Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie: Roman (German Edition)
Licht der Morgensonne glänzte. Während die Reihen der Gobblins sich öffneten, um die Träger mit dem König durchzulassen, riefen die Krieger in ekstatischer Erregung seinen Namen.
Ghack! Großer Ghack!
Ghack! Ghack! Ghack!
Ghack! Ghack! Ghack!
Großer Grohohoßer Ghack!
Ghack! Ghack! Ghack!
Und so weiter.
»Bogenschützen!«, rief Halbelf. Die Stille auf dem Hügel wurde von dem zischenden Geräusch unterbrochen, das die Schützen verursachten, als sie alle im selben Moment ihre Bögen spannten.
»Feuer«, kommandierte Halbelf. Hundert Pfeile schossen in den Himmel und zogen ihre tödlichen Bogen über den Gobblins.
Die Horde brüllte und preschte nach vorne.
Und so fing die Schlacht der fünf Heere an.
Bingos Erinnerungen an die Schlacht sollten lückenhaft bleiben. Doch den ersten feindlichen Angriff würde er niemals vergessen; genauso wenig wie die brennende, verzweifelte Panik, die sich von den Hüften bis zum Hals in seinem ganzen Oberkörper breit machte. Ebenso wenig würde er die ersten Kampfhandlungen vergessen: Wie die Vorhut der Gobblins den Hügel auf ihren unbeholfenen Beinen heraufgeprescht kam. Auf der rechten Seite ließen Elben schwungvoll ihre Schwerter niedersausen und schnitten Lücken in die herankommenden Wogen. Links stießen die Menschen mit ihren Waffen zu und parierten geschickt feindliche Stöße. In der Mitte hieben die Zwerge mit ihren Äxten auf die Gegner ein. Am höchsten Punkt ihrer Pendelbewegung fingen die Klingen das Sonnenlicht ein und leuchteten für den Bruchteil einer Sekunde auf. Bald schon war das Eisen schwarz von Gobblinblut. Der kleine Hobbnix würde auch niemals seine ersten eigenen Kampferfahrungen vergessen: Er stieß mit seinem Schwert unter den Beinen eines Elbenschwertkämpfers hindurch. Dabei traf er einen Gobblin seitlich in den Kopf. Bingos Klinge saß tief, und der Gobblin quiekte und zuckte. Als der Gobblin jedoch zu Boden ging, zog er Bingo mit sich, da das Schwert in seinem Schädel feststeckte. Bingo stolperte nach vorne und fiel auf die Leiche. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er die Waffe aus den Schädelknochen des Gobblins gestemmt hatte. Der Hobbnix fiel mitsamt seinem Schwert nach hinten. Als er sich umblickte, stand sein Herz für einen Moment still. Die Gobblins waren überall, stachen mit ihren Spießen und gekerbten Klingen zu oder schwangen ihre Keulen. Die Menschen und Elben kämpften zwar tapfer, wurden jedoch von allen Seiten belagert, wie einzelne Felsen in einer stürmischen Brandung. Da sah Bingo genau vor sich einen Gobblin, der mit seinen gemeinen kleinen Augen nach links und rechts spähte, wobei der rote Kehllappen an seinem grausigen Hals hin und her baumelte. Bingo schwang sein Schwert.
Aber an das, was danach geschah, konnte er sich nicht mehr erinnern. Ihm blieben nur eine Reihe unzusammenhängender Erinnerungsfetzen: Bofi, der sich verzweifelt gegen eine ganze Gobblinschar zur Wehr setzte. Zwei hingen ihm jeweils an den Armen, jeweils zwei an den Beinen. Bingo lief zu ihm und versuchte die Gobblins mit dem Schwert wegzuschlagen. Außerdem erinnerte er sich daran, wie er in eine andere Richtung lief. Er versuchte mit einer Gruppe Elben Schritt zu halten. Er erinnerte sich daran, wie das Blau des Himmels immer und immer wieder von unzähligen Pfeilen zerpflügt worden war. Zeitweise waren es so viele gewesen, dass ihn das Gefühl beschlichen hatte, nicht im Freien zu stehen, sondern unter einem Dach aus Pfeilen. Er erinnerte sich, wie geköpfte Gobblins mit erstaunlicher Kraft wahllos in verschiedene Richtungen gelaufen waren. Er erinnerte sich daran, wie drei Gobblins einem Mann einen Speer von hinten in den Rücken gerammt hatten, sodass die Spitze schließlich aus dessen Brust ragte.
Ansonsten blieb ihm nur ein Strudel undeutlicher Eindrücke: der Geruch von Blut. Die schreckliche Müdigkeit in seinen Armen, die ihm sagte, dass er sein Schwert kaum mehr heben konnte. Die hartnäckige Angst in seinem Kopf, die ihn dazu brachte, das Schwert doch wieder zu heben. Angriff und Parade. Eine Klinge, die gegen einen Schild hieb. Bingo stieß sein Schwert in die Brust eines Gobblinkriegers, und die Klinge tranchierte Fleisch von Knochen.
Klar erinnern konnte Bingo sich erst wieder daran, als er keuchend neben Lord Halbelf und Mori und zwei Dutzend Menschen- und Elbenkriegern stand. Sie waren längst nicht mehr auf den Hügeln vor dem Haupteingang. Unter dem Ansturm der Gobblinvorhut hatten sich die vier Heere zurückgezogen.
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