Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
Strümpfe an ihr auf und ab.
»Du bist nicht nur schön, du bist brillant.«
»Und dann drehe ich den Spieß um und gebe ihm das Gefühl, jetzt müsse er mich davon überzeugen, daß er Genf würdig sei. Er wird es sein, der seinen Anteil an dem Vertrag rechtfertigen muß. Es ist psychologisch äußerst wichtig, daß er in diese Lage gebracht wird. Seine Abhängigkeit von mir muß wachsen.«
Gretchen preßte seine Hand zwischen ihren Beinen fest und hielt sein Handgelenk — ein schneller, ungemein erotischer Griff.
»Du kannst mich mit Worten erregen, aber das weißt du, nicht wahr?«
»Gleich, meine Liebe... meine einzige Liebe. Wir müssen noch reden.« Tennyson grub die Finger in das Bein seiner Schwester. Sie stöhnte. »Natürlich weiß ich, wenn ich mit Helden gesprochen habe, besser, was genau ich sagen muß.«
»Du siehst sie also, ehe du dich mit Holcroft triffst?«
»Ja. Ich ruf sie an und sag ihr, daß ich sie sofort sprechen müsse. Zum erstenmal in ihrem Leben wird sie an mir Selbstzweifel erleben, das verzweifelte Bedürfnis, davon überzeugt zu werden, daß das, was ich tue, richtig ist.«
»Wiederum brillant.« Sie zog seine Hand zwischen ihren Beinen heraus und legte sie unter ihre Brust. »Läuft unser kleines Schwesterchen immer noch mit dem ganzen Treibgut herum? Den selbsternannten Verfluchten Kindern mit ihren Bärten und den ungepflegten Zähnen?«
»Natürlich. Sie lebt von dem Gefühl, daß man sie braucht. Das war immer ihre Schwäche.«
»Sie ist auch nicht im Reich geboren.«
Tennyson lachte spöttisch. »Um dieses Bedürfnis zu befriedigen, ist sie sogar zu so was wie ’nem Kindermädchen geworden. Sie lebt im Hause des Obersten und sorgt für den Krüppel. Sie wechselt jeden Abend zweimal den Wagen, um nicht die Mörder der RACHE und der ODESSA zu ihm zu führen.«
»Von denen die eine oder andere Gruppe sie eines Tages umbringen dürfte«, sinnierte Gretchen. »Darüber müssen wir nachdenken. Bald nachdem die Bank das Konto freigegeben hat, wird sie sterben müssen. Sie ist nicht dumm, Johann. Ein weiterer Mord, den man der RACHE anlasten wird. Oder der ODESSA.«
»Das ist mir auch schon durch den Kopf gegangen... Weil wir gerade von Mord sprechen: hat Holcroft, als er hier war, Peter Baldwin erwähnt?«
»Mit keinem Wort. Ich habe auch nicht damit gerechnet, nicht, wenn ich meine Rolle richtig gespielt habe. Ich war einfach eine labile, frustrierte Ehefrau. Er wollte mir keine Angst machen; und er wollte mir auch keine Informationen geben, die für Genf gefährlich wären.«
Tennyson nickte; sie hatten das alles richtig vorausberechnet. »Wie hat er reagiert, als du von mir gesprochen hast?«
»Ich habe ihm sehr wenig Zeit zum Reagieren gelassen«, sagte Gretchen. »Ich sagte ihm einfach, daß du für die von Tiebolts sprechen wirst. Warum hat Baldwin versucht, ihn in New York aufzuhalten? Weißt du das?«
»Ich habe es mir zusammengereimt. Baldwin arbeitete von Prag aus, ein MI-6er, von dem viele sagten, daß seine Loyalität immer dem galt, der ihm das höchste Angebot machte. Er hat jedem Informationen verkauft, bis seine eigenen Leute mißtrauisch wurden. Sie haben ihn gefeuert, aber keine Anklage gegen ihn erhoben, weil sie ihrer Sache nicht sicher waren; er hatte in der Vergangenheit als Doppelagent gearbeitet und benutzte das als Tarnung. Er schwor, daß er dabei sei, ein Doppelagentennetz aufzubauen. Außerdem kannte er den Namen jedes einzelnen britischen Kontaktmannes in Mitteleuropa und hat seinen Vorgesetzten offensichtlich damit gedroht, er würde, falls ihm etwas zustoßen sollte, dafür sorgen, daß diese Namen bekannt würden. Er beharrte auf seiner Unschuld und sagte, man bestrafe ihn dafür, daß er seine Arbeit so gut tue.«
»Was hat das mit Holcroft zu tun?«
»Um das zu verstehen, mußt du Baldwin so sehen, wie er war. Er war gut; seine Quellen waren die besten, die es gab. Außerdem war er auf Kurierarbeit spezialisiert; ihm entging nichts. Als er in Prag war, hörte er Gerüchte, daß in Genf ein großes Vermögen verwahrt würde. Nazibeute. Das Gerücht war nicht ungewöhnlich, solche Geschichten sind seit dem Fall von Berlin im Umlauf. Das einzig Besondere an diesem Gerücht war, daß Clausens Name erwähnt wurde. Wieder nicht gerade verblüffend. Clausen war das Finanzgenie des Reichs. Aber Baldwin hat alles bis in die letzte Einzelheit überprüft; so arbeitete er immer.«
»Er hat in den Kurierarchiven nachgesehen«, unterbrach
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