Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
Vom Netzwerk:
aufgenommen worden war. Er trug einen dunklen, fast schwarzen Anzug mit Krawatte und saß auf einer Ecke seines Schreibtischs mit einer Schar glänzender Oscars hinter sich. Für Al Mackey sah er aus wie der ganze Glamour dieser Welt. Wenn Al Mackey den Mann ansah, dachte er unweigerlich an die Riviera, an Privatjets, dicke Autos und junge Französinnen, die alle so aussahen wie die Bardot in ihren besten Zeiten.
    Und dann dachte er an den gewaltsamen Tod. Sie hatten andere Bilder von Nigel St. Claire. Peggy Farrell sah sich das Foto einen Moment lang an, wollte dann den Kopf schütteln, nahm es aber nochmals zur Hand.
    »Es ist also Mister Silver?« rief Al Mackey aus.
    »Nein«, sagte sie.
    »Verdammt.«
    »Aber ich kenn diesen Mann.«
    Und dann spazierten sie draußen vor dem Vernehmungsraum voller Spannung auf und ab, nachdem sie Peggy Farrell eine Flasche Soda und fünf Minuten Zeit gegeben hatten, damit sie allein und ungestört das Bild von Nigel St. Claire studieren und sich gegebenenfalls erinnern konnte, welche »Massage« es gewesen war. Denn wo sonst konnte sie möglicherweise einem Mann begegnet sein, der so bedeutend aussah wie der hier? Das Wiesel und das Frettchen, sogar Schultz und Simon hatten beschlossen, ebenfalls mit herumzulungern und das Ergebnis abzuwarten.
    Endlich öffnete sich die Tür, und Peggy Farrell kam mit der leeren Flasche in der Hand schüchtern heraus.
    »Na?« sagte Al Mackey.
    »Ich hab ihn massiert. Er hat mich telefonisch bestellt. Er hat mir dreißig Dollar Trinkgeld gegeben.«
    »Wo?« fragte Al Mackey. »Wann?«
    »Vor 'n paar Monaten. Im Magic Carpet Motel. Da stellt keiner dumme Fragen. Man muß sich nich mal eintragen. Ich glaub nich, daß die Ihnen weiterhelfen könnten, wenn Sie da suchen würden.«
    »Wieso kannst du dich denn an ihn erinnern, Peggy?« fragte Martin Welborn. »Wegen dem Dreißig-Dollar-Trinkgeld?«
    »Nee, nich wegen dem Geld«, sagte sie und schaute das Foto an. »Der hat mir so hübsche Komplimente gemacht. Ich hätt die schönste Haut, die er in seinem ganzen Leben gesehen hätt, hat er gesagt. Er hätt mit 'n paar von den schönsten Frauen der Welt geschlafen, hat er gesagt, aber sone Haut wie meine hätt er noch nie gesehen. Er hat gesagt, ich wär wirklich was ganz Besonderes …«
    Das Mädchen hörte plötzlich auf und sah die sechs Polizisten an, die sie anstarrten. »Klar, dasse dich alle verscheißern und so, aber …«
    »Na gut, dann können wir ja jetzt gehen«, sagte das Wiesel zum Frettchen, und auch Schultz und Simon beschlossen, Wiedersehen zu sagen.
    »Wir bringen dich jetzt heim zu Lorna«, sagte Martin Welborn.
    »Und Sie erzählen ihr nichts von der Sache?«
    »Nein.«
    Sie waren schon fast in der Tür, als das Frettchen zurückkam und fragte: »Dieser Kerl in dem schwarzen Bentley, hatte der mal 'n Partner dabei? N vietnamesischen Kumpel?«
    »Nein. Als ich in dem Bentley war, war er immer allein.«
    »Hat er jemals 'n Thai-Restaurant erwähnt?«
    »Was ist das?«
    »Thai. Kennste doch, Thailand? N Restaurant in der Nähe von der Melrose und der Western?«
    »Nein.«
    »Scheiße!« murmelte das Frettchen.
    »Chinesisch konnt er gut sprechen. Der geht bestimmt in solche Restaurants.«
    »Woher weißt du das denn?« fragte Martin Welborn.
    »Weil er 'n paar Worte zu dem Hausboy gesagt hat, der uns an dem Abend in Trousdale die Drinks gebracht hat.«
    »Was für 'n Hausboy?« rief Al Mackey. »Du hast uns doch erzählt, nur Lloyd und Mister Silver wären dagewesen?«
    »An den Hausboy hab ich nich gedacht«, sagte Peggy Farrell.
    »Woher weißte, daß das Chinesisch war, was er geredet hat?« fragte das Frettchen.
    »Weiß ich ja nicht. Könnt auch Japanisch gewesen sein. Irgend so was.«
    »Wie sah der Kerl aus ?« schrie das Frettchen.
    »Weiß ich nich! Drahtiges Schlitzauge, so wie die alle. Eins fällt mir ein. Er grinste, als er mir 'n Martini brachte, und das war 'n sehr schäbiges Grinsen.«
    Und dann kriegte es Peggy Farrell wirklich mit der Angst zu tun, weil der bärtige Cop mit der bandagierten Hand plötzlich herumsprang und auf einen anderen Tisch zulief und Schubladen aufriß und irgendwas vor sich hin murmelte.
    Und Martin Welborn sagte: »Frettchen! Ruhig, Junge. Ruhig, Kumpel.«
    Dann kam der Narc mit seinem flatternden langen Haar zurückgerannt, schob Peggy Farrell ein Polizeifoto hin und sagte: »Na?«
    »Was na?«
    »Is das Lloyd?«
    »Langsam, Frettchen«, sagte Martin Welborn, jetzt mit mehr Autorität in

Weitere Kostenlose Bücher