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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Gretchen.
    »Ja, wobei er sich auf das Finanzministerium konzentrierte. Hunderte von Reisen hatten stattgefunden, wobei Manfredi in -zig Fällen der Anlaufpartner war. Sobald er einmal Manfredis Namen hatte, war der Rest eine reine Geduldsfrage —
und eine Frage von geschickt innerhalb der Bank verteilter Gelder. Seine Chance kam, als er hörte, daß Manfredi mit einem bislang unbekannten Amerikaner namens Holcroft ein Zusammentreffen arrangierte. Warum? Er studierte Holcroft und fand die Mutter.«
    »Sie war die Schlüsselfigur in Manfredis Plan«, unterbrach ihn Gretchen erneut.
    »Von Anfang an«, nickte Tennyson. »Er überzeugte Clausen, daß sie Deutschland verlassen mußte. Sie hatte eigenes Geld und verkehrte in wohlhabenden Kreisen. Es war klar, daß sie uns in Amerika viel Nutzen bringen konnte. Clausen brachte sie dazu, daß sie das schließlich akzeptierte, aber im wesentlichen war sie ein Geschöpf Manfredis.«
    »Unter der wohlwollenden Maske dieses Zwerges«, sagte Gretchen, »steckte ein Machiavelli.«
    »Ohne seine freundliche Unschuld wäre er damit kaum durchgekommen. Aber Machiavelli ist nicht die richtige Parallele. Manfredi ging es einzig und allein ums Geld; das war die einzige Macht, die er sich wünschte. Er wollte die Agentur in Zürich in die Hand bekommen; deshalb haben wir ihn getötet.«
    »Wieviel hat Baldwin herausgebracht?«
    »Genau werden wir das nie wissen. Auf jeden Fall sollte das seine Rechtfertigung gegenüber dem britischen Geheimdienst sein. Siehst du, er war gar kein Doppelagent. Er war genau das, was er zu sein behauptete: der tüchtige Mann von MI-6 in Prag.« «
    »Und ist er an Manfredi herangekommen?«
    »O ja. Sonst hätte er von dem Treffen in Genf nichts gewußt. Er ist nur etwas zu spät gekommen, das ist alles.« Der blonde Mann lächelte. »Ich kann mir die Begegnung der beiden gut vorstellen; zwei Profis, die einander umkreisen; der eine darauf erpicht, Informationen ans Licht zu ziehen, der andere ebenso erpicht, sie um jeden Preis für sich zu behalten, denn die Situation, das mußte ihm klar sein, konnte zu einer Katastrophe führen. Es müssen dann wohl gewisse Vereinbarungen getroffen worden sein, und Manfredi hat, was ganz typisch für ihn ist, sein Wort gebrochen, das Zusammentreffen mit Holcroft etwas vorgezogen und uns dann auf
Baldwin angesetzt. Er hat alles bedacht. Wenn man deinen Mann dabei ertappen würde, wie er Peter Baldwin tötet, würde es keine Verbindung zu Ernst Manfredi geben. Er war ein Mann, den man respektierte. Er hätte es schaffen können. «
    »Aber nicht gegen Johann von Tiebolt«, sagte Gretchen und drückte seine Hand unter ihrer Brust fest und schob sie nach oben. »Übrigens, ich habe von Graff aus Rio wieder eine Code-Mitteilung bekommen. Er ist schon wieder verärgert. Er sagt, man halte ihn nicht auf dem laufenden.«
    »Der wird allmählich auch immer seniler. Auch er hat seinen Zweck erfüllt. Das Alter macht ihn unvorsichtig; der hätte gerade jetzt besser keine Nachrichten nach England geschickt. Ich fürchte, der Augenblick für unsere Freunde in Brasilien ist da.«
    »Du willst ihn erledigen lassen?«
    »Morgen früh. Noch ein Arm der gehaßten ODESSA amputiert. Er hat mich zu gut ausgebildet.« Tennyson beugte sich vor, wobei seine Hand die Brust seiner Schwester umfaßte. »Ich glaube, jetzt sind wir mit Reden fertig. Mit dir zu sprechen macht meine Gedanken frei, jedesmal wieder. Ich wüßte nicht, was ich sonst noch sagen oder was ich dich fragen sollte.«
    »Dann stell lieber deine Forderungen. Es ist schon so lange her, es muß dich doch einfach zerreißen. Ich werde mich um dich kümmern, so wie ich das immer getan habe.«
    »Seit wir Kinder waren«, sagte Tennyson, und sein Mund preßte sich auf den ihren, während ihre Hand nach seiner Hose griff. Sie zitterten beide.
     
    Gretchen lag nackt neben ihm. Ihr Atem ging regelmäßig, ihr Körper war ausgepumpt und befriedigt. Der blonde Mann hob die Hand und sah auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. Es war halb drei Uhr früh. Zeit, das Schreckliche zu tun, das der Vertrag der Wolfsschanze von ihm forderte. Alle Spuren, die nach Genf führten, mußten getilgt werden.
    Er griff über die Bettkante nach seinen Schuhen. Er hob einen auf, spürte in der Dunkelheit mit den Fingern den Absatz. In seiner Mitte war eine kleine Metallscheibe. Er
drückte sie nieder, drehte sie nach links, bis eine Feder aufschnappte. Er legte die Scheibe auf den Nachttisch und drehte den

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