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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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achtzehnjähriger Obergefreiter aus Minneapolis, der Private First Class Gladstone Cooley. Mütterlicherseits war er ein Schwede der zweiten Generation, und er hatte von seinen Wikingervorfahren die besten Eigenschaften geerbt. Er war hochgewachsen und, wie man in den Modellierstudios sagte, so gebaut, wie Michelangelo sich seinen David gewünscht hätte. Haar und Haut waren goldfarben und die Augen kobaltblau. Sein einziger physischer Makel war gelegentlich ein Pickel auf seinem Torso, weil er sich für seine Modellsitzungen mit zuviel duftendem Babyöl einrieb. Psychisch wies er einen IQ von allenfalls Raumtemperatur auf, wodurch er aber außerordentlich gefällig und sowohl ein ausgezeichnetes Künstlermodell als auch ein sehr anständiger Mariner war.
    Auf seinen dreitägigen Kurzurlauben von seiner Kaserne im Camp Pendleton kassierte er von Künstlern und Fotografen in Hollywood bis zu vierhundert Dollar für Posieren. Zusätzlich zweihundert verdiente er als Callboy für anspruchsvolle Homokunden, hatte freie Unterkunft und Verpflegung in einem Motel in Nord-Hollywood, damit er auf Abruf bereit war, und hatte sich zweiundzwanzigmal den Film American Gigolo angesehen. Den dreiundzwanzigsten Besuch des Films plante er ausgerechnet an dem Tag, an dem er während des Modellstehens in den Tontopf pinkelte.
    Genaugenommen war es nicht das erste Mal, daß er dazu aufgefordert wurde. So ungewöhnlich war das nicht in Hollywood. Das kleine Künstlerstudio lag über einem Spezialgeschäft, in dem Wasserpfeifen, Marihuana-Zigarettenspitzen und Zigarettenpapier mit Sternenflitter verkauft wurden. Gladstone Cooley mußte alle zwölf Minuten eine Viertelflasche Pepsi-Cola trinken, wenn er zu diesem speziellen Modellservice angeheuert wurde. Der Modellierlehrer, der ihn gemietet hatte, behauptete, die Harnsäure gebe dem Ton Vitalität und mache die Skulpturen lebendiger. Doch sogar mit seinem IQ kapierte Gladstone Cooley, daß sie nichts weiter als Pinkelfetischisten waren, aber wenn die ihm unbedingt fünfzig Dollar die Stunde bezahlen wollten, würde er auch noch länger in ihren Topf mit Modellierton pinkeln.
    Es gehörte unweigerlich dazu, daß einer der elf Künstler, die auf dem langen Tisch mit Ton modellierten, auf dem der Marinesoldat außer einem Navajo-Stirnband gänzlich nackt posierte, Gladstone bitten würde, so lieb zu sein und ein paar Spritzer auf den ganz persönlichen Tonklumpen des Künstlers vor ihm auf dem Tisch zu geben.
    Gladstone war ein hilfsbereiter Junge und versuchte sein Bestes, solange sie ihn ausreichend mit Pepsi-Cola-Flaschen versorgten. (Eine Firma, die seine Gefühle verletzte, als sie ihm untersagte, ihr Produkt mit ihm als Modell bei der Arbeit anzupreisen und ihr dadurch zu helfen, den Konkurrenzkampf gegen Coca-Cola zu gewinnen.)
    An diesem speziellen Tag hatte er, außer in den großen gemeinsamen Bottich, bereits in drei individuelle Tonklumpen gepinkelt. Dann kam es zu einem Streit zwischen einem Künstler, der überhaupt keinen individuellen Service bekommen hatte, und einem anderen, der hatte. Und obwohl er alles versuchte, konnte Gladstone Cooley keinen Tropfen mehr herausquetschen für den verärgerten Künstler, selbst dann nicht, als er gleich zwei Viertelflaschen Pepsi nacheinander hinunterstürzte. Das lag natürlich am Druck der Ereignisse. Inmitten der bösartigen Streitigkeiten und schrillen Drohungen, die da hin und her flogen, war er ganz einfach ausgetrocknet.
    Der eifersüchtige Künstler, dessen Ton nicht bepinkelt worden war, wurde schließlich so wütend, daß er seinen Tonklumpen packte und ihn auf seinen Gegner schleuderte. Daraufhin kam es regelrecht zu einem Kampf, den der Lehrer nicht verhindern konnte, und bei dessen Anblick Gladstone Cooley sich sehnlichst wünschte, auf schnellstem Wege zu seinem friedlichen Gefechtszug zurückzukehren. Und das hätte er auch getan, wenn nicht ausgerechnet der, der mehr Pisse bekommen hatte, als er verdiente, auf den Tonklumpenwurf reagierte, indem er einen pitschnassen Haufen Ton ergriff und ihn seinerseits auf seinen Gegner schleuderte. Der Ton verfehlte sein Ziel und segelte aus dem offenen Fenster hinunter auf den Hollywood-Boulevard, wo er Buckmore Phipps die Mütze vom Kopf schlug. Die endlose, ewige Kette.
    Als Buckmore Phipps' Mütze davonflog, stand er gerade auf der Straße, um einem purpurfarbenen Cadillac-Cabrio einen Strafzettel zu verpassen. Der Besitzer, ein eingeschüchterter schwarzer Zuhälter, versuchte

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