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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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diejenigen, die uns beobachten, uns nicht sehen? Ja.«
    »Wie?«
    »Ich habe schon einige Erfahrung. Tun Sie genau, was ich sage. Wo sind Sie jetzt?«
    »Am Flughafen von Le Mans. Ich werde einen Wagen mieten und nach Paris fahren. In zwei oder drei Stunden müßte ich das schaffen.«
    »Stellen Sie den Wagen in einer Garage ab und nehmen Sie ein Taxi zum Montmartre. Zur Kirche Sacré-Cœur. Gehen Sie drinnen zur Kapelle von Ludwig dem Neunten. Zünden Sie eine Kerze an und stecken Sie sie in einen Kerzenhalter. Dann überlegen Sie es sich anders und wählen einen anderen Kerzenhalter aus. Ein Mann wird auf Sie zukommen und Sie hinausführen, zu einem Tisch in einem der Straßencafés. Dort bekommen Sie weitere Instruktionen.«
    »So kompliziert brauchen wir es doch nicht zu machen. Können wir uns nicht in einer Bar treffen? Oder einem Restaurant?«
    »Das geschieht nicht zu Ihrem Schutz, Mr. Holcroft, sondern zu meinem. Wenn Sie nicht der sind, der Sie andeuten, wenn Sie nicht allein sind, werde ich mich nicht mit Ihnen treffen. Dann verlasse ich noch heute nacht Paris, und Sie werden mich nie finden.«

14.
    Der Prunk von Sacré-Cœur ragte wie ein steingewordenes Lied in den nächtlichen Himmel. Hinter den großen Bronzetüren öffnete sich ein riesiges Halbdunkel, auf dessen Wänden flackernde Kerzen eine Symphonie der Schatten spielten.
    Aus der Nähe des Altars drangen die Klänge eines Te Deum zu ihm. Ein Chor von Mönchen, wahrscheinlich Besucher, sang den Ambrosianischen Lobgesang, leise und feierlich.
    Noel betrat den schwach beleuchteten Chorumgang mit den Kapellen der Könige. Langsam paßten sich seine Augen den tanzenden Schatten an, während er an den Balustraden entlangging, die die Eingänge zu den kleinen Nischen flankierten. Die vereinzelt aufgestellten Kerzen spendeten gerade soviel Licht, daß er die Inschrift entziffern konnte: LOUIS IX. Ludwig der Fromme, Ludwig der Gerechte, Sohn Aquitaniens, Herrscher Frankreichs, Gebieter der Christenheit.
    Fromm ... gerecht ... Gebieter.
    Versuchte Helden von Tiebolt ihm damit etwas zu sagen?
    Er steckte eine Münze in den Opferstock, entnahm dem Behälter eine dünne, spitz zulaufende Kerze und hielt sie an die Flamme einer anderen. Den Anweisungen folgend, steckte er sie in einen Halter, nahm sie Sekunden später wieder heraus und befestigte sie in einem anderen, der ein paar Reihen entfernt war.
    Eine Hand berührte seinen Arm, Finger griffen nach seinem Ellbogen, und eine Stimme aus den Schatten hinter ihm flüsterte ihm ins Ohr.
    »Drehen Sie sich langsam um, Monsieur. Lassen Sie die Hände an der Seite.«
    Holcroft tat, was man ihm sagte. Der Mann war kaum größer als einen Meter fünfundsechzig, höchstens einssiebzig, und hatte eine hohe Stirn und dünnes, dunkles Haar. Er war Anfang der Dreißig, schätzte Noel, und von angenehmem Äußeren, mit einem bleichen, zart wirkenden Gesicht. Wenn es an ihm etwas besonders Auffälliges gab, so waren es seine Kleider; das schwache Licht konnte die Tatsache nicht verbergen, daß sie teuer waren.
    Der Mann strahlte eine gepflegte Vornehmheit aus, die der
dezente Duft nach Eau de Cologne noch verstärkte. Aber sein Handeln war weder vornehm noch zart. Ehe Noel wußte, wie ihm geschah, stießen die Hände des Mannes gegen seine Brust, starke Finger tasteten ihn ab, fuhren zu seinem Gürtel und über seine Hosentaschen.
    »Stillhalten, hab’ ich gesagt!« flüsterte der Mann.
    Im Kerzenlicht neben der Kapelle von Ludwig IX. wurde Noel in Sacré-Cœur nach Waffen durchsucht.
    »Folgen Sie mir«, sagte der Mann. »Ich gehe jetzt die Straße zum Platz hinauf, bleiben Sie ein gutes Stück hinter mir. Ich setze mich zu zwei Freunden an einen Tisch vor einem der Straßencafés, wahrscheinlich dem Boheme. Gehen Sie um den Platz herum, lassen Sie sich Zeit, schauen Sie sich die Arbeiten der Künstler an; Sie haben keine Eile. Dann kommen Sie an den Tisch und setzen sich zu uns. Begrüßen Sie uns so, als ob wir vertraute Gesichter wären, nicht unbedingt Freunde. Verstehen Sie?«
    »Ich verstehe.«
    Wenn dies der Weg war, Helden von Tiebolt zu erreichen, sollte es ihm recht sein. Noel hielt sich unauffällig hinter dem Mann, es war nicht schwer, dem modisch geschnittenen Mantel zwischen weniger eleganten Kleidern der Touristen zu folgen.
    Auf dem überfüllten Platz blieb der Mann einen Augenblick stehen, zündete sich eine Zigarette an und ging dann quer über die Straße auf einen Tisch zu, der hinter einem

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