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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Besitz und ihre zertrümmerten Häuser klagten. Doch eigentlich konnten sie froh sein, hätten sie es sich recht überlegt, was man allerdings im Augenblick nicht von ihnen erwarten konnte: Drei Viertel der Stadtbewohner waren wenigstens mit dem Leben davongekommen; ihre Wälder, Felder und Weiden, ihr Vieh und die meisten ihrer Boote hatten keinen Schaden genommen. Und der Drache war tot. Was das bedeutete, hatten sie noch gar nicht begriffen.
    In traurigen Scharen versammelten sie sich auf dem westlichen Ufer, sie standen zitternd im kalten Wind, und ihre Vorwürfe und Zornesäußerungen richteten sich zuerst gegen den Bürgermeister, der sich so früh aus der Stadt davongemacht hatte, während manche noch bereit waren, sie zu verteidigen.
    »Von Geschäften versteht er ja etwas – besonders von seinen eigenen«, murmelten manche, »aber wenn es ernst wird, taugt er nichts.« Und voll Bewunderung sprachen sie über Bard und seinen letzten gewaltigen Bogenschuss.»Wenn er doch nur nicht umgekommen wäre!«, sagten sie alle. »Wir würden ihn zum König krönen. Bard, der Drachentöter aus Girions Geschlecht! Ach, wie schade, dass er hin ist!«
    Und während sie noch so redeten, trat ein großer Kerl aus den Schatten hervor. Wasser troff an ihm herab, das schwarze Haar hing ihm nass über Gesicht und Schultern, und seine Augen leuchteten gefährlich.
    »Bard ist nicht hin!«, rief er. »Er ist ins Wasser gesprungen, als der Feind tot war. Ich bin es, Bard aus Girions Geschlecht; ich bin der Drachentöter.«
    »König Bard, König Bard!«, brüllten die Leute; aber der Bürgermeister klapperte und knirschte mit den Zähnen, bis sie ihn anhörten.
    »Girion war der Fürst von Thal, nicht König von Esgaroth«, sagte er. »In der Seestadt haben wir unsere Regierung immer gewählt, und zwar unter den alten und weisen Männern. Herrscher, die bloß Krieg führen können, haben wir nie geduldet. Lasst den ›König Bard‹ doch in sein Königreich heimkehren – Thal ist dank seiner Tapferkeit ja nun frei, und nichts hindert ihn an der Rückkehr. Und wer will, soll mit ihm gehen, wenn ihm die kalten Steine im Schatten des Berges lieber sind als die grünen Ufer des Sees. Wer gescheit ist, bleibt hier, wo wir die Stadt hoffentlich bald neu aufgebaut haben, und lebt dann wieder in Frieden und Wohlstand.«
    »Wir wollen König Bard!«, riefen die in der Nähe Stehenden. »Die alten Herren und die Geldscheffler haben wir satt!« Und die etwas weiter entfernt Stehenden stimmten lauthals mit ein: »Es lebe der Bogenschütze! Nieder mit den Geldsäcken!«, hallte es weit am Ufer entlang.
    »Ich bin der Letzte, der den Bogenschützen Bard geringschätzen würde«, sagte der Bürgermeister, behutsam einlenkend, denn Bard stand nun dicht neben ihm. »Er hat sich heute Nacht einen hervorragenden Platz auf der Liste der Wohltäter unserer Stadt verdient, und viele unvergängliche Lieder sollen ihn feiern. Warum aber, o Volk von Esgaroth« – und hier erhob der Bürgermeister sich auf die Zehenspitzen, und seine Stimme wurde sehr laut und deutlich – »warum gebt ihr mir an allem die Schuld? Welchen Fehler hab ich gemacht, dass ihr mich absetzen wollt? Wer hat denn den Drachen aus seinem Schlaf aufgestört, möchte ich wissen? Wer hat reiche Gaben und großzügige Unterstützung von uns empfangen und uns weisgemacht, die alten Lieder könnten wahr werden? Wer hat unser gutes Herz und unsere Wundergläubigkeit ausgenützt? Und welcherlei Gold haben sie uns zum Lohn den Fluss herabgeschickt? Drachenfeuer und Verderben! Von wem müssen wir daher die Erstattung unserer Schäden und Hilfe für unsere Witwen und Waisen fordern?«
    Wie ihr seht, war der Mann nicht umsonst Bürgermeister geworden. Seine Worte bewirkten, dass die Leute ihren Wunsch nach einem neuen König für den Augenblick mehr oder weniger vergaßen; und dafür richtete sich ihre Erbitterung gegen Thorin & Co. Derbe und heftige Worte von vielen Seiten wurden gegen sie laut; und manche, die vor kurzem noch begeistert die alten Lieder angestimmt hatten, hörte man nun schimpfen und zetern, die Zwerge hätten ihnen den Drachen mit Vorbedacht auf den Hals gehetzt.
    »Ihr Dummköpfe!«, sagte Bard. »Warum wütet ihr mit Worten gegen diese Ungücklichen? Sicherlich sind sie im Feuer umgekommen, ehe der Drache uns angriff.« Dann,noch während er sprach, kam ihm der Gedanke an den fabelhaften Schatz, der nun ohne Hüter oder Besitzer unter dem Berg lag, und er schwieg

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