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Der Hühnerführer: Roman (German Edition)

Der Hühnerführer: Roman (German Edition)

Titel: Der Hühnerführer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Weitmayr
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Objektive steht Ihnen viel besser.” 
    Ich legte auf.  
     
     
    ***
     
     
    “Kreolisches Huhn! Haben Sie das schon einmal gegessen?” 
    Das Kabel, das die Stapo rund um meinen Oberkörper gewickelt hatte, um in einen gewaltigen Sender zu münden, der wiederum mit dutzenden Klebebändern knapp oberhalb meines Gesäßes festgeklebt war, so dass an ein normales Sitzen nicht zu denken war, kratzte ganz fürchterlich. Daran hatte auch mein drittes Viertel Veltliner nichts ändern können. An meiner Nervosität auch nicht.  
    “ Kreolisches Huhn? Nein, wüsste ich nicht, kenne ich nicht.” Ich nahm einen hastigen Schluck. “Das hat doch etwas mit Südamerika zu tun, oder?” 
    “ Nicht nur”, erklärte Herr Dvorschak, dem meine Unpässlichkeit offenbar nicht aufgefallen war. “Auch auf Cap Verde und in Teilen der USA hat sich die kreolische Kultur festgesetzt, aber Sie haben schon recht: Ich persönlich kenne das kreolische Huhn aus Kuba.” 
    “ Kuba?” Ich verschluckte mich fürchterlich – und zwar so, dass ein wenig, aber nicht unbemerkbar wenig Grüner Veltliner aus meinen Nasenlöchern schoss. Herr Dworschak ignorierte auch diese Seltsamkeit.  
    “ Kuba, das kommunistische Kuba, das von Fidel Castro?”, erkundigte ich mich, während ich den Wein von meinem Hemd wischte. 
    “ Ja, genau, Kuba” sagte Herr Dvorschak und legte ein kleines Kästchen, ausgestattet mit exakt einem Knopf, den er auch drückte, auf den Tisch. Dann fuhr er fort: “Sie würden wirklich besser sitzen, wenn Sie den Sender eher seitlich anbringen, etwas oberhalb der Hüfte, dann können Sie sich auch wieder zurücklehnen.” 
    “ Wie bitte?” 
    “ Ihr Sender. Der, den Sie oberhalb Ihres Gesäßes tragen.” Er schüttelte den Kopf. “Ich weiß nicht, warum die Stapo das immer noch so macht. Wenn man sich nicht zurücklehnen kann, muss das doch irgendwann zu Rückenproblemen führen.” 
    Herr Dvorschak hielt seinen rechten Zeigefinger gegen seine geschürzten Lippen, dann ließ er den Knopf wieder los.  
    “ Ein wunderbares Land, dieses Kuba, mit einem wunderbar funktionierenden Staatsapparat. Das müssen Sie sich einmal selbst anschauen.” 
     
     
    ***
     
     
    “Das ist, wie Sie sich denken können, ein Störsender”, erklärte Herr Dvorschak, nachdem er wieder den geheimnisvollen Knopf gedrückt hatte. 
    “ Ein Störsender.” 
    “ Genau.” Er lächelte mir aufmunternd zu. “Sobald Sie sehen, dass ich den Knopf gedrückt halte, können wir frei reden. Allerdings nicht zu lange. Höchstens ein paar Sätze am Stück.” 
    “ Ansonsten?” 
    “ Ansonsten wird die Stapo misstrauisch.” 
    “ Und so nicht?” 
    Herr Dvorschak ließ den Knopf los.  
    “ ... liegt, den wunderbarsten Rum serviert bekommt. Das ist ein Klischee, das sich wirklich voll und ganz bewahrheitet.” 
    “ Cuba Libre“, sagte ich. 
    “ Cuba Libre?” 
    “ Ja, ich dachte, das Nationalgetränk wäre Cuba Libre.” 
    “ Ach, das ist nur etwas für Touristen und die Medien. Wer auf Kuba wirklich Geschmack beweisen will, trinkt Rum, pur und ohne Eis. Ich sage Ihnen, das geht runter ...” 
    Herr Dvorschak drückten den Knopf.   
    “ Fragen Sie mich, was ich von der politischen Lage halte. Das bringt Ihnen bei Fleischer Punkte.” 
    Herr Dvorschak ließ den Knopf wieder los und sah mich erwartungsvoll an. Ich fühlte mich, als hätte man meinen Kopf in einen Türstock gehalten und die dazugehörende Tür dann ein- zwei Mal mit voller Wucht zuschwingen lassen. Fleischer! Er wusste von Fleischer.  
    “ Was halten Sie von der politischen Lage in Kuba?”, fragte ich wie in Trance. 
    “ Ach, wissen Sie, die hat auch ihre Vorteile.” 
    “ Welche denn?” Meine Stimme klang mir selbst fremd, irgendwo zwischen tonlos und metallisch. Das musste Fleischer auffallen. 
    Knopf.  
    “ Das machen Sie gut.” 
    Knopf.  
    “ Zum Beispiel das Gesundheitssystem! Wussten Sie, dass...” 
    Herr Dvorschak schob mir über die Tischplatte hinweg einen Zettel zu.   
     
    „Sehr geehrter Herr Alexander! Es tut mir leid, dass Sie in all das hineingeschlittert sind und ich Sie ob der aktuellen Situation nicht avisieren konnte. Allerdings erfuhr auch ich erst vor kurzem von Ihrem Status. Ich darf Sie darüber in Kenntnis setzen, dass Sie mit der Lektüre dieser Zeilen von einem ausländischen Geheimdienst rekrutiert worden sind. Sie sind jetzt also ein Doppelagent, ich selbst Ihr Führungsoffizier. Sie werden bei uns unter

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