Der Hof am Ende des Tales (German Edition)
Dein Alexander natürlich. Und erzähl mir jetzt nicht, dass hier nichts passiert ist, während ich mit Johannes im Stall…“ Susanne verstummte und spitzte schelmisch die Lippen.
„ DAS war nicht zu übersehen. Aber du hast schon Recht. Ein ganzer Mann, doch frage ich mich, ob es für mehr reicht. Die beiden scheinen mir nicht die stetigsten zu sein. Zwei umherwandernde Kumpane, heute hier, morgen dort. Wer weiß, wo sie noch überall ihre ‚Schätzchen‘ haben“, bemerkte Elisabeth mit einem leicht bitteren Unterton.
„ Och, das lässt sich leicht herausfinden. Du weißt doch, Männer und ihre Geschwätzigkeit…“, lachte Susanne.
„ Dann sollten wir das tun. Ruf die beiden zum Essen, nicht, dass sie uns noch vor Hunger tot von der Bank fallen. Sie müssen hier noch ein bisschen was tun tagsüber“, sprach Elisabeth.
„ Und – natürlich auch nachts“, fügte Susanne spitzbübisch hinzu, und die beiden Frauen lachten. Dann holte Susanne die beiden Männer ins Haus und gemeinsam nahmen sie das Abendbrot zu sich.
Nach dem Essen
„ Ausgezeichnet, meine Damen. Ein wahrer Genuss in diesen schweren Zeiten“, sprach Johannes und schob den leeren Teller von sich fort.
„ Das kann ich nur bestätigen“, pflichtete Alexander bei. „Und jetzt wollen wir uns um die Toten kümmern.“
„ Ich zeige euch die Stelle, wo ihr sie begraben könnt. Eine Viertelwegstunde von hier gibt es eine Senke. Ich bringe euch hin.“
Elisabeth, Alexander und Johannes machten sich auf den Weg. Sie packten zwei Schaufeln und eine Hacke auf den Karren mit den toten Soldaten, dann spannten sie zwei Kühe davor und gingen schweigsam los. Gemächlich trotteten die Kühe den Waldweg entlang, ohne sich von den Mücken und Bremsen aus der Ruhe bringen zu lassen.
Johannes fluchte kurz, als ihn eines der Viecher stach. Alexander wollte ihn gerade freundschaftlich darauf hinweisen, dass man in Begleitung von Damen das nicht tun solle, als er ebenfalls gestochen wurde und schluckte seine Bemerkung hinunter. So gingen sie eine Zeitlang den eigenen Gedanken nachhängend weiter.
Als die Nacht endgültig hereinbrach, entzündeten sie Fackeln, um den mittlerweile etwas schmaler gewordenen Weg nicht zu verfehlen. Nach einiger Zeit hielt Elisabeth die Tiere an.
„Hier ist die Stelle. Kommt mit.“
Alexander und Johannes packten Schaufeln und Hacke und folgten Elisabeth, die mit einer Fackel den Weg wies, in den dunklen Buchenwald hinein. Nach wenigen Metern hielt sie an und zeigte auf eine kleine Senke zwischen mehreren Buchenbäumen.
„Hier. Der Boden ist an dieser Stelle nicht so hart. Hier war früher eine Grube für Lehm. Es dürfte also schnell vonstattengehen.“
Johannes und Alexander begannen, schweigsam zu graben. Nach einer Stunde war das Loch tief genug und die beiden Männer trugen die Leichen vom Karren in ihr Grab. Nachdem der letzte Tote abgelegt war, schaufelten die beiden das Loch wieder zu.
Als sie damit fertig waren, verwischten sie ihre Spuren und streuten altes Laub über die frisch geöffnete Erde. Dann legten sie Schaufeln und Hacke zurück auf den Karren.
„Wo führt der Weg hin?“ fragte Johannes.
„ Es ist ein Verbindungsweg zum nächsten Hof auf der anderen Seite der Hügel. Etwa eine Wegstunde von hier. Warum fragst Du?“ entgegnete Elisabeth.
„ Der Karren hat Spuren vom Hof hierher hinterlassen. Zu auffällig… zu nahe am Hof… Kann man den Karren weiter den Weg entlang noch wenden oder zweigt ein weiterer weg, auf dem man zum Hof zurückkehren kann, ab?“
„ Ja, kurz hinter der nächsten Anhöhe zweigt ein weiterer Weg ab. Der führt zur alten Mühle, von der aus kommt man leicht wieder zum Hof zurück.“
„ Bestens. Du gehst mit Alexander den Weg zum Hof zurück. Ich lasse hier noch die letzten Spuren verschwinden, nehme dann den Weg über die alte Mühle zurück. Wichtig ist, dass hier niemand etwas verdächtiges bemerkt. Morgen früh schaue ich mir die Stelle hier nochmal an. Man kann nie wissen.“
Alexander nickte bestätigend, zündete eine Fackel an und ging langsam mit Elisabeth den Weg zum Hof zurück. Johannes zündete währenddessen eine weitere Fackel an, beseitigte noch ein paar zu offensichtliche Spuren und machte sich dann mit dem Gespann ebenfalls auf den Weg.
Während sie zum Hof zurückgingen, hielt Elisabeth plötzlich an, nahm Alexanders Hand und sah ihm in die Augen.
„ Was hat er? Warum diese Angst?“
„ Er hat sich vorgenommen, sein Leben alt und
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