Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie: Roman (German Edition)
»Euch ist vielleicht die Geschichte des Großen Tieres aus dem Norden bekannt?«
Niemand rührte sich.
»Das Große Tier aus dem Norden …?«, meinte Ganzalt auffordernd, aber behutsam.
»Ein guter Freund von mir, ein gewaltiges Tier«, erklärte Björn. »Der Drache Schmauch kämpfte gegen ihn, spuckte Feuer und versengte ihn. Sein Pelz fing Feuer und er verbrannte. Sein herrliches blau-gelbes Haus brannte nieder.«
»Du meine Güte«, sagte Ganzalt.
»Krass«, bekräftigten die Zwerge.
»Krass?«, entgegnete Björn aufgebracht. »Krass? Es ist mehr als krass, ihr Zwerge!«
»Krass«, wiederholte Mori seine Aussage, doch so leise, dass Björn es wahrscheinlich nicht hörte.
»Es ist schlimmer als krass«, verkündete Björn und erhob sich von seinem Platz. »Es ist eine Tragödie, ein Verbrechen gegen die Tierwelt. Typisch Drache, Feuer zu benutzen. Das sollte nicht sein dürfen. Nein, nein, das sollte es nicht. Drachen!« Seine Augen hatten begonnen, sich erschreckend zu verfinstern, wie Tinte, die in zwei weißen Keramikschüsseln verrührt wurde. Er fuchtelte mit beiden Händen in der Luft herum. »Drachen? Mag ich Drachen etwa nicht? Nein, ich mag sie nicht. Drachen? Tatsächlich! Ich hege eine starke Antipathie gegen Drachen.«
»Selbstverständlich tut Ihr das«, meinte Ganzalt beschwichtigend. »Selbstverständlich tut Ihr das. Das ist ganz natürlich.«
»Feuer zu spucken?«, donnerte Björn. »Bei trockenem Pelz? Das majestätische blau-gelbe Haus aus dem Norden niederzubrennen? Die beruhigende Einfachheit des klaren, modernen Designs sowie die aus Naturfasern und Quellwasser gemischte Farbe zu Kohle zu machen? Zu Asche? Zu Staub?« Er ging auf und ab, wobei er seinen Kopf durch kräftige Halsbewegungen schüttelte. »Nein, nein, das ist nicht richtig. Kein Feuer spucken, das ist richtig, denn Feuer verstößt gegen jegliches Feingefühl gegenüber den Tieren. Und Schmauch tut es dennoch? Der Drache muss bestraft werden. Bestraft! Ihr müsst Schmauch töten! Tötet Schmauch! Tötet! Tötet! Den Drachen!«
»Unbedingt«, sagte Ganzalt in der Hoffnung, den aufgebrachten Hünen etwas zu beruhigen. »Genau das haben wir vor. Jetzt lasst uns aber von etwas anderem sprechen, wie? Wie wäre es mit noch einer Runde Honigbier? Und ein paar Scheiben dieser ausgezeichneten Honigbrote? Oder noch ein Töpfchen Eures raffinierten, mit Honig gesüßten Kaviars? Kommt schon, Björn, altes Haus, Ihr dürft Euch nicht so … äh … echauffieren. Es ist übrigens komisch«, fuhr der Zauberer fort, während er in der Tasche seines Ponchos nach seinen Rauchutensilien kramte, »dass Ihr das Abfackeln trockener Tiere erwähnt, denn« – er stockte kurz und lachte einmal nervös auf – »die folgende Geschichte wird euch sicher köstlich amüsieren. Auf dem Weg hierher trafen wir auf einige Wölfe, die einen unserer Mitstreiter fraßen. Tja, tja, grässliche Biester – verschlangen den armen Pralin mit Haut und Haaren …«
»Wombl«, korrigierte Pralin pikiert.
»Genau, und sie waren schon drauf und dran, mich ebenfalls zu fressen. Eine prekäre Situation. Aber Ihr werdet das hier sicher urkomisch finden, vor allem … ähm … hahaha! … im Licht Eurer Erzählung von gerade eben. Köstlich, einfach köstlich! Also, die Wölfe standen kurz davor, mich zu fressen, nicht wahr, mich zu fressen, und so wandte ich einen kleinen Feuerzauber an. Und da fing also der erste Wolf Feuer, nicht wahr.« Ganzalt kicherte. »Der erste Wolf fing Feuer und sprang wie von der Tarantel gestochen herum, nicht wahr, und dann rempelte er den zweiten Wolf an …«
Björn hatte aufgehört, auf und ab zu gehen, und starrte den Zauberer unverwandt an. Mori gestikulierte wild mit beiden Armen und schüttelte in einem fort den Kopf. Doch es gelang ihm nicht, Ganzalts Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
»… und – ha! ha! ha! – und der zweite Wolf brannte sofort lichterloh wie eine Fackel. Und er stieß mit dem dritten Wolf zusammen. Das war vielleicht ein Anblick! Und einen Lärm haben die Biester gemacht!« Ganzalt blickte zu Björn auf, und seine Erzählung geriet ins Stocken. »Sie machten«, wiederholte der Zauberer in weniger heiterem Tonfall, »so … einen … Lärm.«
Eine Minute lang herrschte eisiges Schweigen.
Björn, der die ganze Zeit über stockstill gestanden hatte, begann zu ächzen. Das Ächzen wurde zu einem Stöhnen, dann zu einem Fauchen und schließlich zu einem Heulen. Mit seinen gewaltigen
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