Der Hund im Kuehlschrank
selbst bin ein Münchner Kindl ohne Dialekt. Ich wuchs zwar in München auf, aber in einer Familie, die Norddeutsch spricht. Daher habe ich fast keine bayrische Sprachfärbung. Im Herzen fühle ich mich dem Bayrischen sehr verbunden, meine Wurzeln sind in München, und dennoch ist mein authentischer sprachlicher Ausdruck hochdeutsch. Ob Dialekt oder nicht: Entscheidend ist, dass man die Sprache für sich findet, die von innen kommt und in der man sich zu Hause fühlt.
Ein wesentliches Element des authentischen Ausdrucks ist auch die Gestik, die das Sprechen untermalt. Gerade beim lebhaften
Erzählen sind die Hände aktiv beteiligt. Auch hier geht es nicht um einstudierte Gesten, sondern um den natürlichen Tanz der Hände in der Luft, wenn wir einem Gegenüber etwas anschaulich machen wollen. »Das Erzählen ist ja, seiner sinnlichen Seite nach, keineswegs ein Werk der Stimme allein«, schreibt Walter Benjamin. »In das echte Erzählen wirkt vielmehr die Hand hinein, die mit ihren in der Arbeit erfahrenen Gebärden das, was laut wird, auf hundertfältige Weise stützt.« Für Benjamin ist das Erzählen eine »handwerkliche Form der Mitteilung«. Für ihn haftet an einer Erzählung »die Spur des Erzählenden wie die Spur der Töpferhand an der Tonschale«. [Ref 5]
Hände sind (auch) zum Reden da. Die meisten Menschen empfinden Sprache und Handbewegung als zusammengehörig. Darum ist es so entscheidend, dass wir uns in Gesprächen möglichst gegenüberstehen oder -sitzen. Nicht nur wegen des Blickkontakts, sondern auch wegen der Sprache unserer Hände. Dazu eine kleine Anekdote aus der Zeit, als in einem einsamen Bergdorf das erste Telefon installiert wurde. Es heißt, dass dem Postvorsteher damals die Bedienung des Apparats folgendermaßen erklärt wurde: »Mit der linken Hand hältst du den Hörer, und mit der rechten Hand wählst du die Nummer. Verstanden?« – »Ja, schon«, erwiderte da der Postvorsteher. »Aber welche Hand bleibt mir dann zum Reden?«
Sinneskanäle öffnen
In diesem Kapitel geht es um das Vertrauen in die eigenen inneren Bilder, in die eigenen Gefühle, die eigene Sprache und den eigenen Körper. Es geht darum, seine persönliche Wahrnehmung und seinen Ausdruck wertzuschätzen. All das, was
ich höre, sehe, rieche, schmecke und fühle, ist mein Bild von der Welt. Und genau diese Wahrnehmung ist mitteilenswert, und zwar in genau meiner Art und Weise. Niemand anderes hat dieselbe Empfindung. Niemand anderes findet denselben Ausdruck. Jeder überzeugt am meisten mit dem, was er im Innersten ist.
Um Selbstvertrauen zu erlangen, hilft es, sich seiner Sinneswahrnehmungen bewusst zu werden. Wir kennen fünf Sinnesorgane, die uns die Welt über die Augen, die Nase, die Ohren, den Mund, die Hände und die Haut von außen nach innen erschließen. Jeder Mensch nimmt die Welt auf verschiedenen Kanälen wahr. Die meisten Menschen haben jedoch einen Sinneskanal, der dominiert.
Für das Erzählen ist es interessant, seine sensorischen Präferenzen zu kennen. Sehen Sie die Welt vor allem visuell, also über die Augen? Oder sind Sie der auditive Typ, der viele akustische Signale empfängt? Vielleicht ist bei Ihnen der Geruchssinn besonders ausgeprägt? Oder der kinästhetische Bereich, also das Erfühlen der Umgebung mit Hand und Fuß und Haut?
Wahrnehmung über die fünf Sinne
Die sensorische Präferenz eines Menschen spiegelt sich in seiner Sprache. Es ist nicht schwer, die eigene Präferenz herauszufinden. Man muss dafür lediglich die Verben, Adverben und Adjektive beobachten, die man verstärkt beim Reden verwendet. Obwohl natürlich jeder Mensch Wörter aus allen Sinnesbereichen einsetzt, stützt sich jedes Individuum doch meist auf einen Kanal mehr als auf die anderen.
Um Ihre sensorische Präferenz herauszufinden, bitten Sie einen Freund oder eine Freundin, Ihnen für fünf bis zehn Minuten ganz genau beim Sprechen zuzuhören und dabei gezielt auf die Handlungswörter und Adjektive zu achten. Falls Sie keinen Partner für diese Übung finden, können Sie sich auch selbst auf Tonband aufnehmen, um dann im Anschluss die verwendeten Wörter zu untersuchen. Am besten ist natürlich eine Situation, in der Sie nicht darüber nachdenken, worüber Sie sprechen, sondern einfach ungezwungen drauflosplappern. Vielleicht kann Ihnen Ihr Partner ein Stichwort geben, damit Sie sich vorher nichts »zurechtlegen«. Wenn Sie ein visueller, auditiver oder kinästhetischer Typ sind, benutzen
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