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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Wiedersehn, Telefonistin. Deine Nummer krieg ich ein andermal. Vielleicht so um zwei Uhr früh, wenn du kein Nest gefunden hast und reif bist für die in die Jahre gekommenen Gelegenheitsliebhaber, die noch hysterischer sind als du selber. Die Sorte, mit denen du in einem China-Motel aufwachst (die Wände sind gelb, grün und rot), sauer und sturzbesoffen in einem zerwühlten Bett, und du hast verzweifelte Kratzspuren auf dem Hintern eines traurigen, heruntergekommenen Fremden hinterlassen.
    Genau hier hatte Al Mackey die bittersüße Idee, nach Hause zu gehen und sich zu erschießen. Da staunst du, Marty! Der alte Kamikaze Mackey hat dich abgehängt!
    Er wußte, daß er sternhagelvoll war in dieser Nacht. Der Hühner-Geier erschien ihm plötzlich schutzbedürftig und liebenswert. Er wollte so gern ihre Hand berühren. Da tat sie den Mund auf.
    »Wiiirklich, ich mag erwachsene Detectives, im Gegensatz zu diesen aufgeblasenen jungen Blauröcken. Im Grunde verachte ich die sogar. Meine Freundin sagt, wenn die nicht ständig Negerinnen vernaschen könnten, würden die weißen Mädchen Prämien kriegen müssen.«
    Sie kicherte in ihren Mai-Tai, genau, wie er in seinen Tullamore Dew geredet hatte. Bis jetzt hatten sie noch nicht mal versucht, miteinander zu reden. Vielleicht würden sie es nie tun. Wo ist der Unterschied? Das Klirren von Gläsern klang wie Glockengeläut. Ein düsteres Omen. Er sah, daß sie mindestens so betrunken war wie er selbst.
    »Ich hasse diesen betrügerischen Chinesen«, sagte er zu seinem irischen Whiskey. »Er ist ein Dieb!«
    Dann winkte Al Mackey dem Dieb, der sofort die lange Bar heruntergehüpft kam und Al Mackeys Herz erwärmte, indem er ihm vier Finger breit einschenkte, ohne ihm diesmal zu wenig Wechselgeld herauszugeben.
    »Ich werd dir erzählen, wen ich noch mehr hasse als alle Chinesen zusammen«, sagte sie zu ihrem Mai-Tai. Dann saugte sie so laut an dem leeren Strohhalm, daß sie die Musik von Fleetwood Mac aus alten Tagen übertönte.
    Al Mackey kapierte den Hinweis und nickte zum stets wachsamen Wing hinüber, der sofort mit einem fertig gemixten 3,50-Dollar-Special herbeihoppelte. Diesmal schnorrte Wing fünfzig Cents von Al Mackeys Wechselgeld.
    Amazing Grace bedankte sich nicht mal bei Al Mackey. Offensichtlich war die Information, wen sie noch mehr haßte als alle Chinesen, in ihren Augen dreieinhalb Piepen wert. »Ich hasse diesen großen, widerlichen Cop, mit dem du geredet hast, als du reinkamst. Weißt du, wie der heißt, der mit den großen Zähnen?«
    »Phipps. Er heißt Buckmore Phipps.«
    »Yeah, dieses Miststück. Ich hasse ihn. Das einzig Gute an ihm ist, daß er son Schluckspecht ist, daß seine Leber so groß wie sein Arsch ist. Kann nicht mehr lange dauern, so wie er das macht. Ungefähr 'n Jahr. Von der Gehaltsliste gestrichen. Ende der Fahnenstange. Bye, bye, Bucko.« Dann hörte sie zum ersten Mal auf, mit ihrem Mai-Tai zu reden. Sie wandte sich an Al Mackey: »Weißt du, daß er 'n tropfenden Zapfhahn hat?«
    »Einen was?« Al Mackey versuchte, sich auf ihre tanzenden Augenbrauen zu konzentrieren. War sie eine Blondine? War sie grau? Er sah nach unten und sah, daß ihr Arsch größer war als Buckmore Phipps Leber. Im Grunde wirkte sie irgendwie abstoßend. Es erregte ihn.
    »Ich weiß zufällig, daß die Hollywoodstreife im Moment so häufig Tripper hat wie Schnupfen. Dein Freund, Buckmore Phipps …«
    »Er ist nicht mein Freund«, protestierte Al Mackey betrunken. »Ich hasse ihn auch.«
    Wing, der immer mitkriegte, wenn sich eine Unterhaltung aufheizte, rutschte mit einem neuen dreistöckigen Tullamore Dew heran, kassierte von Al Mackey den korrekten Betrag und brachte es fertig, von Amazing Graces Bargeld einen Dollar zu klauen, bevor er davonwieselte.
    »Dein Freund Buckmore … entschuldige.« Sie stieß feucht auf und wischte sich den Mund mit einer klebrigen Cocktailserviette, wobei sie orangefarbenen Lippenstift über ihr Kinn verschmierte. »Der würde am liebsten auf meinen Knochen rumspringen wie auf 'nem neuen Trampolin. Hat versucht, mich hier eines Nachts mitten im Glitter Dome durch die Hose zu bumsen! Son Tier is das.«
    »Ich hasse ihn«, sagte Al Mackey aus tiefster Seele, »ich hasse ihn wirklich.«
    »Und ich will dir noch was erzählen.« Sie lehnte sich dichter an ihn. »Zufällig weiß ich, daß er praktisch Filzläuse züchtet. Eine Stenotypistin, die bei der Hollywoodnachtschicht arbeitet, hat's mir erzählt. Er hat sie sogar in

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