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Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman

Titel: Der Hueter der Koenigin - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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bereit?“ Samurs Stimme klang immer noch freundlich, mit einer kleinen Schärfe im Unterton.
    Wittiges überlegte, dass sich Gegenwehr kaum auszahlte. Er konnte nichts tun, um den Tod aufzuhalten. Es wurde Zeit für den endgültigen Frieden mit sich selbst. Musste er sich noch Sorgen um etwas machen? Pontus würde mit Viola das Gut weiterführen und seine Kinder aufziehen.
    „Was ist mit meinen Kindern?“, stieß er hervor. „Beziehst du sie in deine Rache ein?“
    „Nein“, sagte Samur feierlich. „Ich will nur dein Leben.“
    Ein Letztes verlangte Wittiges noch zu wissen, während ihn eine Art Abschiedsruhe überkam. Wie aus innerer Ferne sah er die blaue Dämmerung hereinbrechen, nahm die Silhouetten der Pferde wahr, die sich langsamer bewegten, Vögel sangen ihr Abendlied.
    „Warum hat mir dein Vater die blauen Pferde geschenkt, wenn sie doch dir gehörten?“
    „Das hast du immer noch nicht begriffen? Sie sollten mein Hochzeitsgeschenk für Cotani sein. Er wollte mich demütigen, indem er dir auch noch die Pferde schenkte, nachdem du meine Braut gehabt hast.“
    Es war so weit. Wittiges spürte die Anspannung des Awaren. Jetzt würde er ausholen und ...
    Ein merkwürdig dumpfer Aufprall war zu hören, dann fiel Samur vornüber gegen den Zaun. Seine Beine knickten ein, und hinter Wittiges erhob sich ein triumphierendes Johlen, gefolgt vom Klatschen einer Ohrfeige.
    Gleich darauf stand Ulf neben ihm, und eine hohe junge Stimme zeterte.
    „Ich hab das Messer gesehen, glaub mir!“
    Wittiges wandte sich so weit um, dass er hinter sich blicken konnte. Da stand, einige Ellen entfernt, breitbeinig seine Tochter Agnes, eine Schleuder in der Hand.
    „Hat sie ihn erledigt?“, fragte er unsicher.
    Ulf antwortete nicht, sondern beugte sich über Samur und nahm ihm das Messer aus der Hand. Dann richtete er sich auf.
    „Dreh dich um, Agnes und sieh nicht her!“, befahl er seiner Schwester.
     „Pah!“, schrie sie trotzig.
    „Dreh dich um!“, donnerte nun auch Wittiges und stand rasch auf. Ulf hatte Samur bereits am Schopf gepackt und riss seinen Kopf hoch. Der Aware stöhnte kurz auf, als Ulf ihm mit einer einzigen ruhigen Bewegung die Kehle durchschnitt.
    „Ich hab ihm nie getraut, irgendwas stimmte nicht mit ihm.“ Ulf ließ den Schopf los, Samur sank zusammen, zuckte noch einmal und lag still.
    Wittiges ging Agnes entgegen. „Was suchst du hier? Und warum bist du bewaffnet?“ Die Schleuder war nun wirklich kein Spielzeug.
    „Viola hat gesagt, du bist bestimmt bei den Pferden. Wir sollen dich zum Essen holen. Darf ich nun hinschauen?“
    „Auf keinen Fall“, antwortete Ulf. Sie nahmen das Mädchen in die Mitte und gingen gemeinsam das kurze Stück zum Haus. Wittiges konnte kein Wort mehr sagen, erst jetzt übermannte ihn das Entsetzen und er zitterte heftig, wollte es sich aber um keinen Preis vor seinem Sohn, der gerade so kaltblütig einen Feind getötet hatte, anmerken lassen.
    „Samurs Pferd steht unten an der ersten Scheune“, raunte Ulf, als sie den Stallhof beinahe erreicht hatten, „ein blaues Pferd. Daran hab ich erkannt, wer uns besuchte. Ich war schon auf der Hut, bevor wir dich und ihn sahen. Aber Agnes war schneller, sie hat Augen wie ein Luchs und erkannte als Erste die Gefahr. - Tut mir leid, dass ich dich geohrfeigt hab“, setzte er an seine Schwester gewandt hinzu.
    Drei Wochen später stand Wittiges zusammen mit Viola wieder am Zaun, fast zur gleichen Stunde, zu der Samur aufgetaucht war. Sie hatte den Spaziergang vorgeschlagen. Den Awaren hatten sie auf dem Friedhof oberhalb des Schmiededorfs bestattet und ihm den Dolch, der ihn getötet hatte, mit ins Grab gegeben. Obwohl niemand etwas über den Gott der Awaren wusste, hatte Pontus ein Gebet gesprochen und die Seele des Toten der Fürsprache aller Heiligen empfohlen. Mehr konnten sie nicht tun.
    Viola strich sich über den runden Bauch, die Geburt stand kurz bevor. Und was kam dann?, fragte sich Wittiges. Auf einmal nahm er das Leben mit größerer Intensität wahr, es war ihm so kostbar wie nie zuvor, nun, da es ihm neu geschenkt worden war.
    „Wie wollen wir es nennen?“, fragte Viola und lehnte sich an ihn.
    „Müssen wir nicht erst einmal abwarten, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird?“
    „Ach, das meinst du“, gab Viola erstaunt zurück. „Es wird eine Tochter, da bin ich mir sicher. Sie ist zu bockig für einen Jungen. Nein, ich meine das Pferd. Den blauen Hengst. Hoffentlich sorgt er für viele schöne

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