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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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schwitzte, er hielt das Gewehr schräg nach links vor der Brust und wartete darauf, daß sie die Beute griffen und auf die Tür zusteuerten. Dann sind die Angestellten in Sicherheit. Dann endlich ist der Rücken des Gangsters frei für dich. Dann kannst du »das Geld herausschießen«. Direkt durch den Rücken des Arschlochs. Und dann kannst du brüllen: »Halt! Polizei!« Nachdem er todsicher tot ist.
    Gibson Hand wußte, daß die Cops, die zuerst schrien und damit ihr eigenes, verrücktes, verfluchtes Ich aufs tödliche Spiel setzten, nur auf der Leinwand Dienst taten, aber nicht im wirklichen Leben. Verdammte Scheiße, wo bleibt der Bruder?
    Und da war er schon. Verflucht! Der Bruder war einer von diesen blöden, alten Hindu-Niggern, der wahrscheinlich die letzten zwanzig Jahre im Knast verbracht und nicht bemerkt hatte, daß längst keiner mehr Silbersträhnen trug, nicht mal die Zuhälter. Er trug nur eine Gesichtsmaske. Die von Dracula. Er hatte sich das Haar entkrausen lassen und seine ondulierte Frisur mit einem Lappen umwickelt. Und er trug diese altmodischen Schnabelschuhe mit all den Löchern. Die Schuhe der tausend Augen nannte man sie damals. Wo, zum Teufel, hatte er derart alte Schuhe ausgekramt? Kein Mensch trägt heute noch solches Gelump, du blöder Nigger! Gibson Hand wischte sich mit dem Ärmel über die verschwitzten Augen.
    Die schwarze Hälfte des Oreo-Teams kam herüber zum venezianischen Spiegel und beguckte sich durch die Augenhöhlen der Draculamaske. Sie war aus Plastik, nicht aus Gummi. Und sie saugte sich nicht fest, wenn er atmete. Er sah einfach blöde aus. Ein blöder Nigger mit einem Vampirgesicht und einem Lumpen um seinen verdammten verblödeten Kopf. Er hielt einen abgesägten Zehn-Kaliber in der Hand. Und er guckte direkt in das schweißgebadete Gesicht von Gibson Hand, ohne ihn sehen zu können.
    Jetzt hatte das Bleichgesicht die Beute. Der Bruder schaute immer noch in den Spiegel. Er schaute auch noch, als Gibson Hand plötzlich die Gewehrmündung an das Spiegelglas drückte und ein Dutzend Schrotkörner doppelten Kalibers aus dem Lauf feuerte. Der Spiegel explodierte in das Vampirgesicht.
    Der weiße Oreo-Gangster brüllte los vor Angst und Entsetzen, als sein Partner ohne Maske und ohne den größten Teil seines Kopfes über den Boden des Schnapsladens flog und dabei so gewaltige Mengen Blut verspritzte, daß er in seiner eigenen Lache weiterrutschte. Der tote Körper schlitterte quer durch den Raum und krachte dann gegen den Ladentisch.
    Der weiße Oreo-Gangster brüllte immer noch vor Schock und Entsetzen, als Gibson Hand aus dem Hinterzimmer stürzte. Seine Ithaca sprengte den zweiten Oreo-Banditen buchstäblich aus seinen Mokassins in die Ewigkeit. (Selbst der trug unmoderne Schuhe. Sie waren beide Häftlinge aus Folsom in den Klamotten der frühen 60er Jahre. Der arme alte Cal Greenberg würde als einziger um sie trauern und sich fragen, ob wenigstens sie noch Glenn Miller gehört hatten.)
    Dann ging Gibson Hand hinüber zu seinem zweiten Opfer und zog die Schweinchen-Dick-Maske vom zuckenden Leichnam. Als sein Verstärkungsteam in den Laden stürzte, fanden sie Gibson, wie er sich die Maske neben sein Gesicht hielt und sagte »Dddddas war's, Leute!«
    Es war die Umkleideraumstory des Monats. Aber unglückseligerweise schneite ein Nachrichtenteam von der hinterhältigen Fernsehstation, die Captain Woofer so sehr haßte, herein, um in der Funksprechzentrale Aufnahmen zu machen, und die kriegten ausgerechnet Gibson Hand vor die Kamera, als er vor einer Gruppe von Detectives fröhlich seine Schweinchen-Dick-Abenteuer zum besten gab. Die krummen Hunde brachten dann später in den Elf-Uhr-Nachrichten einen Kommentar, in dem es hieß, Gibson Hands einziger Konkurrent sei der iranische Blut-Ayatollah, der sich beim Anblick der Überreste toter Amerikaner köstlich amüsiert habe. Und so wurde Gibson Hand blitzschnell zurückversetzt zur Hollywood-Streife, zu seinem entsetzlichen Kummer, denn ab sofort würde es für ihn auch nicht mehr annähernd so viele Möglichkeiten geben, Menschen zu töten und andere ähnlich verdienstvolle Polizeiarbeit zu leisten.
    Darum war Gibson Hand wieder auf dem Hollywood-Boulevard und lief Streife mit Buckmore Phipps. Und die beiden Straßenmonster ahnten nicht, daß in Kürze der erste Lichtstrahl auf den Mordfall Nigel St. Claire fallen sollte. Ein Soldat vom Marine-Corps pinkelte gerade in einen Tontopf.
    Der betreffende Mariner war ein

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