Der Hund im Kuehlschrank
Tage. Doch dann, eines Abends, donnerte der Bäcker wütend an Salims Tür. »Dieb!«, schrie er. »Du stiehlst meine Düfte!« Salim traute seinen Ohren nicht. »Was soll das heißen?«, fragte er verwundert und öffnete die Tür. »Glaubst du, ich hätte nicht gesehen, wie du auf dem Balkon geschnüffelt und geschnuppert hast?«, schrie der Bäcker. »Jeden Morgen riechst du mein Brot, und abends schnupperst du nach meinem Kuchen. Das musst du mir bezahlen!« – »Unsinn«, sagte Salim. »Der Duft kommt von ganz allein herauf. Gestohlen habe ich Euch gar nichts.« Der Bäcker drohte Salim mit der Faust. »Wenn du nicht zahlst, dann verklage ich dich. Der Richter wird dafür sorgen, dass ich bekomme, was mir zusteht!«
Also gingen sie am nächsten Tag zum Richter. Der Bäcker erzählte die Geschichte, und der Richter hörte genau zu. Dann fragte er Salim: »Hast du die Düfte genossen?« – »Ja, Euer Gnaden.« – »Und hast du je dafür bezahlt?« – »Nein, Euer Gnaden.« Der Richter dachte lange nach. Schließlich sagte er: »Kommt beide morgen um neun Uhr wieder. Und du, Salim, bringe fünf Silbertaler mit.« Salim war verzweifelt. Er besaß keine fünf Silbertaler. Er musste sie sich von seinen Freunden borgen. Aber wie sollte er sie je wieder zurückzahlen?
Am nächsten Morgen betrat der Richter den Saal. Salim stand da und ließ den Kopf hängen. Der Bäcker grinste und rieb sich gierig die Hände. Der Richter wandte sich an Salim: »Hast du die fünf Silbertaler mitgebracht?« – »Ja, Euer Gnaden.« Da stellte der Richter eine große Kupferschale vor sich auf den Tisch und sagte zu Salim: »Wirf die Taler hier hinein, einen nach dem anderen !« Und zum Bäcker sagte er: »Und du, höre genau zu . . .«
Der erste Taler klingelte in der Schale. Der zweite Taler flog – PLING – an seine Seite. Der dritte machte KLANG. Der vierte machte PLONG. Und der fünfte klirrte obendrauf. Der Richter sah den Bäcker an. »Nun, hast du die Taler klingeln hören?« – »O ja, Euer Gnaden«, rief der Bäcker und schielte freudig nach den Talern in der Schale. »Und hast du den Klang des Geldes genossen? « – »Und wie ich das genossen habe!« – »Gut«, sagte da der Richter, »denn mehr steht dir nicht zu. Damit ist der Geruch des Essens mit dem Klang des Geldes bezahlt.«
Innerer Dialog
Wir haben von Authentizität als einer besonderen Qualität in der Kommunikation gesprochen. Vielleicht fragen Sie sich: Kann man auch in eine Rolle schlüpfen und dennoch authentisch sein? Ich denke ja, denn eine Rolle kann zur zweiten Haut werden und sich eng an das eigene Wesen anschmiegen. Ein guter Schauspieler ist auch in einer Rolle authentisch.
Allerdings geht es in der Alltagskommunikation weniger um eine schauspielerische Darbietung als um einen lebendigen Ausdruck dessen, was einen selbst im Leben bewegt. Egal was Sie erzählen, Sie werden ganz gewiss in vielen Teilen des Gesagten Aspekte von sich selbst entdecken. Betrachten Sie beispielsweise die obige Geschichte von »Salim und dem Bäckermeister«.
Finden Sie sich darin wieder? Gibt es eine Figur in der Geschichte, die Ihnen besonders nah, oder eine, die Ihnen eher fremd ist? Sie werden diese Geschichte nur authentisch nacherzählen können, wenn Sie die gesamte Handlung sinnlich fühlen und das Geschehen zu sich selbst in Beziehung setzen.
Die Voice-Dialogue-Methode
Das amerikanische Ehepaar Hal und Sidra Stone hat einen interessanten Ansatz zur Selbsterfahrung entwickelt. Sie nennen ihn die Voice-Dialogue-Methode. Im Kern geht es dabei darum, die eigenen inneren Persönlichkeitsanteile besser zu verstehen und den bewussten Umgang mit ihnen zu lernen.
Wir alle haben verschiedene Seiten, sind mal der oder die Ängstliche, dann wieder der oder die Wagemutige. Wir kennen kritische Stimmen in uns, die kein gutes Haar an uns lassen, und stärkende Anteile, die uns Kraft geben und ermutigen. In vielen Menschen gibt es beispielsweise einen inneren Kritiker, der mit Vorliebe davon spricht, was man nicht gut gemacht hat und was man das nächste Mal unbedingt besser machen muss. Auch der Perfektionist ist ein innerer Anteil, der vielen Menschen vertraut ist. Ganz zu schweigen von dem Trägen, der morgens nicht aus dem Bett kommt, oder dem Chaoten, der jede Ordnung durcheinander bringt und ständig für Unruhe sorgt.
Wichtig ist: Alle Anteile haben ihren Sinn und sind – auch wenn sie uns manchmal das Leben gehörig schwer machen
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