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Der Hobbit

Der Hobbit

Titel: Der Hobbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R.R. Tolkien
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Falltür krachend zu, und die Stimmen verhallten. Er trieb im eiskalten Wasser des dunklen Tunnels, ganz allein – denn auf Freunde, die in Fässer verpackt sind, kann man nicht zählen.
    Bald kam aus der Dunkelheit vor ihm ein grauer Fleck näher. Er hörte das Fallgatter knarren, als es hochgezogen wurde, und sah, dass er sich mitten in einem polternden und rumpelnden Haufen von Tonnen und Fässern befand, die alle dicht zusammengedrängt wurden, bevor sie unter dem Torbogen hindurch in die offene Strömung hinausschwammen. Er hatte alle Hände voll zu tun, um nicht zerstoßen und zerquetscht zu werden; doch endlich begann die drängelnde Masse sich aufzulösen, und ein Fass nach dem andern glitt unter dem steinernen Bogen durch und davon. Dann sah er, was ihm passiert wäre, wenn er es geschafft hätte, rittlings auf das Fass zu kommen: Zwischen dem oberen Rand und dem am Tor tief herabreichenden Dach war nicht mal mehr Platz für einen Hobbit.
     
    Hinaus trieben sie, unter den überhängenden Ästen der Bäume an beiden Ufern. Bilbo hätte gern gewusst, wie es den Zwergen ging und ob wohl viel Wasser in ihre Fässer eindrang. Manche Fässer, die neben ihm dahinschwammen, soweit er sehen konnte, schienen ziemlich tief im Wasser zu liegen, vermutlich weil ein Zwerg drinsteckte.
    »Ich kann nur hoffen, dass ich die Deckel fest genug aufgesetzt habe!«, dachte er, aber bald hatte er zu viel mit sich selbst zu tun und vergaß die Zwerge. Er konnte zwar den Kopf über Wasser halten, zitterte aber vor Kälte. Ob er nicht erfrieren würde, bevor sein Glück sich wenden konnte? Wie lange würde er sich noch an dem Fass festhalten können? Sollte er das Fass loslassen und den Versuch riskieren, irgendwie schwimmend ans Ufer zu kommen?
    Sein Glück wendete sich rechtzeitig: Die strudelndeStrömung trug mehrere Fässer an einer Stelle nah ans Ufer, und dort blieben sie eine Weile an einer halb aus dem Wasser aufragenden Wurzel hängen. Bilbo benutzte die Gelegenheit, auf das Fass hinaufzukriechen, solange es zwischen anderen festgeklemmt war. Wie eine ertrunkene Ratte streckte er sich darauf aus, Arme und Beine ausgebreitet, um so gut wie möglich das Gleichgewicht zu halten. Der Wind war kalt, aber erträglicher als das Wasser. Er konnte nur hoffen, nicht gleich wieder herunterzurollen, wenn die Fahrt weiterging.
    Bald kamen die Fässer wieder los und trieben langsam kreiselnd in die Hauptströmung hinein. Sich oben zu halten erwies sich als genauso schwierig, wie er befürchtet hatte, aber irgendwie schaffte er’s, auch wenn es elend unbequem war. Zum Glück war er sehr leicht, und das Fass, ein großes, dickes, war ein bisschen undicht und hatte etwas Wasser aufgenommen. Trotzdem war es wie ein Ritt ohne Sattel und Zaumzeug auf einem rundlichen Pony, das immerzu darauf aus ist, sich im Gras zu wälzen.
    Jedenfalls kam er auf diese Weise bis zu einer Stelle, wo die Bäume an beiden Ufern dünner standen. Er konnte den helleren Himmel zwischen ihren Kronen sehen. Der dunkle Bach öffnete sich hier plötzlich in die Breite und vereinigte sich mit dem Lauf des Waldflusses, der stürmisch vom Tor des Königspalastes herabkam. Auf einem Streifen der dahingleitenden Wasserfläche, der nun nicht mehr überschattet war, tanzten gebrochene Spiegelbilder von Wolken und Sternen. Die starke Strömung des Waldflusses trieb den ganzen Tross der Fässer und Tonnen ans Nordufer, wo sie eine breite Bucht ausgewaschen hatte. Der kiesbedeckte Strand lag unter steilen Böschungen und wurde nach Osten hin von einemkleinen vorspringenden Felskap abgedämmt. Am seichten Ufer liefen die meisten Fässer auf Grund; einige, die weiterschwammen, stießen polternd an den Felsen.
    Auf den Böschungen hielten Leute Ausschau. Sie holten die Fässer mit Stangen heran und schoben sie alle ans Ufer, zählten sie und banden sie zusammen; dann ließen sie sie bis zum Morgen liegen. Die armen Zwerge! Bilbo war nicht so schlecht dran. Er rutschte von seinem Fass herunter und watete an Land, dann schlich er weiter zu den Hütten, die er nahe am Ufer gesehen hatte. Er überlegte sich’s jetzt nicht mehr lange, wenn er uneingeladen zu einer Mahlzeit kommen konnte; so lange hatte er sich schon notgedrungen auf diese Weise verköstigt. Er wusste nun allzu gut, dass Hunger etwas anderes ist als höfliches Interesse an den Leckereien eines wohlangerichteten Büffets. Außerdem hatte er ein Feuer durch die Bäume schimmern sehen, das ihn umso stärker anzog, als

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