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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Nachkommen. Ich hab mir schon immer gewünscht, dass sich die Blauen und die Falben mischen. Was hältst du davon?“
    „Das ist mir völlig gleichgültig“, antwortete Wittiges ehrlich und küsste sie auf den Nacken. „Im Augenblick sind mir Pferde nicht so wichtig.“

Nachbemerkung
    Gregor von Tours lässt kein gutes Haar an Fredegund. Er mag sie nicht, wahrscheinlich spielt bei dieser Ablehnung ihre nicht ganz einwandfreie Herkunft eine gewisse Rolle. Denn Brunichild, die kaum weniger als Fredegund auf dem Kerbholz hat, kommt bei ihm entschieden besser weg. Bei der erstmaligen Erwähnung Brunichilds in seiner Chronik Zehn Bücher Geschichte , die er der Herrschaft der Merowinger widmet, beschreibt er die sechzehnjährige Prinzessin, die gerade den älteren Sigibert von Austrasien heiratet, als schön, gebildet und fromm.
    Gregor von Tours ist der Chronist der Merowingerzeit, ein Zeitgenosse Chilperichs, Fredegunds und Brunichilds, aber keineswegs ein neutraler Berichterstatter, das muss man sich deutlich vor Augen halten. Mehrmals gerät er in Konflikte mit Chilperich, so wird er von diesem tatsächlich wegen Verleumdung Fredegunds angeklagt, nachdem er es gewagt hat, die Untreue der Königin publik zu machen. Chilperich wird von Gregor zum Bösewicht schlechthin stilisiert. Dabei kann auch er nicht verhehlen, dass die übrigen Merowinger, selbst der eher gemäßigte Guntram, nicht weniger zu Gewalttaten neigen. Mord ist in der damaligen Zeit anscheinend ein probates Mittel zur Konfliktlösung.
    Die fränkische Gesellschaft des 6. Jahrhunderts ist eine junge Gesellschaft, die durchschnittliche Lebenserwartung dürfte bei etwa dreißig Jahre liegen. Entsprechend intensiv ist der Lebenshunger der Menschen, die sich der täglichen Gefährdung ihrer Existenz stets bewusst sind.
    Was ist nun Wahrheit im vorliegenden Roman und was Dichtung?
    Mehr als Sie, liebe Leserin und lieber Leser, wahrscheinlich vermuten. Im Großen und Ganzen bin ich der Chronik Gregors gefolgt, so beim Tod Merowechs, Chlodowechs, Chilperichs und der beiden kleinen Söhne Fredegunds, samt der Anschuldigung, dass Chlodowechs Geliebte die Jungen verhext habe. Wahrscheinlich sind die beiden an der Ruhr gestorben.
    Praetextatus verwendet tatsächlich einige Schätze Brunichilds dazu, für ihren zweiten Gatten Merowech Anhänger zu werben, auch der kostbare Gürtel findet Erwähnung und er brachte mich auf die Idee, die Szene an der Kirche von Chalon-sûr-Marne einzufügen als Hinweis darauf, dass es dieser Gürtel wohl bis in die Nibelungensage geschafft hat.
    Laut Gregor schickt Brunichild einen Priester als Meuchelmörder zu Fredegund. Der Name des Mannes wird nicht überliefert, wohl aber sein Ende: Ihm werden wie beschrieben auf Fredegunds Befehl Hände und Füße abgehackt.
    Die Awaren machen den Franken Brunichilds erst um 611 größeren Ärger, und die burgundische Verschwörung findet ebenfalls etwa zu dieser Zeit (613) statt. Gefährliche Unterströmungen zu Guntrams Herrschaft gibt es sicher bereits vorher.
    Erfunden ist Wittiges, dem ich eine eigene Geschichte zubillige, ihn aber vor allem als Kommentator und Zeugen der Ereignisse sowie als Gegenfigur zu all den monströsen historischen Gestalten einsetze. Dabei habe ich mir Mühe gegeben, seinen Charakter nicht zu modern zu gestalten, denn er soll ein Kind seiner Zeit und einer Gesellschaft sein, in der der Eigennutz eine Ausprägung zeigt, die uns heute fast fremd ist. Die Römer kannten noch den Begriff des Gemeinwohls, die Franken dieser frühen Zeit kennen ihn nicht mehr. Vom König abwärts handelt jeder vor allem im eigenen Interesse. Nur so ist zu erklären, dass die Freunde und Verbündeten von heute die Feinde und Gegner von morgen sind. Wendehälse wie die fränkische Könige, Bischöfe, comites und andere Würden- und Amtsträger muss man in der Geschichte in dieser Häufung sonst suchen.
    Ich gestehe gern, dass mir die Arbeit an diesem Roman Spaß gemacht hat. Im Lauf der Zeit sind mir die Merowinger ans Herz gewachsen wie eine Bande unartiger Kinder, über deren Kapriolen man manchmal wider Willen lachen muss.
    Dabei habe ich mir immer wieder vor Augen geführt, dass ihre Schandtaten, Bösartigkeit, Verschlagenheit, Untreue und Gier nach Schätzen, Ruhm und Anerkennung am Anfang dessen steht, was wir heute Europa nennen. Dass sich Europa entwickeln konnte, haben wir unter anderem den Merowingern zu verdanken, was wieder einmal beweist, dass auf dem größten Misthaufen

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