Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie: Roman (German Edition)
machen?«
»Nun«, setzte der Zauberer zu einer Antwort an, die sich offensichtlich auf eine völlig andere Frage bezog. »Es gibt zwei verschiedene Elbenarten, wisst ihr. Lasst es mich erklären: Da sind die Dorianelben. Sie sind nach ihrem Stammvater Dorian Gray benannt, einem dekadenten Knilch, der nichts Besseres zu tun hatte, als ständig sein eigenes Bildnis anzugaffen. Und dann gibt es die Baumelben. Wonach die benannt sind, dürfte wohl klar sein. Das erste dieser beiden extravaganten Völker mag Pflanzen, vor allem purpurfarbene Nelken. Die pflegen sie an den gefährlichsten Orten zu pflücken und sich dann ins Knopfloch zu stecken, um sie der ganzen Welt zu präsentieren. Dieser Hang zum gefahrvollen Nelkenpflücken hat dazu geführt, dass sie auch Wilde Elben genannt werden – doch sagt ihnen das auf keinen Fall ins Gesicht, denn der Ausdruck ist alles andere als nett gemeint. Die Baumelben hingegen vermeiden jegliche Gefahr. Solange keine äußere Kraft sie tötet, sind Elben unsterblich; und die Baumelben sind verständlicherweise der Auffassung, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun sollten, um zu verhindern, durch äußere Einwirkungen zu Tode zu kommen. Aus diesem Grund verachten Wilde Elben sie und nennen sie Feige 21 Elben – doch benutzt auch diesen Namen nicht und sagt ihnen das ebenfalls auf keinen Fall ins Gesicht, denn: diese Bezeichnung ist noch viel weniger nett gemeint. Bis zum heutigen Tage ist es wahr, dass Wilde Elben wild sind. Ich habe einmal einen gekannt, der doch tatsächlich leuchtend purpurne Kniehosen zu einem giftgrün-orange karierten Rüschenhemd trug! Kein Feiger Elb würde jemals den Mut aufbringen, so herumzulaufen. Zu mehr als zu dezentem Tweed reicht es bei diesen vorsichtigen Gesellen nicht.«
Mori schenkte dem alten Zauberer ein herzliches Lächeln. »Hey, Alter, du taube Nuss verstehst ja eh kein Wort, des isch sag«, meinte er und griff nach der runzeligen Hand des Zauberers. »Da kann isch dir ruhig mal verklären, dass du der langweiligste Labersack von ganz Obermittelerde bist, Kollege!«
»Danke, mein lieber Zwergenfreund«, erwiderte Ganzalt mit vor Rührung tränenfeuchten Augen. »Besten Dank.«
»Also«, meinte Bingo, den Ganzalts Ausführungen tatsächlich interessiert hatten. »Also die Elben da im Wald, sind das Wilde Elben oder Feige Elben?«
»Hey, schaust du mein Goldkette an, Mann. Steht da Elbenauskunft oder steht da Mori der Zwerg?«, entgegnete Mori.
Da ertönte wieder Ganzalts dröhnende Stimme. »Die Antwort auf Eure Frage lautet Nein. Andererseits fragt Ihr Euch wahrscheinlich, ob die Elben hier im Wald Wilde Elben oder Feige Elben sind. Eine vielschichtige Angelegenheit, doch ich denke, ich kann es erklären.«
Mori stieß einen Seufzer aus.
»Lord Halbelf selbst ist ein Wilder Elb, doch als Gefährten nahm er sich einen Feigen, den schönen Oilofolaf, sodass Angehörige beider Arten gemeinsam dort leben. Doch ihre Zeit ist nicht die unsere, die Tage dort vergehen anders – wie ein flüchtiges Flackern. Die Elben stehen meist nicht vor dem Mittag auf und schlafen überhaupt sehr viel.«
Als sie den exquisiten Wald betraten, schlenderte ein Elb aus dem Schatten auf sie zu und stellte sich ihnen in den Weg. Er war eine groß gewachsene, elegante Erscheinung, ganz in grünen Samt und Seide gekleidet. Sein Oberkörper war leicht zur Seite geneigt, da er eine Hand keck in die Hüfte gestützt hatte. Die Augen glitzerten, oder genauer gesagt, glitzerte eines mehr als das andere – dasjenige nämlich, vor dem er eine kreisrunde Scheibe aus geschliffenem Glas trug.
»Ganzalt der Zauberer«, sagte er mit matter Stimme. »Und Begleitung. Welch Überraschung.«
»Ach!«, rief Ganzalt. »Sunkist, der Elb des Morgens, nicht wahr?«
»Ich bin Elbbaum, der Baumelb«, erwiderte der Elb gekränkt. »Voll Bestürzung stelle ich fest, o Zauberer, dass Ihr mich nicht wiedererkennt. Teilten wir uns nicht einst für zwei Wochen eine kleine Hütte an einem Seeufer, wo wir uns … entspannten … und gelegentlich schwammen? Nichtsdestotrotz grüße ich Euch und werde Euch und Eure Begleiter zu Lord Halbelf höchstpersönlich führen.«
»Ach ja, das ist natürlich eine gute Frage«, verkündete Ganzalt strahlend. »Ich würde sagen Brot, außer in den Wintermonaten, wenn es wohl eher eine Portion Spreu sein dürfte.«
Elbbaums gläserner Augenschutz blitzte im Sonnenlicht auf, als er seinen Kopf schräg legte. Der Wind strich sanft durch die
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