Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Schuh dann zur Seite und holte eine fünfundzwanzig Zentimeter lange, in einer winzigen Röhre verborgene Stahlnadel heraus, die vom Absatz durch die Sohle führte. Die Nadel war flexibel, aber unzerbrechlich. Wenn man sie richtig zwischen der vierten und fünften Rippe einschob, konnte man mit ihr das Herz durchbohren, wobei eine so winzige Spur zurückblieb, daß man sie selbst bei einer Autopsie kaum entdecken konnte.
    Er hielt die Nadel vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand und griff mit der linken nach seiner Schwester. Er berührte ihre rechte Brust und dann ihre nackte Schulter. Sie schlug die Augen auf. »Du bist unersättlich«, flüsterte sie und lächelte.
    »Nur mit dir.« Er zog sie an sich, bis ihr Fleisch sich berührte. »Du bist meine einzige Liebe«, sagte er, und sein rechter Arm glitt hinter sie und schwebte ein paar Zentimeter über ihrer Wirbelsäule. Dann drehte er sein Handgelenk nach innen; die Nadel war jetzt bereit. Er stieß zu.
     
    Die Landstraßen und Feldwege waren verwirrend, aber Tennyson hatte sich die Route gut eingeprägt. Er kannte den Weg zu der versteckten Hütte, wo der geheimnisvolle Oberst hauste, jener Verräter am Reich. Selbst der Titel >Oberst< war eine Ironie. Der Verräter war kein Oberst, er war Generalstabsoffizier des Heeres gewesen, General Klaus Falkenheim, einstmals an entscheidender Stelle im Oberkommando der Wehrmacht. Seine Kollegen und selbst der Führer hatten ihn mit Lorbeeren überhäuft. Und die ganze Zeit hatte in jener glänzenden hohlen Schale nur ein Schakal gelebt.
    Herrgott, wie Johann von Tiebolt doch den verkommenen Lügner haßte, der sich Oberst nannte! Aber John Tennyson würde diesen Abscheu nicht zeigen. Im Gegenteil, Tennyson würde dem alten Mann schmeicheln, Ehrfurcht und Respekt vorspielen. Denn wenn es einen sicheren Weg gab, die unbedingte Unterstützung seiner jüngeren Schwester zu bekommen, so war das Hochachtung, ja Unterwürfigkeit dem Oberst gegenüber.

    Er hatte Helden bei Gallimard angerufen und ihr gesagt, er müsse sie in ihrer Wohnung sprechen. Ja, er wußte, daß sie in dem kleinen Haus des Obersten lebte, und er wußte auch, wo dieses Haus war.
    »Ich bin jetzt Zeitungsreporter. Ich wäre kein guter Vertreter meines Berufes, wenn ich nicht meine Quellen hätte.«
    Sie war verblüfft gewesen. Er bestand darauf, sie am frühen Morgen zu treffen, vor dem für nachmittags angesetzten Treffen mit Holcroft. Er würde sich nicht mit dem Amerikaner treffen, sofern sie sich nicht bereit erklärte, ihn vorher zu sehen. Vielleicht könnte der Herr Oberst mithelfen, die Situation zu klären. Vielleicht wäre der alte Herr in der Lage, seine jähen Befürchtungen zu zerstreuen.
    Er erreichte den Feldweg, der durch das hochgewachsene Gras in das kleine Wäldchen führte, das den Oberst vor neugierigen Augen schützte. Drei Minuten später hielt er vor dem Weg zur Hütte an. Die Türe öffnete sich; Helden kam heraus, um ihn zu begrüßen. Wie reizend sie aussah, wie sehr sie doch Gretchen glich.
    Sie tauschten eine geschwisterliche Umarmung, beide drängte es, das Gespräch mit dem Oberst bald zu beginnen. Heldens Augen ließen ihre Verblüffung erkennen. Sie führte ihn in das kleine, spartanisch ausgestattete Haus. Der Oberst stand am offenen Kamin. Helden machte die beiden Männer miteinander bekannt.
    »Dies ist ein Augenblick, den ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen werde«, sagte Tennyson. »Sie haben sich die Dankbarkeit der Deutschen auf der ganzen Welt verdient. Wenn ich Ihnen je zu Diensten sein kann, dann sagen Sie es Helden. Ich werde tun, was auch immer Sie verlangen.«
    »Sie sind zu freundlich, Herr von Tiebolt«, erwiderte der alte Mann. »Aber nach dem, was Ihre Schwester mir gesagt hat, sind Sie es, der etwas von mir haben möchte. Und ich kann mir nicht vorstellen, was das ist. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Mein Problem ist der Amerikaner. Dieser Holcroft.«
    »Was ist mit ihm?« fragte Helden.
    »Vor dreißig Jahren ist etwas Großartiges getan worden, drei außergewöhnliche Männer haben eine unglaubliche Tat
vollbracht, um Wiedergutmachung für all das Leid zu leisten, das Schlächter und Verrückte der Welt angetan haben. Infolge von Umständen, die zu dem Zeitpunkt richtig erschienen, wählte man sich Holcroft als Schlüsselperson in der Verteilung von Millionen in der ganzen Welt aus. Man hat mich jetzt aufgefordert, mich mit ihm zu treffen, mit ihm zusammenzuarbeiten ...«

Weitere Kostenlose Bücher