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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Mexiko gehen? Das ist ein Riesenaufwand für so einen Schundfilm. Hier in Los Angeles könnten sie ihren Mist mit jungen erwachsenen Pornoschauspielern sehr viel billiger drehen, wenn's ein legaler Porno wär. Sie müssen also einen echten Babyporno vorgehabt haben. Oder …«
    »Oder was?«
    »Tiere. Das einzige, was illegal ist im Porno, ist der Einsatz von Minderjährigen unter achtzehn oder Tieren. Könnt also auch ne Tierschau da in Mexiko geplant gewesen sein. Hunde, Esel, all so was. Haben Sie mal gesehen, wie ein junges Mädchen von 'nem deutschen Schäferhund gevögelt wird? Oder wie ein sechsjähriges Kind, das unter Beruhigungsmitteln steht, seinen Kopf halb wahnsinnig vor Schmerz wie im Todeskampf zurückwirft, wenn es von einem erwachsenen Mann vergewaltigt wird?«
    »Nein, ich kann nicht behaupten, daß ich das schon mal gesehen hab«, sagte Martin Welborn.
    »Wir sind nicht bei der Sitte«, sagte Al Mackey. »Nur nette, saubere Mord-und-Totschlag-Detectives. Normalerweise.«
    »Mord und Totschlag? Was haben Sie denn dann mit Peggy zu tun? Ich dacht, Sie sind Sittencops?«
    »Wir bearbeiten den Nigel-St.-Claire-Mordfall«, sagte Martin Welborn. »Sie hatte die Telefonnummer von St. Claires Studio. N paar andere Leute hatten die auch. Wir laufen jedem Strohhalm hinterher.«
    »Sapphire Productions.« Lorna Dillon nickte. »Hört sich an wie eine von diesen großkotzigen Firmen, nach denen morgen keiner mehr kräht, die von Studio zu Studio ziehen. Sie hat mir versprechen müssen, diesen Job zu vergessen.«
    »Ja, das hat sie uns gesagt.«
    »Hat sie Ihnen erzählt, daß sie und ich …«
    »Ja«, sagte Martin Welborn.
    »Gibt's da noch was, was Sie wissen müssen?«
    Al Mackey sagte: »Sie kennen sich doch in der Branche aus, könnten Sie sich nicht wenigstens vorstellen, was das für Leute sind? Dieser ominöse Lloyd in dem schwarzen Bentley? Der Mann, der sich in Trousdale Mister Silver genannt hat?«
    »Dieses schmutzige Pack, das diese Sorte Filme macht? Da sind wir ja nun wirklich nicht im selben Geschäft. Würd mir leid tun, wenn's nicht so wär, Gentlemen. Ist das alles?«
    Als sie aufstand, war sie fast ebenso groß wie die Detectives, und sie schüttelte ihnen die Hände mit einem kräftigen Tennisgriff. Al Mackey konnte sich gut vorstellen, daß sie mit solchen Händen als Masseuse arbeiten konnte.
    Die Detectives fuhren zu Nigel St. Claires Studio und verbrachten den Rest des Tages bei den Sapphire Productions. Die sich weder eines Saphirs noch einer Produktion rühmen konnten.
    »Ich hab zufällig grade Zeit, ich steck zwischen zwei Produktionen«, teilte Ellis Goodman ihnen mit, Sapphire Productions, das war er. Er hatte noch nicht mal eine Sekretärin. Er hatte einen Schreibtisch, einen Stuhl, ein Sofa und einen Couchtisch. Eine Menge Exemplare des Variety und des Hollywood Reporter lagen herum. Er hatte ein Telefon ohne Nebenanschluß, und das war alles, abgesehen von einem gebrauchten Kühlschrank, den er von einer Filmgesellschaft nebenan gekauft hatte, die gerade in Konkurs gegangen war.
    Er war annähernd siebzig Jahre alt, hatte jedoch wahnsinnig glühende Augen, die ihn jünger erscheinen ließen. Sein Haar war schwarz gefärbt, aber der Haaransatz verriet ihn. Wenn die Garderobe für kleinwüchsige Schauspieler den Produktionsgesellschaften nicht von diesen selbst abgekauft wurde, dann kaufte sie Ellis Goodman. Aber da es in diesen Tagen nicht besonders viele kleinwüchsige Schauspieler gab, hing der kastanienbraune Blazer an ihm wie ein zu weiter Mantel. Änderungen waren im Preis nicht inbegriffen. Und er steckte ja gerade »zwischen zwei Produktionen«.
    »Hören Sie, ich kenn diesen Lloyd kaum!« sagte er. »Sicher, er sagt Leuten, daß sie hier anrufen sollen, sicher! Aber deswegen kenn ich ihn trotzdem kaum! Was hat er denn überhaupt angestellt?«
    »Nichts Schlimmes, soweit wir wissen«, sagte Martin Welborn. »Wir wollen bloß mal mit ihm reden.«
    Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und sagte: »Möchten Sie 'n Drink? Ich weiß nicht, ob Polizisten im Dienst trinken oder nicht, in Wirklichkeit, mein ich. Ich weiß überhaupt nicht, wie das Leben so is, außerhalb der Filmwelt. Bin seit achtundvierzig Jahren in der Branche.«
    »Wir trinken auch außerhalb der Filmwelt«, sagte Al Mackey.
    Er hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, als Ellis Goodman schon an den zerbeulten und irgendwann mal farbig gestrichenen Kühlschrank rannte, der offensichtlich schon

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