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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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sie zu dieser Zeit mit den Sümpfen und dem tückischen Land zwischen dem Wald und dem See nicht allzu gut vertraut waren, kamen sie schnell voran. Nur fünf Tage nach dem Tod des Drachen erreichten sie das Ufer und sahen die Trümmer der Stadt. Sie wurden herzlich empfangen, wie man sich denken kann, und die Menschen und ihr Bürgermeister waren bereit, dem Elbenkönig seine Hilfe mit jeder Abmachung, die er sich für die Zukunft nur wünschen konnte, zu vergelten.
    Bald hatten sie ihre Pläne gemacht. Der Bürgermeister blieb mit den Frauen und Kindern, den Alten und Gebrechlichen zurück. Bei ihm blieben auch manche Handwerker und viele von den Elben, die sich bei den Bauarbeiten nützlich machen konnten: Sie fällten Bäume und sammelten die auf dem Fluss herangeflößten Stämme ein. Dann begannen sie, am Ufer Hütten für den nahen Winter zu bauen, und unter dem Vorsitz des Bürgermeisters berieten sie über die ersten Pläne einer neuen Stadt, die schöner und großzügiger angelegt werden sollte als die alte, doch etwas weiter nordwärts und näher am Ufer. Denn für alle Zeiten behielten sie eine Scheu vor der Stelle im See, wo der Drache lag. Er würde nun nie mehr auf sein goldenes Bett zurückkehren, sondern lag kalt wie Stein und mit verrenkten Gliedern auf dem flachen Grund.
    Viele Jahre lang konnte man dort bei ruhigem Wetter seine gewaltigen Knochen zwischen den abgebrochenen Pfählen der alten Stadt liegen sehen. Aber nur wenige wagten sich mit Booten an den verfluchten Ort, und niemand tauchte je in das kalte Wasser, um die kostbaren Steine zu bergen, die von seinem verwesenden Kadaver abfielen.
    Alle waffenfähigen Männer aber und die meisten Krieger des Elbenkönigs machten sich bereit, zum Einsamen Berg im Norden zu ziehen. Und elf Tage nach der Zerstörung der Stadt durchschritt ihre Vorhut das Felsentor am Ende des Sees und drang in das Einödland vor.

KAPITEL XV
     
     
    DIE WOLKEN SAMMELN SICH
    Z urück zu Bilbo und den Zwergen. Die ganze Nacht hindurch hatte je einer von ihnen Wache gehalten, doch bis zum Morgen hatten sie kein Anzeichen von einer Gefahr bemerkt. Aber immer dichter sammelten sich die Vogelschwärme. Sie kamen von Süden herangeflogen, und die Krähen, die noch immer in der Gegend um den Berg nisteten, kreisten und krächzten unablässig.
    »Etwas Seltsames ist im Gange«, sagte Thorin. »Die Zeit der Herbstzüge ist vorüber; und dies sind Vögel, die immer im Lande bleiben, Staren- und Finkenschwärme; und dort in der Ferne sehe ich viele Aaskrähen, wie wenn eine Schlacht bevorstünde.«
    »Da ist die alte Drossel wieder!«, rief Bilbo plötzlich und zeigte hin. »Anscheinend hat sie sich in Sicherheit gebracht, bevor Smaug den Berghang zertrümmert hat, aber ich glaube nicht, dass die Schnecken auch davongekommen sind.«
    Kein Zweifel, es war die alte Drossel, und als Bilbo auf sie zeigte, kam sie herangeflogen und setzte sich nahe bei ihnen auf einen Stein. Dann schlug sie mit den Flügeln, sang ein paar Töne, legte den Kopf auf die Seite, wie um zu lauschen; sang wieder; lauschte wieder.
    »Ich glaube, sie will uns etwas sagen«, sagte Balin, »aber ich komme bei der Sprache dieser Vögel nicht mit, sie ist zu schnell und schwierig. Wirst du daraus klug, Beutlin?«
    »Nicht ganz«, sagte Bilbo (tatsächlich hatte er kein Wort verstanden), »aber die alte Dame scheint sehr erregt zu sein.«
    »Wenn sie doch nur ein Rabe wäre!«, sagte Balin.
    »Ich dachte, die magst du nicht! Du schienst etwas gegen sie zu haben, als wir das erste Mal hier vorüberkamen.«
    »Das waren Krähen! Und was für welche – widerliche Biester, denen nicht zu trauen ist, und frech obendrein! Du hättest nur hören sollen, was für Schimpfworte sie uns nachgerufen haben. Aber Raben sind ganz anders. Früher waren sie mit Thrors Volk eng befreundet. Oft brachten sie uns geheime Nachrichten und bekamen dafür ein paar blanke Klunker, nach denen sie ganz verrückt waren und die sie dann in ihren Nestern versteckten. Sie werden sehr alt und haben ein gutes Gedächtnis, und was sie wissen, geben sie an ihre Jungen weiter. Von den Raben hier aus den Felsen kannte ich viele, als ich ein junger Bursche war. Diese Anhöhe hier hieß der Rabenberg, weil ein sehr kluges und angesehenes Rabenpärchen hier direkt über der Wachkammer nistete, der alte Carc mit seiner Gattin. Aber ich glaube nicht, dass sich jemand von diesem alten Stamm bis heute hier gehalten hat.«
    Kaum hatte er das gesagt, als die

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