Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie: Roman (German Edition)
glorreichem Gold am Horizont auf. Bingo beobachtete das Naturschauspiel eine Weile. Da bemerkte er, dass sich die anderen drei Heeresführer mit ihren Standarten auf der Spitze des Hügels östlich vor dem Eingang von Strebor versammelt hatten. Er eilte dorthin, so schnell ihn seine Hobbnixfüße trugen.
»Ah«, sagte Halbelf, nachdem die Wachen Bingo durchgelassen hatten. »Hier ist ja der General unseres vierten Heeres. Seht Euch das an, General.« Er deutete nach Süden.
Von ihrem Aussichtspunkt aus konnte Bingo viele Meilen weit sehen. Verwirrt starrte er auf das Land vor ihm. Es sah aus, als wären die Wiesen entlang des Flusses über Nacht von knorrigem schwarzen Dickicht mit Dornenbüschen und kahlen, stabähnlichen Bäumen überwuchert worden. Doch dann erkannte er, was er da vor sich sah: Der Boden war bis auf den letzten Zentimeter mit Gobblinkriegern bedeckt. Zehntausend oder mehr warteten, bewaffnet und allesamt in Rüstung, auf das Zeichen zum Angriff.
»Eine Horde, meint Ihr nicht?«, fragte Halbelf.
»Eine Horde«, stimmte Bingo zu.
»Kämpft dagegen an, dass Euch bei diesem Anblick das Herz in die Hose rutscht, Sir Hobbnix«, sagte der Elb. »Seid unerschrocken.«
»Um mein Herz mache ich mir keine Sorgen. Aber ich fürchte ehrlich gesagt, dass mir etwas ganz anderes in die Hose rutschen könnte. Was sollen wir bloß tun? Dieses Heer erstreckt sich, so weit das Auge reicht. Zehntausend Krieger, sagtet Ihr – wie stark ist unser Heer?«
»Unsere vereinigten Heere«, verbesserte ihn Halbelf. »Ich führe eine Streitmacht von fünfhundert Elben an, Dart befehligt fünfhundert Männer. Die Zwerge, grimmig und zu allem entschlossen, sind zu fünft. Und Ihr, Sir Hobbnix, seid eine Streitmacht von einem.«
Bingo brauchte keine Rechenhilfe. »Oje.«
»In der Tat«, pflichtete ihm Halbelf bei. »Na ja, da kann man nichts machen. Die Geschwader mögen sich bereitmachen!«, rief er. »Trompeter, an die Instrumente! Zieht euch in Richtung Berg zurück, wenn der Ansturm zu groß ist, Jungs!«
Bingo versuchte zu schlucken, doch seine Kehle schien nicht länger zu funktionieren. Der perfekte Zeitpunkt, um die Stimme zu verlieren, dachte er. Wie soll ich um Gnade flehen, wenn ich nicht mal laut jammern kann?
Die Gobblins waren Tag und Nacht ohne Unterbrechung den ganzen Weg vom Nobelgebirge heranmarschiert. Angeführt wurden sie von ihrem schrecklichen König, Dschingis Ghack. 60 Sie dürsteten nach Feindesblut und waren von wilder Kampfeslust gepackt – von Kamm bis Fuß auf Kämpfen eingestellt. Man hatte die Krieger mit Geschichten über das Unrecht aufgehetzt, das den Gobblins durch Elben, Menschen und Zwerge widerfahren sein sollte. »Töten! Töten! Töten!«, riefen sie, da ihnen kein besserer Schlachtruf eingefallen war. Am meisten hatte man sie jedoch mit Erzählungen von dem Ding™ und seiner unvorstellbaren Macht angeheizt. Tief in ihren Gobblininnereien spürten sie den Ruf des Dings™. Denn wie das Ding™ waren auch sie von Saubua dem Bösen erschaffen worden. Sie waren aus demselben Holz geschnitzt. 61 Die Krieger sangen:
Bringt das Ding ™ !
Bringt das Ding ™ !
Wir wollen das Ding ™ !
Wir wollen das Ding ™ !
Die Verteidiger auf dem Hügel vor dem Höhleneingang konnten erkennen, wie König Ghack auf einem silbernen Podest an die Spitze der Horde getragen wurde. »Mit euch haben wir ein Hühnchen zu rupfen!«, riefen die Krieger aus den ersten Reihen der Elben- und Menschenheere. Sie hofften, den Gobblins Angst einzujagen. Doch die Gegner blickten ihnen nur finster entgegen und zischten wütend, während ihr König noch näher herangebracht wurde.
Er trug die prachtvollste Gobblinrüstung, die man sich nur vorstellen konnte. Seine Füße zierten weiße, mit etlichen Schnörkeln verzierte Pergamentüberschuhe, damit das Blut seiner Feinde nicht die Sohlen seiner Stiefel beschmutzen würde. Seine Rüstung bestand aus zwei enormen Brustplatten, die zu beiden Seiten seines Brustbeins angebracht waren. Dies sollte der Welt zeigen, dass seine Heldenbrust doppelt so groß und doppelt so muskulös war wie eine normalsterbliche Hühnerbrust. Der Raum zwischen der Rüstung und seiner Haut war mit Gräsern und Kräutern ausgestopft, denen man heilende Kräfte nachsagte. Sollte eine Klinge ihn verletzen, würden die Heilkräuter die Wunde wieder schließen und verheilen lassen. In einer Hand trug er eine zweizackige Mistgabel, in der anderen ein langes, poliertes Messer, das im
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