Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
Was ist passiert?«
»Ich dachte, ich könnte sie abschütteln. Ich war überzeugt, daß es mir gelungen war. Ich habe mir ein Ticket nach Marseille
gekauft und dann einen Flug mit Zwischenlandungen ausgesucht. Die erste war in Le Mans, und dort bin ich ausgestiegen. Ich sah, wie die beiden das Mädchen am Schalter in Orly befragten . Ich habe ihr kein Wort von Le Mans gesagt!«
»Regen Sie sich nicht auf«, sagte der Mann im Parka. »Das macht nur auf uns aufmerksam.«
»Wenn Sie glauben, daß die mich noch nicht entdeckt haben, dann sind Sie verrückt. Aber wie haben die das gemacht ?«
»Das ist nicht schwierig«, sagte die Frau.
»Sie haben einen Wagen gemietet?« fragte der elegant gekleidete Mann.
»Selbstverständlich. Ich mußte doch nach Paris zurück.«
»Im Flughafen?«
»Natürlich.«
»Und natürlich haben Sie auch eine Landkarte verlangt. Oder zumindest eine Wegbeschreibung, und dabei ohne Zweifel Paris erwähnt. Ich meine, Sie haben sich nicht für die Straßen nach Marseille interessiert.«
»Natürlich nicht. Aber nach Paris fahren doch eine Menge Leute.«
»Eben nicht, nicht von einem Flughafen aus, von dem es Flüge nach Paris gibt. Und dann auch noch unter Ihrem Namen. Ich glaube nicht, daß Sie falsche Papiere haben.«
Holcroft begann zu begreifen. »Die haben nachgefragt.«
»Ein Telefonanruf genügt, und dann ist es nur noch eine Frage von Minuten«, sagte der Mann im Parka. »Und noch schneller geht es, wenn man gemeldet hat, daß Sie das Flugzeug in Le Mans verlassen haben.«
»Die würden sich nie die Chance entgehen lassen, einen leeren Platz neu zu verkaufen«, fügte der Mann in dem eleganten Mantel hinzu. »Verstehen Sie jetzt? Es gibt gar nicht so viele Verleihfirmen, die auf Flughäfen Autos vermieten. Die haben denen dann die Marke, die Farbe, die Zulassungsnummer genannt. Der Rest ist einfach.«
»Warum einfach? In ganz Paris einen Wagen zu finden?«
»Nicht in Paris, Monsieur. Auf der Straße nach Paris. Es gibt nur eine Hauptstraße, und ein Ausländer benutzt die
garantiert. Man hat Sie bereits außerhalb von Paris erwischt und von dort an überwacht, Monsieur.«
In Noels Staunen mischte sich ein Gefühl der Niedergeschlagenheit. Seine Ungeschicklichkeit war zu offenkundig. »Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid.«
»Sie haben das denen ja nicht absichtlich so leichtgemacht«, sagte der elegante Mann und beobachtete immer noch die Engländer, die jetzt am vordersten Tisch des Restaurants auf dem Platz saßen. Er tippte den Mann im Parka am Arm an. »Die haben sich gesetzt.«
»Ich sehe es.«
»Was sollen wir tun?« fragte Holcroft.
»Tun Sie genau, was wir Ihnen sagen«, antwortete die dunkelhaarige Frau.
»Jetzt«, sagte der Mann in dem teuren Mantel.
»Stehen Sie auf!« befahl die Frau. »Gehen Sie mit mir auf die Straße hinaus und biegen Sie nach rechts. Schnell!« Verwirrt erhob sich Holcroft und verließ das Cafe, die Frau führte ihn am Arm.
»Nach rechts«, wiederholte sie.
Er wandte sich nach rechts.
»Schneller!« sagte sie.
Hinter sich hörte er das Klirren von Glas, und dann zornige Rufe. Er drehte sich um, blickte zurück. Die zwei Engländer hatten ihren Tisch verlassen und waren mit einem Kellner zusammengestoßen. Alle drei waren mit Wein bespritzt.
»Biegen Sie noch einmal nach rechts«, befahl die Frau. »In die Tür da!«
Er tat, was sie ihn hieß, schob sich an den Menschen im Eingang eines Cafés vorbei. Drinnen blieb die Frau mit ihm stehen. Er drehte sich um und betrachtete die Szene draußen auf dem Platz.
Die Engländer versuchten, sich von dem wütenden Kellner zu lösen. Der Mann im Mantel warf Geld auf den Tisch. Sein Begleiter war schon weiter; er stand unter dem Eingangsbogen und blickte verzweifelt in die Richtung, die Holcroft und die Frau eingeschlagen hatten.
Noel hörte Rufe; er starrte ungläubig auf die Gestalt, von der die Rufe kamen. Fünf, sechs Meter von den Agenten
stand da eine dunkelhaarige Frau in einem glänzenden, schwarzen Regenmantel mit einer dicken Schildpattbrille und einem weißen Tuch um den Hals und stritt sich so laut mit jemandem herum, daß sie die Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Auch die der Engländer.
Dann hörte sie plötzlich zu schreien auf und rannte die überfüllte Straße hoch, auf das Südende des Montmartre zu. Die britischen Agenten setzten zur Verfolgung an, aber eine Anzahl junger Leute in Jeans, die die Engländer absichtlich aufzuhalten schienen, kamen dazwischen. Ein
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