Der Hund im Kuehlschrank
können – ein wesentlicher Teil unserer Geschichte. Ziel der Voice-Dialogue-Methode ist es, seine inneren Stimmenanteile durch regelmäßig geführte Dialoge immer besser kennenzulernen.
Irgendwann kann man dann im Alltag gezielt mit ihnen in Kontakt treten und dabei auch beeinflussen, welcher Anteil im Inneren wie viel Raum bekommen soll.
Dieser innere Dialog mit Teilen der eigenen Persönlichkeit lässt sich nicht nur auf den Umgang mit Aspekten der eigenen Lebensgeschichte, sondern auch auf Erzählstoffe ganz allgemein übertragen. Das bedeutet: Jeder Erzähler sollte die Figuren seiner Geschichten erforschen und solange mit ihnen sprechen, bis er spürt, was ihn mit dieser Figur verbindet. Das kann Sympathie sein – etwa mit dem Helden oder der Heldin –, aber auch Antipathie oder Unverständnis – etwa mit einem bösen Gegenspieler oder einer bedrohlichen Kraft. Das kann Neugierde sein – beispielsweise auf die Abenteuer eines Helden – oder Neid – etwa auf die Reichtümer eines Königs. Wichtig ist, dass ein inneres Bild und ein damit verbundenes Gefühl auftaucht, das die Figuren der Geschichte mit Ihrer Lebenserfahrung füllt.
Anhand der Geschichte von »Salim und dem Bäckermeister« können Sie das sinnliche Eintauchen in Figuren und Szenen konkret ausprobieren. Die Aufgabe lautet, diese Geschichte aus vier verschiedenen Blickwinkeln zu erzählen. Zunächst aus Sicht der Hauptfigur (Salim). Nehmen Sie dazu die Ich-Perspektive ein und schildern Sie das, was geschieht. »Ich, Salim, reiste früher viel in der Welt herum. Einmal kam ich auch nach Balsora . . .« Dann wechseln Sie den Fokus und schlüpfen in die Rolle des Bäckermeisters. »Einmal mietete ein junger Mann das Zimmer mit Balkon über meiner Backstube . . .« Schließlich nehmen Sie den Platz des Richters ein, der als sachlich-neutraler Beobachter den Konflikt löst. »Einer der unzähligen Streitfälle, die ich
in meinem Richterleben lösen musste, war . . . « Und als Letztes können Sie die Geschichte noch aus Ihrer ganz persönlichen Sicht erzählen. »Da reiste einmal ein junger Mann in den Orient. Ich war dort auch schon einmal und kenne die bunten Farben und Gerüche auf den belebten Marktplätzen. Nun, dieser Mann, sein Name war Salim, beschloss . . .«
• Welche Rolle ist Ihnen leichtgefallen, welche schwer?
• Haben die einzelnen Figuren während des Erzählens mehr Kontur gewonnen?
• Sind persönliche Erlebnisse in Ihnen aufgestiegen, vielleicht Erinnerungen an eine Reise in den Orient oder an eine Situation, in der Sie selbst einmal die Düfte einer Backstube genossen haben?
• Wonach riecht es in Ihrer Lieblingsbäckerei? Für welche kulinarischen Köstlichkeiten würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
• Sind Sie auch schon einmal in Streit mit einem anderen Hausbewohner geraten? Standen Sie jemals vor Gericht?
• Sind Sie mit der Konfliktlösung des Richters einverstanden oder empfinden Sie das Urteil als ungerecht? Warum?
All diese Fragen und Ihre ganz persönlichen Antworten führen Sie Schritt für Schritt hinein in die Geschichte und intensivieren Ihre inneren Bilder. Sie werden merken: Die Geschichte erzählt sich nach dieser Übung ganz anders.
Figureninterviews führen
Um die Figuren einer Geschichte weiter zu erforschen, kann man – wiederum in Anlehnung an die Voice-Dialogue-Methode – auch sogenannte Figureninterviews führen. Es handelt sich hier
wiederum um eine aktive Arbeit am inneren Bilderschatz. Nehmen wir diesmal als Beispiel das Grimm-Märchen vom Rotkäppchen. Sie kennen die Geschichte vom bösen Wolf, der das Rotkäppchen vom Weg zum Haus seiner Großmutter abbringt und schließlich nicht nur die Großmutter, sondern auch das Mädchen frisst. Am Ende taucht jedoch der Jäger auf, schneidet dem Wolf den Bauch auf und rettet sowohl das Rotkäppchen als auch die Großmutter.
Wenn ich an einem Erzählprogramm arbeite, mache ich mich auf die Suche nach Verbindungsfäden zwischen der Geschichte und mir selbst. Ich würde mich also in diesem Fall fragen: Warum will ich Rotkäppchen erzählen? Was verbindet mich mit diesem Märchen, mit dem kleinen Mädchen, mit der Mutter, mit der Großmutter, mit dem Durchqueren des Waldes, mit dem Wolf und mit dem Jäger?
Wenn sich nicht gleich eine Verbindung auftut, führe ich Interviews mit den Figuren der Geschichte. Dies bringt sie mir näher und zeigt oft erstaunliche Seiten der verschiedenen Mitspieler. Für ein Interview
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