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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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machen!«
    Während die miesgelaunten Straßenmonster Al Mackey und Martin Welborn alles über den Mariner erzählten, was sie wußten, kriegten das Wiesel und das Frettchen sich zum ersten Mal während ihrer zweijährigen Partnerschaft ernsthaft in die Haare.
    »Jetzt haben wir drei verdammte Stunden zuviel abgekloppt!« schrie das Wiesel, als die Sonne in den Pazifischen Ozean fiel, was sie vom fünfzigsten Stockwerk hoch oben bestimmt nicht hätten sehen können, wohl aber vom zweiten, was an der natürlichen Bewölkung lag und an dem unnatürlichen Smog in diesem Zwielicht von Los Angeles.
    »Ich möcht noch 'n bißchen länger bleiben«, sagte das Frettchen. »Dieses Schlitzauge geht todsicher noch in dieses Restaurant. Das kann ich fühlen.«
    »Das kannste fühlen. Fühlen! Was zum Henker biste grade, 'n Swami vom Sunset Strip?«
    »Wenn du 'n Feeling hast, eben so 'n Gefühl, sollste ihm nachgeben. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Das Karma stimmt.«
    »Das Karma! Das Karma!« Das Wiesel stampfte in seinen Motorradstiefeln auf dem Dach herum und trat nach jeder trägen Taube, die zu blöd war, ihm nicht aus dem Weg zu gehen. »Warum gehste nicht raus nach Malibu und trittst einer von diesen Sekten bei, die kleine fette Inderjungen in Freizeitgewändern und weißen Schuhen anbeten. Karma!«
    »Du kannst gehen. Ich bleib hier«, sagte das Frettchen.
    »Soll ich vielleicht 'n Taxi nehmen?«
    »Nimm den Toyota.«
    »Wie kommst du ins Revier zurück?«
    »Ich werd 'n Taxi nehmen. Oder ich mach Anhalter. Oder ich geh zu Fuß.«
    »Erstens, du hast kein Geld fürn Taxi. Zweitens, niemand würd son abgerissenen Typ wie dich mitnehmen. Drittens, du bist nicht zu Fuß gegangen, seit Judas diesen verdammten Jesus Christus reingelegt hat!«
    »Geh runter von meinem Dach«, sagte das Frettchen. »Ich brauch dich nicht.«
    »Ich werd dich auf diesem Dach nicht alleinlassen«, sagte das Wiesel.
    »Willste mich etwa wegtragen?« sagte das Frettchen, und nun lag Hochspannung in der Luft.
    Der Ball lag in Wiesels Garten, er mußte ihn zurückwerfen. Es gab eine bedeutungsschwangere Pause, und dann sagte er: »Ich glaub, ich weiß, wie dir zumute ist. Dieser Kerl, der dir deine eigene Kanone ins Gesicht gesteckt hat. Das ist hier nicht Vietnam. Das ist deine Stadt. Es is eine Sache, wenn man im Krieg umgelegt wird. Aber es is ne andere Sache, wenn dich 'n Kerl in deiner eigenen Heimatstadt umlegt. Also, ich mein, es is ne verdammte, elende Kiste, ermordet zu werden. Isses das, was du fühlst? Irgend so was Ähnliches?«
    Das Frettchen drehte dem Wiesel den Rücken zu und sah runter auf das Thai-Restaurant. Da ging gerade ein kleiner Mann rein. Er trug einen Anzug aus Baumwollkrepp mit schwarzen und weißen Streifen. Es war nicht der Mörder. Das Frettchen drehte dem Wiesel immer noch den Rücken zu und sagte: »Ich träum nachts von ihm. Das war was … Persönliches. In Vietnam hab ich nie jemand persönlich umlegen wollen. Ich werd dir was erzählen, weil ich weiß, daß du es für dich behältst. Als ich damals nachts nach Hause kam, hab ich … geheult. Es war das erste Mal in meinem ganzen Leben, daß ich mir vorgestellt hab, was das für ne jammervolle Sache is, ermordet zu werden.«
    Das Wiesel schwieg einen Moment und sagte dann: »Ich hab noch sechs Dollar in meinem Versteck im Stiefel. Ich werd 'n paar Bier davon kaufen. Scheiße, ich hätt heute abend sowieso nichts Besseres vorgehabt, als mir Dallas anzugucken.«
    Das Frettchen nickte, und das Wiesel verließ das Dach. In dem Moment stieg ein Mann aus dem Ford, der genau die richtige Größe hatte, und ging auf das Licht des Thai-Restaurants zu. Er drehte sich zur Straße um. Das Fernglas durchdrang die Dunkelheit, und das Frettchen konnte ihn ausgezeichnet sehen. Es war nicht der Mörder.

 

    12
    Jackin Jill
    Nach Einbruch der Dunkelheit war sogar das Frettchen bereit, vom Dach runterzusteigen. Seine Augen schmerzten, und er war erschöpft. Er war entschlossen, nach Hause zu gehen und ohne sein übliches TV-Dinner ins Bett zu fallen. Eins mußte man seiner Ex-Frau lassen, sie hatte kochen können. Waren etwa Tomatensuppe und Käsesandwiches das richtige abendliche Festessen für Gourmets?
    »Ich hab nicht mal mehr genug Kraft, um zu furzen«, sagte er auf der Rückfahrt zum Revier.
    »Das hör ich aber gern«, sagte das Wiesel.
    »Ich glaub, ich schlaf wie 'n verrückter Feuerwehrmann in meinen Klamotten ein«, sagte das Frettchen. »Ich wette, daß

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