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Der Huf des Teufels (German Edition)

Der Huf des Teufels (German Edition)

Titel: Der Huf des Teufels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bent Ohle
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Stresser deutete mit dem Zeigefinger auf die Waffe und ging darauf zu. Mit Daumen und Zeigefinger fasste er den Lauf der Waffe und hob sie hoch. Er legte den Kopf schief, damit er die Aufschrift besser lesen konnte.
    »Eine Sig Sauer, 9mm.«

Dreizehn
    Shelly saß in einem kahlen klassenzimmergroßen Raum hinter einem massiven Buchenholztisch neben Dr. Franke, ihrem Anwalt, den Simon ihr geschickt hatte. Franke, ein Mann Ende fünfzig, mit drahtigen grauschwarzen Haaren und einer zigarrenfarbenen Haut, hatte eine Viertelstunde Zeit gehabt, um Shelly über den Sachverhalt aufzuklären, bevor es vor den Haftrichter ging. Eine Uhr über der Tür zeigte zwanzig Uhr dreiundfünfzig an. Der Richter, ein schmaler, großer Mann mit schlohweißen Haaren und einem schlecht sitzenden dunklen Anzug, blätterte sich hinter seinem Pult durch eine Akte. Er hatte Shelly bis jetzt keines Blickes gewürdigt. Franke, der seine Hände über seiner schwarzen Aktentasche gefaltet hatte, lächelte Shelly aufmunternd zu. Er hatte ihr geraten, alles zuzugeben und sich reuig zu zeigen. Was Richter niemals sehen wollten, waren halsstarrige Kriminelle, die ihre Taten verteidigten. Anscheinend vermutete er, dass Shelly genau das vorgehabt hatte, womit er wohl nicht ganz falschlag. Doch gegenüber Stresser seine Meinung zu verteidigen war eine Sache, jetzt stand sie vor einer Instanz, die sie ins Gefängnis befördern konnte.
    »Shelly Ellen Kutscher, Sie sind Amerikanerin. Aus welchem Grund befinden Sie sich in Deutschland?«, fragte der Richter gelangweilt.
    »Ich … ich möchte mich erholen«, stammelte sie, etwas überrascht von der Frage. Der Richter blätterte vor und zurück. Seine Augen blieben auf das Papier gerichtet.
    »Haben Sie ein gültiges Visum?«, fragte er. Seine Stimme lag etwa eine Tonlage über einem Flüstern.
    »Ja, habe ich.«
    »Sie machen also Urlaub hier.«
    »Nein, nicht direkt. Ich habe einen Hof geerbt und möchte ihn instand setzen.«
    »Mit welchem Ziel?«
    »Nun, ich weiß es noch nicht genau. Vielleicht eröffne ich ein kleines Gestüt … Ich weiß es noch nicht.«
    »Wie stehen Sie zu Herrn, äh … Simon Langensalza?«, fragte der Richter und beugte sich weiter vor, als er von der Akte ablas.
    »Ich habe bei ihm mein Pferd untergestellt.«
    »Und wie ist es zu erklären, dass Sie von dem Auszubildenden Wilhelm angezeigt worden sind?«
    Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, ihre Gründe zu nennen.
    »Das ist so: Ich denke, nein, ich bin mir sicher, dass Herr Wilhelm der Erpresser im Fall Bernd Hofstätter ist.«
    Der Richter suchte seinen Tisch ab.
    »Wieso kommt mir der Name so bekannt vor?«
    »In dieser Sache war heute schon ein junger Mann namens Peter Sandkühler bei Ihnen«, informierte Shelly ihn.
    Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Herr Sandkühler, ah ja. Weiter bitte.«
    »Ich hatte also diesen Verdacht und habe Herrn Wilhelm öfter darauf angesprochen, um seine Reaktion zu testen und ihm zu zeigen, dass er mir nichts vormachen kann. Aus diesem Grund bin ich ihm manchmal gefolgt.«
    »Nicht um sich, wie Herr Wilhelm behauptet, privat in Ihrem Haus zu treffen?«, fragte der Richter und klang so desinteressiert, als redeten sie gerade über das Wetter in Südostaustralien.
    »Nein. Herr Wilhelm war verständlicherweise nicht gerade erfreut über meine Fragerei. Sie hat ihn nervös und wütend gemacht.«
    Der Richter schrieb etwas auf.
    »Und gestern, als Sie Herrn Wilhelm auf dem Reitplatz mit Ihrem Pferd angegriffen haben, was war da Ihre Absicht?«
    »Ich habe ihn nicht wirklich angreifen wollen. Ich war wütend. Weil ich gehört hatte, dass die Polizei Peter Sandkühler mitgenommen hatte. Ich dachte mir gleich, dass Lasse, also Herr Wilhelm, etwas damit zu tun haben musste.«
    »In welcher Form?«
    »Na, dass er dem armen Peter die Schuld …«
    »In die Schuhe«, flüsterte Dr. Franke.
    »In die Schuhe stecken …«
    »Schieben.«
    »Schieben wollte.«
    »Sie wollten ihn also nicht verletzen?«
    »Nein, ich wollte ihm meine Meinung sagen.«
    Wieder notierte der Richter etwas.
    »Laut des Protokolls haben Sie zugegeben, in die Wohnung von Herrn Wilhelm eingedrungen zu sein und dort Dokumente entwendet zu haben.«
    »Das ist richtig. Es war ein Dokument. Das heißt, eigentlich habe ich es nur fotografiert. Ist das auch strafbar?«
    Der Richter hielt kurz inne, so als wäre er in seinen Gedanken von einem Geräusch gestört worden.
    »Wie stehen Sie zu Ihren Taten?«
    Dr. Franke blickte

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