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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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runtergezogen. Der wollte offensichtlich nicht erkannt werden, das is mal klar. Er hatte 'n fast grauen Schnurrbart und getönte Gläser. War ne Riesennickelbrille.«
    »Welche Farbtönung?«
    »Braun. Damit man seine braunen Augen nicht erkennen konnte.«
    »Braves Mädchen«, sagte Martin Welborn.
    »Und du hast ihn bloß zweimal getroffen?«
    »Zweimal. Und ich war nie mit dem im Bett. Er hat auch nie darum gebeten. Beim erstenmal hat er mich auf'm Sunset und La Brea aufgegabelt und mich dann zum Restaurant von meinem Dad gefahren.«
    »Warum haste dich gerade dahin bringen lassen?«
    »Da warn noch 'n paar Sachen von meiner Mutter, die sie dagelassen hatte, als sie damals von zu Hause weglief. Die wollte ich haben. Ich dachte, wenn Lloyd dabei wär, würde mein Dad nicht solchen Aufstand machen und versuchen, mich da zu behalten. Ich mein, Lloyd war bestimmt kein Kerl zum Bumsen, na, in diesem Riesenschlitten oder so. Und anschließend hat er mich dann am Sunset und La Brea wieder abgesetzt und mir noch zwanzig Dollar gegeben, bloß damit ich ne Nummer anrufe und nach den Sapphire Productions frage. Sollte dem Mann am Apparat nur meinen Namen sagen und wo wir uns das nächste Mal treffen.«
    »Und dann haste den Produzenten getroffen?« fragte Martin Welborn. »Wohin biste da gefahren, und wie hieß der Mann?«
    »Sein Name war Mr. Silver. Wir haben uns in seinem Haus da hoch oben in Trousdale getroffen. Ich hab da oben früher mal zwei Massagekunden gehabt.«
    »Wohnte der denn dort?« fragte Martin Welborn.
    »Das glaub ich eigentlich kaum. Einmal mußte der nämlich ins Bad und hat aus Versehen die Tür zum Abstellraum erwischt.«
    »Ausgezeichnet, Peggy«, sagte Martin Welborn. »Worüber hast du denn mit Mr. Silver geredet?«
    »Na, über meine Rolle in diesem Film, den sie in Mexiko drehen wollten. Eine kleine Rolle, aber Lloyd sagte, sie würden mir 'n Tausender pro Tag für drei Tage Arbeit zahlen. Und daß sie mich da runterfahren und auch wieder zurückbringen würden.«
    »Runter fahren?« fragte Al Mackey. »Sollte man bei der Entfernung nicht besser fliegen?«
    »Ich hatte den Eindruck, daß es gleich hinter der Grenze wär.«
    »War noch jemand anders im Haus in Trousdale?«
    »Nur Lloyd. Er war der Produktionsassistent oder so was.«
    »War das ein Pornofilm?« fragte Al Mackey.
    »Vermutlich wars einer«, sagte sie. »Ich hab nicht gefragt. Aber ich hab mich gewundert, warum sie den Film unbedingt in Mexiko drehen wollten. Es sei denn, es wärn Kinderporno.« Dann fügte sie hinzu: »Ich hab nämlich was gegen Kinderpornos, verstehen Sie. Da könnte ich sofort kotzen. Diese kleinen Mädchen und Jungs, nicht älter als acht, neun Jahre. Ich hatte da mal 'n paar Kunden, die mußten erst mal so 'n Mist anschauen, bevor ich die überhaupt zum Orgasmus kriegte. Die hätt ich beinahe rausgeschmissen. Bei mir durfte kein Kunde wiederkommen, der von mir verlangte, Kinderpornos anzugucken. Die nehmen diese kleinen Kinder, pumpen sie voll mit Rauschgift und zwingen sie dazu, solche …«
    »Ja?«
    »Na, eben alles, wozu die mich zwingen«, sagte sie ruhig. »Das allerletzte. Und das sind schließlich Babys.«
    »Ja«, sagte Martin Welborn. »Aber du wolltest doch in dem Film mitspielen?«
    »Ich dachte, vielleicht wär's gar kein echter Kinderporno, verstehn Se? Vielleicht bloß 'n Haufen Teenagerschauspieler. So vierzehn, fünfzehn Jahre alt. Das nenn ich nich Kinderporno. Wenn einer vierzehn is, isser alt genug, das zu tun, was er will.«
    Sie sah wie vierzehn aus, dachte Martin Welborn. Obgleich sie von Flameout Farrell wußten, daß sie die Wahrheit gesagt hatte, als sie erzählt hatte, daß sie, rechtlich gesehen, am nächsten Ersten eine Erwachsene sein würde. Ihre Haut hatte den Schimmer alten Porzellans. Sie wirkte sehr zerbrechlich und hatte die großen, wachen Augen einer Antilope. Sie war so empfindsam, daß sie es wahrscheinlich nicht vor ihrem dreißigsten Lebensjahr fertigbringen würde, selbständig einen Drink zu bestellen. Sie war nicht hübsch im üblichen Sinn. Aber sie hatte etwas sonderbar Exquisites an sich.
    »Du hast Mister Silver doch bestimmt gefragt, warum gerade du ausgewählt worden bist, oder?«
    »Yeah. Aber er sagte, er wüßt es nich. Dann hat Lloyd erzählt, einer von meinen Massagekunden hätt ihm erzählt, ich wär was Besonderes. Er hat nicht gesagt, wer's gewesen is. Ich hab nich gefragt. Ich hab bestimmt schon tausend Männer massiert. Er hat gesagt, daß er noch 'n

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