah man die vielen Boote als dunkle Tupfen auf der Wasseroberfläche, und der Wind wehte die Stimmen der Menschen von Esgaroth über den See, wie sie um die verlorene Stadt, ihren

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