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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Schlacht, sprang auf die Füße und sagte: »Private First Class Gladstone Cooley, Sir! United States Marine Corps!«
    Sofort brüllten Buckmore Phipps und Gibson Hand los wie die Stiere. Noch einer von den Marines! Buckmore Phipps und Gibson Hand hatten bei den Fünften Marines gedient, und es war eine Tortur für die beiden, daß Marines sich hier in der Selma Avenue herumtrieben und daß es in den Tuntenbars von ihnen wimmelte.
    »Weißte, Buckmore, die sollten sich die Jungs für die Corps lieber gleich aus dem CVJM von Hollywood holen, wenn man sich den Laden heutzutage ansieht«, sagte Gibson Hand.
    Als dann alle Bildhauer angstschlotternd an den tropfenden Wänden standen und auf neue Befehle der Straßenmonster warteten, entdeckte Gibson Hand plötzlich ein zitterndes vierzehnjähriges Mädchen in dem Abstellraum, in dem die Tontöpfe aufbewahrt wurden. Sie war eine Aushilfskraft, deren Job es war, die überschüssige Pisse vom Fußboden aufzuwischen und, je nach Bedarf, regelmäßig für den Nachschub von Pepsi zu sorgen.
    »Beweg deinen Hintern mal da raus, Schwesterchen«, sagte er, und schon krabbelte die sommersprossige Ausreißerin hervor, den Blick starr auf ihre alten, zerrissenen Mokassins gerichtet.
    »Woher kommste, Kindchen?« fragte Buckmore Phipps.
    »Culver City«, quiekte sie.
    »Wann biste von zu Hause abgehauen?« fragte Gibson Hand.
    »Vor zwei Tagen. Ich wohn da in diesem Apartment in Ost-Hollywood bei einem Freund.«
    Gibson Hand gab sich ungewöhnlich väterlich. »Also, dann mach mal schön so weiter und bleib bei deinen sogenannten Freunden in Ost-Hollywood. Ich würde aber lieber blitzschnell zum nächsten Polizisten im Dienst flitzen, wenn ich du wär, bevor dich einer von diesen Ost-Hollywood-Typen auf deiner Matratze vergewaltigt. Denn dann merkste nämlich vielleicht nicht mehr, daß sie dir deine verdammte Gurgel mit dem Bieröffner durchschneiden. Und dann müssen die dich abmurksen, damit sie deinen dreckigen Körper nach deinem Tod vergewaltigen können, was ihnen aber gar nicht soviel Spaß macht, weil sie's nämlich mögen, wenn du dich kräftig wehrst und fürchterlich schreist. ALSO, PUPPE, HEB DEINEN KLEINEN DRECKSARSCH HIER RAUS UND AB NACH CULVER CITY!«
    Als die kleine Ausreißerin wild entschlossen die Treppe hinunterrannte, drehte sich Buckmore Phipps zu Gibson Hand um und sagte ehrlich: »Du warst ja richtig süß, Gibson. Man braucht schon verdammt viel Mut, um so 'nem Ausreißerküken den richtigen Rat zu geben.«
    Dann kamen die beiden aufs Geschäftliche zurück. Zwei der Bildhauer, ein Grieche und ein Türke, schoben sich natürlich gegenseitig die Schuld für den verirrten Tonklumpen zu, der Buckmore Phipps' Uniformmütze in die Gosse befördert hatte. Buckmore Phipps fragte Gibson Hand, welchen von beiden sie denn nun mitnehmen sollten.
    »Is mir scheißegal«, er zuckte die Schultern, »sind doch beides Schleimscheißer, oder?«
    Sie waren drauf und dran, beide Schleimscheißer die Treppe hinunter abzuführen, während sie versuchten, im Geist eine passende Beschuldigung für ihren Polizeibericht zu formulieren, als Gladstone Cooley plötzlich sagte: »Sir, Sie brauchen mich doch wohl hoffentlich nicht bei meinem diensthabenden Officer zu melden oder so was?«
    »Zeigen Sie mir doch mal Ihren Militärpaß«, sagte Gibson Hand kurzentschlossen.
    Buckmore Phipps warf dem Obergefreiten einen finsteren Blick zu und sagte: »Wenn sie solche Helden wie Sie im Zweiten Weltkrieg bei den Marines gehabt hätten, hätten se die verfluchte Fahne wahrscheinlich erst mal blasen oder bumsen müssen, um sie auf Iwo Jima überhaupt hochzukriegen.«
    Und als Gibson Hand dann schließlich Gladstone Cooley den Urlaubsschein entriß, fiel ihm dabei ein kleiner Zettel in die Hand.
    »Der Name kommt mir bekannt vor, Buckmore«, sagte er, als er sich den Zettel beguckte. »Weiß nur nicht, wo ich den schon mal gehört hab, aber irgendwoher kenn ich den.«
    Buckmore Phipps nahm den Zettel und las »Nigel St. Claire«, dahinter stand eine Telefonnummer. »Yeah, ich hab diesen Namen erst kürzlich irgendwo gehört. Wer ist das?« fragte er den Mariner.
    Aber dann führte die Unberechenbarkeit des Schicksals nicht nur dazu, daß der Grieche und der Türke nicht im Knast übernachten mußten, sondern auch zu einem Zwischenfall, der Buckmore Phipps und Gibson Hand nicht etwa zu legendären Polizeihelden machte, wie sie es sich immer erträumt hatten, sondern förmlich zu Polizeihanseln

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