Der Huf des Teufels (German Edition)
nickte und ging mit hängendem Kopf hinaus und rüber in das Zimmer nebenan.
* * *
»Herr Langensalza«, begann Stresser und legte seine Unterarme parallel zueinander auf den riesigen Tisch der Kantine. »Wie Sie wissen, haben wir heute Ihren Angestellten Herrn Peter Sandkühler wegen Tatverdachts und Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft genommen.«
»Was heißt das?«, fragte Simon unsicher. Stresser korrigierte den Sitz seiner Fliege.
»Eine Hausdurchsuchung hat mehrere Beweisstücke im Fall Hofstätter ans Licht gebracht, und nun ist davon auszugehen, dass Herr Sandkühler diese Straftat verschleiern und einen etwaigen Komplizen schützen oder warnen möchte.«
»Ach, jetzt verstehe ich«, sagte Simon und ließ sich gegen die Lehne des Stuhls fallen. »Sie denken, ich bin der Komplize.«
»Herr Langensalza, wie schon in unserem letzten Gespräch angedeutet, sind Sie der Einzige mit einem realen Motiv. Sie sind der Vorgesetzte von Herrn Sandkühler, und ausgerechnet bei ihm finden wir Beweise, die in direktem Zusammenhang mit der Erpressung stehen. Herr Sandkühler hat Sie zwar nicht verraten, aber er hat ungeheure Angst vor Ihnen.«
»Vor mir? Angst? Ich kenne Peter seit fünfzehn Jahren oder länger. Er hat, seit er ein junger Kerl war, bei uns gearbeitet, wie schon sein Vater. Ich habe ihn immer gut behandelt und ihm geholfen, wenn er Hilfe brauchte. Sie wissen, wie er ist. Ganz allein kommt er nicht klar.«
»Ganz genau. Ganz allein kommt er nicht klar. Und ganz allein kann er auch niemals diese Tat begangen haben. Da sind wir uns einig, denke ich.«
»Und das heißt automatisch, dass ich …«
»Herr Langensalza, ich möchte Ihnen eine Chance geben, diesen Fall ein für alle Mal aufzuklären. Sagen Sie uns, wie es gewesen ist. Glauben Sie mir, es ist besser für Sie, für Ihre Tochter und natürlich auch für Peter. Sie verlieren in jedem Fall, wenn Sie weiterhin schweigen.«
Simon warf hilflos seine Hände in die Luft und lachte verzweifelt. »Was soll ich denn tun? Herr Stresser, ich kann doch nicht etwas zugeben, dass ich nicht getan habe. Ich weiß nicht, was hier gespielt wird. Glauben Sie mir, ich war es nicht und weiß auch nicht, wie Peter da reingeraten konnte. Er ist jedenfalls kein Erpresser. Er hat ein schlichtes Gemüt, ja, aber er ist doch kein Verbrecher.«
»Leider sprechen die Beweise eine andere Sprache.«
»Herr Stresser, bitte. Das alles ist ein kompletter Alptraum. Ich habe mit der Erpressung nichts zu tun, und ich glaube, dass auch Peter unschuldig ist. Und das mit Shelly …«
»Das ist eine andere Sache«, erklärte Stresser abweisend.
»Ja, aber da kann doch auch etwas nicht stimmen. Hier stimmt nichts mehr, alles läuft schief …« Er vergrub den Kopf in seinen Händen und fuhr sich verzweifelt durch die Haare.
»Herr Langensalza, würden Sie uns freiwillig Ihren Computer und Ihr Handy zur Durchsicht Ihrer Daten überlassen? So könnten wir schnell herausfinden, ob die Videos sich auch auf Ihren Geräten befinden.«
»Natürlich, sofort«, sagte Simon, und im selben Moment dachte er, dass das ein Fehler gewesen war. Plötzlich kam eine schreckliche Angst in ihm auf, dass diese Dateien doch, auf welche Art auch immer, auf seinen Computer gelangt waren. Die Möglichkeit, dass jemand das alles hier manipulierte, kam ihm in den Sinn. Ja, genau. Sie alle waren Schachfiguren in einem Spiel, von dem sie selbst nichts wussten. Jemand schob sie auf einem Spielbrett hin und her und gelangte dabei unerkannt immer weiter nach vorn. Dieser schwarze König würde sie alle schachmatt setzen. Nicht mehr lange, und jeder Einzelne von ihnen hatte das Spiel verloren. »Es stimmt, dass Bernd und ich uns nicht mögen. Es stimmt, dass er mich beschuldigt hat, ihn zu betrügen. Wieso, kann ich mir aber nicht erklären. Wir haben keine Gelder unterschlagen. Und das von ihm und meiner Tochter habe ich erst neulich Abend von Shelly erfahren, als Sie mich abgeholt haben. Das habe ich Ihnen doch alles schon gesagt.«
Stresser musterte Simon. Er sah ehrlich aus. Er hatte viele Menschen lügen sehen, wusste, was sie dabei taten, welche Hinweise sie unbewusst über ihre Mimik aussendeten, aber Simon sah ehrlich aus.
»Herr Langensalza, ich möchte Ihnen eigentlich glauben. Aber da bleiben viele Fragezeichen. Die Zeugin, die kurz vor dem Schuss Ihren Namen gehört hat, zum Beispiel. Aber das reicht noch nicht aus, um Sie festzunehmen. Wir werden nun Ihren Computer durchsuchen. Peter
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